Kolumne Unsere Woche Wie ein Teegeschäft einen Kaffeetrinker verführt hat

Zu welcher Fraktion gehören Sie, Kaffee oder Teetrinker? Dürfen Kaffeeliebhaber Tee genießen? Und umgekehrt? Schließlich geht es nicht nur um ein Heißgetränk, sondern um eine Lebenseinstellung.

Kaffee oder Tee? Dieses Thema hat schon hunderte Bücher gefüllt und gibt wohl auch noch Stoff für hunderte weitere her. Fragen Sie nicht, von wem die folgenden Sprüche stammen: „Ein guter Kaffee muss schwarz wie die Nacht, heiß wie die Liebe und so süß oder bitter wie das Leben sein“ oder „Tee ist Ruhe und nicht Eile“. Es geht um Lebenseinstellung und Leidenschaft und ja, auf die Frage, ob ich Kaffee oder Tee trinken möchte, habe ich mich fast jedes Mal für Kaffee entschieden.

Nicht, dass ich zu jenen gehören würde, die sich einbilden, dass ohne die erste Tasse Kaffee am Morgen „nichts, aber auch gar nichts, geht“, was manchmal ziemlich anstrengend sein kann. Aber zugegeben: bis zur ersten Tasse Kaffee kann ich ganz schön grantig sein. Dabei bezweifle ich, dass es der fehlende Kaffee oder das Koffein ist, sondern vielmehr dieser kurze Moment des Innehaltens. Die kurze Zeit des in sich Hineinhörens, den bevorstehenden Tag in Gedanken schon mal durch zu gehen.

Und das beginnt schon mit der Zubereitung. Ob es jetzt eine Tasse Filter- oder auch Lehrerzimmerkaffee oder ein kurzer starker Espresso aus einer Siebträgermaschine ist. Das Ritual – wir lassen die Kaffeevollautomaten, bei denen man nur zwei Mal auf einen Knopf drücken muss, jetzt bewusst weg – ist doch immer ähnlich. Kaffeemaschine an, Bohnen mahlen, abhängig von Tagesform und Länge der Nacht portionieren, warten und: Kopfkino.

Eben jene Rituale der Zubereitung kennen auch die Teetrinker. Jedenfalls suggeriert das der Name dieses kleinen und spannenden Tee-Ladens (Tee-Liebe) in der Pfarrgasse in St. Ingbert, in den es mich in dieser Woche verschlagen hat. Nicht für mich. Ein Geschenk musste her und da das Geburtstagskind leidenschaftlich gerne Tee trinkt, minutiös auf die empfohlene Ziehzeit achtet und sich wahrscheinlich schon durch die gesamte Welt des Tees getrunken hat, musste es etwas Besonderes sein, damit eine Überraschung überhaupt noch gelingen kann. Allein die Begeisterung mit der die Geschichten zu den einzelnen Teesorten, den unterschiedlichen Herkunftsländern und Lagen, der Ernte und des Transports (Flug-Tee) dort erzählt werden, haben große Lust auf Tee gemacht. So dass ich mich zu Hause für Tee entschieden habe.

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