Weber: „Wir fühlen uns wie Bettler“

Rohrbach · Unter anderem mit Anmerkungen zum Flüchtlingsthema war Annegret Kramp-Karrenbauer am Samstagabend Hauptrednerin beim Schlachtfest der Rohrbacher CDU. Starke Worte hatte der Ministerpräsidentin zuvor Ortsvorsteher Weber ins Gepäck gelegt.

 Die Landesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer war Gastrednerin auf dem 45. Schlachtfest der CDU in Rohrbach. Foto: Cornelia Jung

Die Landesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer war Gastrednerin auf dem 45. Schlachtfest der CDU in Rohrbach. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Das Jugendheim in Rohrbach war am Samstagabend mit Besuchern gut gefüllt, die nicht nur eine leckere Schlachtplatte erwartete, sondern auch die saarländische CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin. Denn diese war die Gastrednerin beim 45. Schlachtfest der Christdemokraten.

"Wenn ich die Gelegenheit habe, solchen Besuch begrüßen zu können, dann möchte ich auch mein Herz ausschütten dürfen", nutzte Roland Weber die Gelegenheit. Seit 18 Monaten ist er Ortsvorsteher und nicht alles, was er in seinem Ort erlebt, gefällt ihm. Der Ortsrat habe das Ohr an den Bürgern, die ihm von ihren Nöten erzählten, die man zu bewältigen versuche. "Ich bin Seelsorger, Schiedsmann, Sponsor und auch Staubsauger für die Kritik", so Weber. Er vermisse manchmal die Anerkennung des Geleisteten durch Verwaltung, Stadtväter und Politiker. Nur wenn man sich auch deren Unterstützung sicher sei, könne man die kleinen Ziele erreichen.

Weber kritisierte den stockenden Informationsfluss aus dem Rathaus und fühle sich mit dem Ortsrat als Bettler , der abhängig vom Wohlwollen der Verwaltung sei. Man dürfe nichts bestimmen, sei nur beratend tätig und es hätte sich in Rohrbach eine gewisse Politikverdrossenheit eingestellt. "Ich kann hier keine jungen Leute mehr für Politik begeistern", zeigte sich Weber enttäuscht. Er sprach aktuelle Probleme im Ort an, wies auf den schlechten Zustand manch öffentlichen Gebäudes hin und wagte gar die Behauptung, dass es seit der Gebiets- und Verwaltungsreform, bei der Rohrbach seine Unabhängigkeit einbüßte, mit dem Ort bergab ging. Diese Einschätzung teilte nicht jeder, doch dass einiges im Argen liegt, sahen die meisten Gäste so. "Ich werde aber bis zum letzten Blutstropfen mit euch für Rohrbach kämpfen", gab sich Weber kämpferisch.

Blut gab auch die Ministerpräsidentin Ende 2015 bei einem Blutspendetermin in Rohrbach . Nun sei sie bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit in Rohrbach und freue sich über die Einladung zum Schlachtfest-Jubiläum. Sie griff die Worte, "die der Ortsvorsteher mir ins Gepäck gelegt hat" auf. "Es gibt viele, die von kleiner oder großer Politik reden, aber der Spruch ist grundverkehrt", so Annegret Kramp-Karrenbauer , "es gibt nur gute oder schlechte Politik, egal auf welcher Ebene." Der Applaus war ihr sicher. Auch, als sie davon sprach, was für eine tolle Stadt St. Ingbert mit all ihren Ortsteilen sei und welch großes Potenzial sie habe. "Doch was man in der Zeitung liest oder im Rundfunk aus dieser Stadt hört, ist manchmal zum Fortlaufen", so die Ministerpräsidentin, "das haben die vielen hier Engagierten nicht verdient."

Sie wünschte bei der Bewältigung der Aufgaben gute Nerven und starkes Rückgrat, auch im Umgang mit der Flüchtlingsproblematik. Man sei im Saarland stolz, wie man hier mit den Flüchtlingen umgehe. Man müsse Bedingungen schaffen, damit "die Dinge vor Ort gestemmt werden können", wobei auch gesunder Menschenverstand gefragt sei.

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