Umstrittene Baumfällung Von der Sommereiche blieb ein Stumpf

Rohrbach · Umweltministerium erläutert, warum eine 400 Jahre alte Eiche im Rohrbacher Wald gefällt werden musste.

 Die Stieleiche im Gebrannten Wald in Rohrbach, auf deren Stumpf der Junge sitzt, war für viele Spaziergänger und Wanderer ein vertrauter Anblick, bis sie im Februar gefällt worden ist.

Die Stieleiche im Gebrannten Wald in Rohrbach, auf deren Stumpf der Junge sitzt, war für viele Spaziergänger und Wanderer ein vertrauter Anblick, bis sie im Februar gefällt worden ist.

Foto: Cornelia Jung

D 6.03.12 ist nicht mehr. Unter dieser Bezeichnung wurde das Naturdenkmal „Sommereiche im Gebrannten Wald bei Rohrbach“ beim Landesamt für Umwelt- und Naturschutz (LUA) geführt, bis sie im vergangenen Winter in aller Stille gefällt worden ist. Spaziergänger, Jogger und Naturfreunde waren entsetzt, vor allem als sie sahen, dass der dicke Stamm mit einem Umfang von rund fünf Metern gesund zu sein schien. Unser Leserreporter Franz Stolz war einer derjenigen, die den Umgang mit dem stolzen Baum kritisierten.

Die Erklärung von Forst und LUA, die er auf seine Anfrage hin erhielt, bezeichnet er als fadenscheinig. Darin wurde auf den Sicherheitsaspekt verwiesen, denn der mächtige Baum, an dessen Basis äußerlich Pilzbefall festgestellt wurde, stand an einem viel begangenen und -befahrenen Weg. „So geht man bei uns mit Naturdenkmälern um. Wer so mit der Verkehrssicherheit argumentiert, der müsste dann alle Bäume am Weg durch den ,Gebrannten Wald‘ abholzen“, zeigt sich Natur- und Landschaftsführer Stolz auch Monate nach dem vermuteten „Baumfrevel“ noch verärgert. Auch Forstleute bedauern das „rabiate“ Fällen der Stieleiche, die mit Feingefühl behandelt, sprich nur eingekürzt und entastet, noch mehr als 50 Jahre hätte stehen bleiben können.

In Eppelborn existiert ein Dienstleistungszentrum von Saarforst, bei dem es Geräte gibt, mit denen man in die Riesen des Waldes „hineinhorchen und -gucken“ kann. So kann zum Beispiel mit einer Art Computertomografie oder einer Bohrwiderstandsmessung auf den inneren Zustand eines Baumstammes geschlossen werden. Warum diese Möglichkeiten bei dem stummen Zeitzeugen des Dreißigjährigen Krieges nicht ausgeschöpft wurden, ist nicht bekannt. Doch selbst, wenn er scheinbar weitestgehend gesund ist, kann ein solch mächtiger Baum zur Gefahr werden. Bestes Beispiel war die 200 Jahre alte Buche am Fliegerstein auf dem Scheidterberg, die die Messungen mit Bravour bestanden hatte und trotzdem durch Sturm „Joachim“ 2012 entwurzelt wurde. Für die für den Schutz von Bäumen und Menschen zuständigen Mitarbeiter des LUA und des Saarforst sind solche Pro- oder Contra-Entscheidungen immer Gratwanderungen. Da schlagen zwei Herzen in der Brust. Eins, das beim Anblick solch eines gefällten stolzen Baumes fast bricht, und eines, das rational und verantwortlich entscheiden muss. Das LUA lässt Bäume, die als Naturdenkmäler ausgewiesen sind, zweimal im Jahr von externen Experten in Augenschein nehmen. Dabei sei der Zustand von „Quercus Robur“, so der lateinische Name der Eiche, im Oktober 2017 so beschrieben worden: „Erheblich geschwächt, Höhlungen, Kappungen, Pilzbefall, Faulstellen.“ Aufgrund dieser Symptome sei der Baum laut Pressestelle des Umweltministeriums bereits in der Vergangenheit mehrfach behandelt worden, um eine möglichst langfristige Erhaltung zu gewährleisten.

An einem Mittwoch Anfang Februar dieses Jahres jedoch sei einem der Baumkontrolleure der Ausbruch eines Kronenteils aufgefallen. Mitarbeiter des LUA besichtigten am selben Tag den Baum. Dabei stellten sie fest, dass ein Stämmling durch eine weit fortgeschrittene Fäule im Stamminneren im Bereich des Kronenansatzes ausgebrochen war. Ein weiteres unvermitteltes Auseinanderbrechen der verbliebenen Kronen konnte daher nicht ausgeschlossen werden. Die gegebene Gefährdungssituation habe unmittelbares Handeln geboten, so die Pressestelle des Ministeriums. Nach Rücksprache mit dem LUA als Untere Naturschutzbehörde wurde beschlossen, den Baum in liegendes Totholz umzuwandeln und im Gebrannten Wald zu belassen.

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