Wann wird es endlich richtig Winter?

St Ingbert · Graues, trübes Schmuddelwetter mit Temperaturen wie im Frühjahr oder im Herbst: Nicht wenige Menschen in St. Ingbert und dem Bliestal würden sich noch einmal einen knackig-kalten Winter mit Schnee wünschen. Doch die Meteorologen schätzen die Chancen darauf eher schlecht ein.

 Für alle, die den richtigen Winter vermissen: Unser Archivbild vom weißen St. Ingbert entstand Ende Januar 2012. Foto: Cornelia Jung

Für alle, die den richtigen Winter vermissen: Unser Archivbild vom weißen St. Ingbert entstand Ende Januar 2012. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Es ist Dezember. Zahlreiche Fenster sind bereits festlich geschmückt, und im Supermarkt dürfen wir mittlerweile auch ohne schlechtes Gewissen zu Dominosteinen und Spekulatius greifen, die schon seit September in den Regalen stehen. Die zweite Kerze auf dem Adventskranz durfte schon brennen, so manche Schokolade hat bereits die Adventskalender verlassen. Weihnachten ist nicht mehr weit, und somit tut sich auch die alljährlich wiederkehrende Frage auf: Wird's denn eine weiße Weihnacht?

Leider wissen das beim besten Willen selbst die Experten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach nicht. "Es ist noch alles drin, vom Schmuddelwetter bis Dauerfrost ", sagt der Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich des DWD. Das einzig Mögliche ist, in die Vergangenheit zu schauen, erklärt der Wetter-Fachmann. Das letzte Mal gab es in der Region 2010 Schnee an Weihnachten . Bis auf den Zentimeter genau kann Friedrich das etwa in Saarbrücken recherchieren: drei Zentimeter waren es an Heilig Abend. "Statistisch gesehen sind weiße Weihnachten nur alle zehn Jahre zu erwarten", berichtet er. Da müssten wir schon sehr viel Glück haben nach 2010 auch in diesem Jahr die gefrorenen Flocken vom Himmel fallen zu sehen.''

Doch eine Prognose wagt der Experte dann doch: "Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich erhöht, dass dieser Winter wärmer ausfällt als die der letzten 30 Jahre im Mittel." Große Rechenmodelle kalkulieren diese Jahreszeitentrends mit mathematischen Formeln und beziehen etwa die Temperatur des Atlantiks in ihre Prognose ein. Doch bei dieser Tendenz sei Vorsicht geboten, warnt Friedrich. Man könne keine voreiligen Rückschlüsse ziehen, wenn es heißt, der Winter falle durchschnittlich wärmer aus als sonst. Es könne dennoch bedeuten, dass es zwei Wochen Dauerfrost gibt und anschließend überdurchschnittlich warm werde. Auf Winterreifen solle man deswegen nicht verzichten.

Die gefühlte Wahrheit, dass dies ein insgesamt sehr warmes Jahr war, besonders mit seinem langen Sommer und lang anhaltender Hitze sowie dem langen Herbst , der noch bis vor Kurzem für außergewöhnliche Farbenpracht an den Laubbäumen sorgte, die kann Friedrich tatsächlich bestätigen. "Das war ein warmes Jahr", sagt er. Sicherlich sei es nicht das wärmste Jahr für Deutschland, aber die Weltorganisation für Meteorologie sei sich ziemlich sicher, dass es global einen Temperaturrekord in 2015 geben wird - und das seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Friedrich: "Man sieht, dass der Klimawandel greift."

Für unsere Region oder sogar St. Ingbert selbst lässt sich keine zuverlässige Vorhersage machen, auch nicht vom Hobby-Meteorologen Patrick Lauer aus dem Mandelbachtal, "gerade, wenn sich die Wind- und Wetterlage ständig ändert". Der richtige Winter , der sei jedenfalls bislang noch nicht eingetreten, auch wenn er bereits mit den ersten Minusgraden angegriffen habe. Einen Tipp gibt Lauer aber dennoch ab - er hat mit seinen Kollegen gewettet, dass der 10. Dezember Schnee bringen könnte. Bislang bleibt das aber nur eine Vermutung.

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