Am Leibniz-Gymnasium Von Kokosnüssen und Pfirsichen

St. Ingbert · Bruno von Lutz vom Deutsch-Amerikanischen Institut gab Leibniz-Schülern Tipps für einen USA-Aufenthalt.

 Bruno von Lutz vom Deutsch-Amerikanischen Institut beim Vortrag am Leibniz-Gymnasium.

Bruno von Lutz vom Deutsch-Amerikanischen Institut beim Vortrag am Leibniz-Gymnasium.

Foto: Margitte Roth-Reiplinger

(red) Was genau bedeutet es eigentlich, wenn ein amerikanischer Kollege, den ich gerade erst kennengelernt habe, mir anbietet, ihn mit dem Vornamen anzusprechen? Sind wir dann schon Freunde? Was für ein Bild von „den Deutschen“ haben die Amerikaner überhaupt? Und wie sehen wir „die Amerikaner“? Diese und viele andere Fragen beantwortete ein Vortrag von Bruno von Lutz, dem Leiter des Deutsch-Amerikanischen Instituts Saarland, den er kürzlich vor Oberstufenschülern des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums hielt.

Der Vortrag mit dem nicht ganz ernst gemeinten Titel „You can say you to me“ beschäftigte sich mit einigen kulturellen und verhaltensmäßigen Besonderheiten, insbesondere Großbritanniens und der USA, und den Unterschieden zu Deutschland. Diese Informationen sind für alle Schüler interessant, die entweder im Urlaub, nach ihrem Schulabschluss, in Studium oder Beruf eine Zeit im Ausland, respektive den USA, verbringen möchten. Entsprechend interessiert hörten die Schüler zu und waren bemüht, die Fragen zu beantworten, die von Lutz zwischen seinen Ausführungen stellte. Durch den Vergleich von „Kokosnuss“ mit „Pfirsich“ machte er den unterschiedlichen Stellenwert von Privatsphäre in beiden Kulturen deutlich. In diesem Bild sind die Deutschen wie eine „Kokosnuss“, deren dicke Außenwand für den Wert steht, den wir auf unsere Privatsphäre legen. Bei den Amerikanern, die er mit einem Pfirsich mit relativ dünner Außenhaut verglich, werden viele Dinge nicht als so privat betrachtet wie in Deutschland.

Bruno von Lutz wies auch darauf hin, dass in Amerika Kritik oft sehr höflich verpackt wird. Ein Vorschlag, den ein amerikanischer Geschäftspartner zum Beispiel als nicht akzeptabel sieht, wird zuerst einmal grundsätzlich gelobt: „Das ist eine gute Idee, aber …“ Ein direktes „Nein, das geht nicht“ wird also als eher unhöflich betrachtet.

Aber auch historische und politische Gegebenheiten sowie das Selbstverständnis der Amerikaner wurden angesprochen. Bei der Frage nach dem Waffenbesitz von Privatpersonen wies von Lutz beispielsweise auf die amerikanische Verfassung (zweiter Zusatzartikel) hin, die es dem Staat ausdrücklich verbietet, das Recht auf Waffenbesitz einzuschränken.

Interessant auch die Erläuterungen zum Anteil der Farbigen an der Bevölkerung in Amerika. Auf dem Hintergrund der derzeitigen Bevölkerungsentwicklung werden weiße Amerikaner unter 18 Jahren im Jahr 2020 schon in der Minderheit sein, im Hinblick auf alle Altersgruppen werden die Farbigen bis 2045 in Amerika die Mehrheit bilden. Und schließlich spielt auch die Kenntnis landesspezifischer Gesten eine Rolle in interkulturellen Begegnungen, etwa das Kreuzen der Finger statt des Daumendrückens oder das Zählen mit oder ohne Daumen.

Schmunzeln durften die Schüler dann wieder bei den Video-Clips, die von Lutz ebenfalls präsentierte. Darin ging es auch um stereotype Vorstellungen, die man im Ausland oft von uns Deutschen hat – positive Vorstellungen: wir bauen hervorragende Autos – und auch ein paar negative: Wir blockieren im Urlaub immer mit Handtüchern die Liegestühle am Pool.

Dagegen stellt das extrovertierte und für Deutsche eher übertriebene, sogar verrückte Verhalten auf Werbe- oder Wahlveranstaltungen für Amerikaner eine akzeptable Art der Kontaktaufnahme zum Publikum dar. Die Bandbreite an kulturell akzeptierten Verhaltensweisen ist in Amerika entsprechend größer als in Deutschland.

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