"Wir finden meistens Kompromisse"

Herr Bürgermeister Rubeck, was war das wichtigste Ereignis für Sie im Jahr 2012?Alexander Rubeck: Persönlich gesehen natürlich die Geburt unserer zweiten Tochter Katharina im April. Politisch gesehen die Landtagswahl

 Bürgermeister Alexander Rubeck an seinem Schreibtisch im Gersheimer Rathaus. Foto: wolfgang Degott

Bürgermeister Alexander Rubeck an seinem Schreibtisch im Gersheimer Rathaus. Foto: wolfgang Degott

Herr Bürgermeister Rubeck, was war das wichtigste Ereignis für Sie im Jahr 2012?

Alexander Rubeck: Persönlich gesehen natürlich die Geburt unserer zweiten Tochter Katharina im April. Politisch gesehen die Landtagswahl. Der Schritt war notwendig, auch die Bildung einer großen Koalition ist für die äußerst schwierige Situation, in der sich unser Bundesland befindet, die einzig vernünftige politische Zusammenstellung. Dadurch ist wieder mehr Professionalität in die Landespolitik eingekehrt, was auch den Gemeinden hilft.

Was lief in der Kommune gut, was bewerten Sie als nicht so gelungen?

Rubeck: Als gut kann man sicher die konstruktive politische Arbeit in unserer Gemeinde bezeichnen, sowohl was den Gemeinderat angeht, als auch die Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern. In unserem Gemeinderat wird auch schon mal hart in der Sache diskutiert, aber es bleibt eben immer sachlich, und in den meisten Fällen finden wir zu tragbaren Kompromissen. Ebenso gut ist das nach wie vor hohe Niveau des ehrenamtlichen Engagements in unserer Gemeinde. Was uns sicherlich stolz machen kann, ist die Umsetzung des Modellprojektes Mehrgenerationentreff in Niedergailbach, der der gesamten Gemeindebevölkerung zur Verfügung steht und der helfen soll, den demografischen Umbruch abzufedern. Wir konnten erfolgreich eine neue Veranstaltung etablieren, den "Gersheimer Landmarkt", und wir haben erstmals einen Entwicklungsplan Tourismus für unsere Gemeinde auf den Weg gebracht mit ganz konkreten Vorschlägen und bereits der ersten Umsetzung in Form der Tourist-Infostation im Rathaus. Auch das im Rahmen unserer Verwaltungsmodernisierung eingeführte Ideenmanagement trägt schon erste Früchte.

Und wo drückt der Schuh?

Rubeck: Was mir Sorgen macht, ist die finanzielle Situation der Gemeinde Gersheim. Wir gehören zu den am höchsten verschuldeten Kommunen des Saarlandes, die ihrerseits im Bundesvergleich schon traurige Spitzenreiter sind. Zwar sind wir bei der seit 2011 geltenden Schuldenbremse erfolgreich und können diese auch 2013 einhalten, aber in den nachfolgenden Jahren gehen die Einsparmöglichkeiten schlicht und ergreifend zur Neige. Auch wenn uns das Land jetzt mit dem Kommunalen Entlastungsfonds unter die Arme greift, was ich ausdrücklich begrüße, muss doch jedem klar sein, dass unser Bundesland selbst ja nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten hat. Das Saarland ist Haushaltsnotlageland und seinerseits auf die Finanzhilfen des Bundes angewiesen. Es kann seinen Kommunen dauerhaft gar nicht wirksam helfen. Sehr kritisch beurteile ich außerdem die Energiewende konkret bei uns vor Ort. Am Thema Windenergie kommen wir nicht vorbei, alles andere ist eine Scheindiskussion! Wer den Ausstieg aus der Atomenergie will, was offensichtlich auch knapp zwei Jahre nach dem Beschluss etwa drei Viertel der Deutschen für richtig halten, der muss bei den Themen Solar, Windenergie und Biogas aufgeschlossen sein. Es wäre verantwortungslos, nach dem Motto zu verfahren, wir sind für die Energiewende, aber doch bitte nicht vor unserer Haustüre. Derzeit zeichnet sich jedoch ab, dass ausgerechnet aufgrund von Einschränkungen durch das Biosphärenreservat Bliesgau am Ende auf unserem Gebiet möglicherweise gar keine Flächen für die Windenergienutzung infrage kommen. Gerade die UNESCO-Kriterien sehen ja nicht einen bedingungslosen Naturschutz im Vordergrund, sondern auch nachhaltiges Wirtschaften, also die Nutzung des Naturraumes. Was, bitte, passt denn da besser, als die Gewinnung sauberer Energie?

Gab es für Sie bittere Enttäuschungen im abgelaufenen Jahr?

Rubeck: Gott sei Dank: Nein.

Wagen wir einen Blick ins neue Jahr. Was sind wichtige Weichenstellungen im Jahr 2013? Was muss vorrangig angepackt werden?

Rubeck: Trotz der finanziellen Widrigkeiten lasse ich mich nicht von meinem Ziel abbringen, die Gemeinde Gersheim zu einer familienfreundlichen Gemeinde zu machen. Vor allem angesichts des Bevölkerungsrückgangs und des Umbruchs, der damit verbunden ist, muss dieses Ziel weiterverfolgt werden, um die Gemeinde attraktiv zu halten. Dazu konnte ich mit Unterstützung des Gemeinderates in den letzten drei Jahren schon einiges erreichen und habe auch für 2013 konkrete Pläne. Wir werden in den kommenden beiden Jahren den weiteren Ausbau der Krippenplätze in verschiedenen Kindergärten auf den Weg bringen. Voraussichtlich bis Mitte dieses Jahres werden wir als Pilotprojekt für das ganze Land ein Angebot starten, mit dem wir älteren und behinderten Menschen Verwaltungsdienstleistungen direkt vor Ort anbieten können, auch dies ist ein Beitrag zum demografischen Umbruch. Einzelheiten will ich noch nicht verraten, aber wir werden rechtzeitig die Werbetrommel rühren. Die Versorgung unseres ländlichen Raumes mit schnellem Internetzugang, also Stichwort Breitbandversorgung, bleibt Thema. Was ich in diesem Zusammenhang fordere, ist ein klares Bekenntnis von Land und Bund zu ihrer diesbezüglichen Zuständigkeit und ihrer Verantwortung. Die Gemeinden sind weder für die Telekommunikationsinfrastruktur zuständig, noch sind sie finanziell in der Lage, den Breitbandausbau zu bezuschussen. Was wir hier brauchen, sind direkte Förderungen von Landes- und Bundesebene, damit wir von wichtigen Entwicklungen nicht abgehängt werden.

Wenn Sie einen Wunsch für die Gemeinde Gersheim frei hätten, was wäre das?

Rubeck: Einen Schuldenschnitt, um die Zukunft der Gemeinde sichern zu können.

Was wünschen Sie sich persönlich für 2013?

Rubeck: Dass es meiner Familie gut geht, vor allem meinen beiden kleinen Töchtern, und ich etwas mehr Zeit für sie habe.

Zur person

 Bürgermeister Alexander Rubeck an seinem Schreibtisch im Gersheimer Rathaus. Foto: wolfgang Degott

Bürgermeister Alexander Rubeck an seinem Schreibtisch im Gersheimer Rathaus. Foto: wolfgang Degott

Alexander Rubeck wurde am 23. Dezember 1974 geboren und wohnt in Rubenheim. Der Diplom-Verwaltungswirt und CDU-Politiker ist verheiratet und hat zwei kleine Töchter. Am 7. Juni 2009 war Rubeck mit 59,2 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Gersheim gewählt worden. Das Amt als Verwaltungschef trat er Anfang 2010 an. ert

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