Wenn Tradition auf Moderne trifft

St. Ingbert. Hätten die Menschen in der proppenvollen Stadthalle zu Beginn des Konzertes die Augen geschlossen und dann raten müssen, wer da auf der Bühne singt, wären sie einem Irrtum erlegen. Der Mann, dessen Stimme an Udo Jürgens erinnerte, war nicht der Künstler selbst

St. Ingbert. Hätten die Menschen in der proppenvollen Stadthalle zu Beginn des Konzertes die Augen geschlossen und dann raten müssen, wer da auf der Bühne singt, wären sie einem Irrtum erlegen. Der Mann, dessen Stimme an Udo Jürgens erinnerte, war nicht der Künstler selbst.

Beim Jubiläumskonzert des Männergesangvereins (MGV) Josefstal, einem der größten Männerchöre des Landes, hatte es sich Dirigent Hans-Dieter Kuhn nicht nehmen lassen, nicht nur rund zwei Dutzend Lieder neu zu arrangieren. Der Dirigent sang auch den Titel, der dem ganzen Konzert seinen Namen gab: "Die Welt braucht Lieder".

Und da war es auch. Das Udo-Jürgens-Feeling, bei dem von Anfang an der Funke übersprang. Die 50 Sänger hatten sich für den Abend mächtig ins Zeug gelegt. "Best of", das Beste aus den letzten sieben Jahren, war das weitere Motto. Dank eines besonderen Arrangements des Dirigenten kam es unmittelbar zu Beginn zu einer Welturaufführung, worauf Moderatorin Gabi Szarvas hinwies. "Strangers in the Night", der Klassiker der 70er Jahre, erschallte in der Stadthalle als vierstimmiger Männerchorsatz mit Band. Abgelöst wurde der Welthit durch die Musik zum Film "Der Pate". Und die kam richtig gut an. Da herrschte Krimifeeling mit Gänsehautfaktor im städtischen Kulturtempel. Bei so viel Moderne durfte die Tradition nicht zu kurz kommen: "Heimat", ein klassischer Männerchortitel, gesungen ohne die Band, erfreute neben vielen anderen Liedern - darunter "Kein schöner Land in dieser Zeit" - die Freunde des konventionellen Liedgutes.

Doch der MGV kann mehr: etwa das Medley aus dem "Phantom der Oper", was phasenweise recht rockig für einen Männerchor daher kam. Ganz anders der Schwerpunkt von Thomas Ruppert. Der Solist, der im positiven Sinne irgendwie an Ivan Rebroff erinnerte, gab Titel wie "In einem unbekannten Land" (Biene Maja), "Lalelu" und "Probier's mal mit Gemütlichkeit" zum Besten. Authentischer kann Gesang nicht sein. Doch einmal Udo, immer Udo: Am Österreicher Jürgens kommt man nicht vorbei. "Schenk' mir noch eine Stunde", der Song mit dem starken Text, der unter die Haut geht, musste einfach sein. Freunde und Zeit hat man ja nie genug. Katie Melua hat Solosängerin Jennifer Kloos so sehr inspiriert, dass sie das Konzert gleich mit zwei Titeln bereicherte: "Nine Million Bicycles", in China gibt es wirklich neun Millionen Fahrräder, und "Thank you, stars".

Beim MGV ist es eine Tradition, ein Medley mit den Höhepunkten der letzten Konzerte zu bringen. So auch dieses Mal. Die Konsequenz: Die Zugabe-Wünsche wollten nicht enden und wurden auch prompt erfüllt. Stehende Ovationen nach zwei Stunden Konzert: Was will man da mehr? Musikalisch haben mitgewirkt: Achim Schneider (Klavier), Patrick Kutscha (Keyboards), Martin Frick (Gitarren), Matthias Kiefer (Bass), Gunni Mahling (Schlagzeug) und Peter Hoffmann (Pauken).

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