Wie St. Ingbert zu einem autofreien Stadtzentrum kam

St. Ingbert · Die Innenstadt sollte in den 80er Jahren ein neues Gesicht bekommen. Doch solch ein Vorhaben bedarf langer Planung. So war es auch bei der Fußgängerzone in St. Ingbert. Sie war ein Element der neuen Innenstadtgestaltung.

Bereits Ende der 70er Jahre schrieb die Stadt einen Innenstadtwettbewerb aus, um erste Ideen zu sammeln. Neun Architekten und Architektenteams aus dem Saarland bewarben sich. Die Arbeit des St. Ingberter Architekten Köhl und einem Mitarbeiter wurde angekauft. Nach einem Realisierungswettbewerb setzte das Architekturbüro Köhl-Weisgerber das fertige Konzept in die Tat um. 1984 war der Maxplatz neugestaltet und die Ludwigstraße war für die Fußgänger schon frei. Gleichzeitig weihte man den ersten Bauabschnitt der Fußgängerzone ein, worauf zwei weitere folgen sollten. 1990 feierte St. Ingbert die offizielle Eröffnung der nach sechs Jahren vollständigen Fußgängerzone.

Sicherlich nicht wenige Erinnerungen hängen für viele St. Ingberter an der Zeit, als noch Verkehr durch die heutige Fußgängerzone floss, als hier gebuddelt und gebaggert wurde und letztlich als sie die ersten Schritte auf dem historischen Pflaster gingen. Architekt Konrad Weisgerber war damals als Bauleiter am Werk. Er erinnert sich noch an einen ausschlaggebenden Grund, warum sein Büro den Zuschlag für den Umbau erhalten habe: Es sei der Gedanke gewesen, die Fußgängerzone vor der Engelbertskirche abzusenken. Damit wollte er die ursprünglich zu Napoleons Zeiten vorhandenen fünf Stufen am Kirchenportal wiederherstellen. Die Anregung stamme von Heimatdichter Karl Uhl. "Ich habe dort im Graben gestanden und in einem Meter Tiefe den alten Sockel gefunden", erzählt Weisgerber. Doch "man habe die Chance vertan, den historischen Zustand wiederherzustellen", sagt er. Die Kirchengemeinde St. Josef habe die Absenkung verhindert und als Argument die Barrierefreiheit angeführt. Auch einer unserer Leser, Dieter Meissner aus St. Ingbert, verbindet mit der Fußgängerzone ein Erlebnis: "Ich habe mich damals über die Verwirklichung der Fußgängerzone mit einer gewissen Genugtuung gefreut, hatte ich doch in einem Leserbrief der SZ (1971 oder 1972) diese Idee aufgegriffen. Ein kleiner Beitrag, stolz war ich trotzdem. Mein Hauptanliegen war (als werdender oder junger Vater), einen Abschnitt der Kaiserstraße als autofreie Innenstadt einzurichten. Vor allem die Kinder sollten vor dem - zur damaligen Zeit besonders - enormen Abgasausstoß durch den Autoverkehr geschützt werden." Und weiter: "Mit dem autofreien Stadtzentrum hat sich St. Ingbert ‚e gudd Stubb' geschaffen."

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