Oberwürzbach in Corona-Zeiten Wie Oberwürzbach mit Corona lebt

Oberwürzbach · Die Pandemie hat alle St. Ingberter Ortsteile getroffen. In Oberwürzbach zeigte sich in der schweren Zeit vor allem eins: der gute Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.

 Ortsvorsteherin Lydia Schaar an einem ihrer Lieblingsplätze in der Dorfmitte von Oberwürzbach. Die Krisenzeit habe vor allem gezeigt, dass die Oberwürzbacher auch in Krisenzeiten noch eng zusammenstehen.

Ortsvorsteherin Lydia Schaar an einem ihrer Lieblingsplätze in der Dorfmitte von Oberwürzbach. Die Krisenzeit habe vor allem gezeigt, dass die Oberwürzbacher auch in Krisenzeiten noch eng zusammenstehen.

Foto: Stefan Bohlander

Ein wenig Pragmatismus schwingt damit, wenn Lydia Schaar sagt: „Aufgeschoben ist natürlich nicht aufgehoben.“ Die Ortsvorsteherin von Oberwürzbach erklärt, dass man im Frühjahr gerade dabei war, einige neue Angebote auf den Weg zu bringen, die im Dorfgemeinschaftshaus hätten stattfinden sollen. Sie erklärt: „Es waren Angebote insbesondere für die ältere Bevölkerung, aber nicht ausschließlich.“ Drei davon waren sogar bereits zur Bekanntmachung bereit und ehrenamtliche Helfer schon gefunden. Doch dann kam Corona - und alles liegt auf Eis.

Auch wenn die Pandemie insgesamt natürlich eher negativ zu bewerten ist, hebt sie eines während der Corona-Zeit ganz klar hervor: die starke Dorfgemeinschaft in Oberwürzbach. Das habe sich ironischerweise beispielsweise daran gezeigt, dass für die angebotene Bürgerhilfe mit Schwerpunkt Einkaufshilfe so gut wie keine Nachfrage kam. Unter anderem habe die Tochter einer Seniorin aus Reichenbrunn extra aus Berlin sich bei ihr nach dieser Möglichkeit erkundigt und war erleichtert, dass es vor Ort eine Möglichkeit zur Unterstützung gebe. Auch örtliche Unternehmer wie eine Hundepension und der fahrende Mittagstisch hätten Unterstützung angeboten. „Das zeigt: Die Nachbarschaftshilfe funktioniert“, sagt Lydia Schaar.

Den Zusammenhalt habe man auch gemerkt, als es um die Verteilung der von der Landesregierung zur Verfügung gestellten Masken ging. Die kamen dienstags um elf Uhr im Dorfgemeinschaftshaus an, wo sich bereits viele Helfer - nicht nur aus Oberwürzbach - zum Eintüten und Verteilen eingefunden hatten. Einige Helfer, die eigentlich fürs Verteilen zuständig waren, hätten sogar kurzerhand beim Eintüten geholfen. „Das war eine sehr schöne Erfahrung“, erzählt Schaar.

Positiv habe sich die Situation übrigens auch auf die Nachfrage für die Ferienwohnungen in Oberwürzbach ausgewirkt. Angst vor einer Ansteckung hat die Ortsvorsteherin selbst eher nicht, ist aber dennoch vorsichtig. Sie kenne Menschen, die sich bereits zu Beginn der Pandemie ansteckten, teilweise sogar Hilfe durch ein Beatmungsgerät erhalten mussten - und dennoch noch nicht vollständig wieder auf dem Damm sind. Und das gelte nicht nur für Personen aus der vulnerablen Gruppe. Für ihre Mitbürger findet sie im Großen und Ganzen nur lobende Worte: „Sie sind sehr vernünftig, sehr vorsichtig, sehr respektvoll.“ Es tue gut, dass man die Dorfgemeinschaft nicht immer nur hervorhebe, sondern in Krisenzeiten auch mal direkt erlebe, dass sie noch intakt ist. Und dass, obwohl andere Dinge, die dem Zusammenhalt dienen, dieses Jahr aus bekannten Gründen gecancelt wurden.

Das Dorffest beispielsweise war eine der ersten örtlichen Veranstaltungen, die abgesagt wurden. Der Seniorentag, an dem in Oberwürzbach rund 170 Bürger teilnehmen, und der Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr ebenfalls. Bei anderen Festen und Zusammenkünften müsse man schauen, wie sich die Pandemie entwickelt; beim Martinsumzug bestehe beispielsweise die Möglichkeit, nur den eigentlichen Umzug umzusetzen. Der Weihnachtsmarkt steht noch auf der Kippe. Was in ihren Augen vor allem während der Hochzeit der Ansteckungswelle problematisch war, waren die Versammlungsbeschränkungen bei Beerdigungen.

„Man kannte sich, hat quasi sein ganzes Leben zusammen verbracht“, erzählt sie - und dann hätten anfangs ja nur fünf Personen anwesend sein dürfen. „Das war schon bitter“, sagt sie. Vor allem, da sie in ihrer Eigenschaft als Ortsvorsteherin versucht, aus Respekt an so vielen Beerdigungen wie möglich teilzunehmen. Auch für Familien mit Kindern sei die Zeit der Ausgehbeschränkungen sicherlich schwer gewesen; ebenso wie für die Bewohner von Seniorenheimen oder Mitarbeiter von Behinderten-Werkstätten, die über Monate keinen Kontakt haben durften. „Das ist schlimm“, bringt sie es auf den Punkt.

Lydia Schaar hat zwei Töchter, von denen eine ihren Geburtstag wegen Corona nicht feiern konnte. Ihre andere wohnt in der Region Grand Est - weswegen sie sich rund sechs Wochen lang nicht treffen konnten. Ihre Arbeit in der CDU-Fraktion im saarländischen Landtag konnte sie teilweise nach Hause verlegen, was sie aber nicht schlimm fand. „Man musste sich erst mal organisieren“, erklärt sie die Herangehensweise. Einmal in der Woche war sie dann vor Ort im Büro präsent. Sie fand die Erfahrung sogar so positiv, dass sie bis zu ihrem Ruhestand in zwei Jahren gerne weiter Home-Office machen würde, zumindest teilweise.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort