Wochenkolumne Eine einsame, unvermeidbare Entscheidung

Der Jahresabschluss hätte so schön sein können: Die St. Ingberter und ihre Gäste feiern drei Tage lang auf ihrer Flaniermeile in der Innenstadt sich und das kurz bevorstehende Weihnachtsfest. Die am Weihnachtsmarkt teilnehmenden Vereine, Schulklassen und sonstigen Standbetreiber füllen ihre Kassen auf.

Weihnachtsmarkt in St. Ingbert wurde abgesagt
Foto: SZ/Robby Lorenz

Und auch die Innenstadt-Händler machen noch einmal mit dem Strom der Besucher richtig gute Geschäfte, von der längerfristigen Werbewirksamkeit einer solchen Großveranstaltung für das Image der Einkaufsstadt St. Ingbert einmal ganz abgesehen. Doch es kam anders. Am Morgen des Eröffnungstages sagten die Verantwortlichen der Stadtverwaltung den Weihnachtsmarkt ab. Grund: eine Sturmwarnung von Metereologen. Die vorausgesagte Stärke lag knapp über dem in Sicherheitsvorschriften für die große Hauptbühne vor der Engelbertskirche als Obergrenze genannten Maß. Und eben auf dieser Bühne hätte der Großteil des kulturellen Programmes des Marktes stattfinden sollen.

Die Enttäuschung bei allen Beteiligten war riesig. Nicht nur die Vorfreude auf das „zweite Stadtfest“ war dahin. Schließlich hatten die Standbetreiber auch schon vieles eingekauft und vorbereitet, mit dem sie nun kaum noch etwas anfangen konnten. Und noch größer wurde der Frust, als sich dann im Laufe des Freitagabends und des Wochenendes die befürchtete gefährliche Wetterlage so nicht einstellte und bekannt wurde, dass sonstwo im Land durchaus Märkte stattfanden. Bereits am Samstag meldete sich die Stadtrats-Fraktion von „Wir für St. Ingbert“ zu Wort, wenn auch noch vorsichtig mit der Forderung nach finanzieller Entschädigung für die ehrenamtlichen Teilnehmer. Am Sonntagmorgen heizte dann der Vorsitzende der nicht minder enttäuschten St. Ingberter Einzelhändler, Nico Ganster, die vor allem auch in den sozialen Medien über die Weihnachts-Feiertage laufende Diskussion noch einmal an. Er kritisierte nicht nur die Entscheidung zur Absage, sondern auch, dass sie nicht mit den Betroffenen vorher besprochen wurde. Letzteres ist vielleicht tatsächlich der einzige „wunde Punkt“ im Vorgehen der Markt-Verantwortlichen. Ein anderes Ergebnis hätte eine breitere Diskussion über die Absage allerdings nicht haben können. Man kann Vorhersagen des Wetterdienstes anzweifeln, im Fall eines Unglücks wären gerade sie aber juristisch durchaus relevant. Insofern gab es praktisch keinen Verhandlungsspielraum für die am Ende tatsächlich Verantwortlichen. Aber eine Einbeziehung aller Beteiligten in die bittere Entscheidung hätte die Temperatur der folgenden Diskussionen spürbar abkühlen können.

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