Vogelscheuchen liefern tolle Show

St Ingbert · An den Kunstwerken der „ScheuchenArt“ durfte alles verbaut werden, was sonst im Abfall gelandet wäre. Das Projekt, in dem sich alles um die Vogelscheuche dreht, ging in der Stadthalle als Unterhaltungs-Show durch. Dem Publikum wurde eine ausgestorbene Spezies ins Bewusstsein gerückt.

 Nach dem Motto „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ wurde sogar Abfall an den Vogelscheuchen verbaut. Foto: Cornelia Jung

Nach dem Motto „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ wurde sogar Abfall an den Vogelscheuchen verbaut. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Was am Dienstagabend über die Bühne der Stadthalle ging, kann man gar nicht genau beschreiben. War die als skurriles Projekt "ScheuchenArt" beworbene Veranstaltung, die von der Volkshochschule in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Kommunalen Gesellschaft für Beschäftigung und Qualifizierung St. Ingbert (GBQ) sowie der Kunstschule "BiosphärenArt" organisiert wurde, nun ein Musical, ein Theaterstück oder eine Modenschau? In jedem Fall war es eine Unterhaltungs-Show, bei der Schulen, Kindergärten, die Stadtbibliothek, die (Recycling-)Kunstschule, die Stadt, die Musikschule, freischaffende Künstler und noch einige andere mitwirkten, um dem Publikum eine ausgestorbene Spezies nochmal ins Bewusstsein zu rücken. Die Rede ist von Vogelscheuchen, die früher die Vögel vom Feld fernhielten und manchmal richtige Kunstwerke waren. Doch seitdem die Äcker meist überdüngt sind und die Pflanzenschädlinge dank Chemie fernbleiben, sieht man die Scheuchen aus Stroh meist nur noch als Dekoration.

In England gibt es ein Scheuchen-Festival, von dem die Malerin Mo Fontaine der Leiterin der VHS vor rund einem Jahr erzählte. "Da ließe sich etwas draus machen", war der erste Gedanke von Marika Flierl, der aber erstmal einige Monate ruhte. An diesen "Impuls" erinnerte sie sich, als im Oktober vom Verein "Unser Bexbach", der sich unter anderem um die Pflege von Kultur und Kunst kümmert, ein Ideenwettbewerb ausgelobt wurde. Dessen Ziel war es, möglichst viele Akteure in kurzer Zeit zu mobilisieren, miteinander an einem Thema zu bearbeiten, um am Ende der kreativen Phase eine Präsentation oder Veranstaltung zu erstellen, die es so vorher noch nicht gab. Mit dem Zuschlag durch den Bexbacher Verein, der die Biosphären-Kunst als Preisträger kürte, war "ScheuchenArt" geboren. Kinder, Jugendliche, Erwachsene bastelten kurzerhand Scheuchen, was das Zeug hielt, "strickten" eine Geschichte um ihre Scheuche, die städtischen Praktikanten informierten am Dienstag über den ursprünglichen Job solch eines "Feldarbeiters", per Film und Bild wurde gezeigt, was eine Scheuche "im Innersten zusammenhält", es wurden der Scheuche Lieder auf den Leib geschneidert, Kindergartenkinder tanzten einen Scheuchentanz, die Musik kam handgemacht und hauskomponiert von der Combo des Albertus-Magnus-Gymnasiums, aus Biosphären-Brennholz wurde ein Marimbaphon gebaut, das die Musik beisteuerte, und, und, und... Johannes Becher moderierte als Scheuche, die mit Recycling-Couture ausgestattet war, gemeinsam mit Rabenkrähe Rax-Krax als Sparringspartner die "ScheuchenArt", dass es eine Lust war, zuzuschauen.

Nach der Veranstaltung zeigten sich Zuschauer und Akteure beeindruckt. "Es war toll. Es war so kurzfristig, aber wir konnten gerade deshalb zeigen, was man alles auf die Beine stellen kann, wenn man etwas gemeinsam und mit viel Herzblut macht", so Marika Flierl. Und was sagte die Vertreterin des Vereins, der den Wettbewerb ausgelobt hatte, und die Veranstaltung ideell und finanziell unterstützte, nach der Aufführung? "Ich habe gar keine Worte dafür. Das ist ein so tolles kulturelles Projekt. Das waren ja nur Highlights, was ich heute hier gesehen habe", so Monika Mura von "Unser Bexbach", der vor allem gefiel, mit welcher Begeisterung die Kinder dabei waren. Selbst Oberbürgermeister Hans Wagner kam als "Oberscheuche" auf die Bühne, die nach eigenen Aussagen "sonst nur Stadträte scheucht", und zeigte so seine Verbundenheit mit einem Projekt, in dem viele Akteure aller Altersgruppen vernetzt waren. Die "ScheuchenArt" soll nur ein Startschuss für viele weitere Ideen sein und gleichzeitig der Auftakt einer Scheuchenkampagne, die "1000 Scheuchen für die Biosphäre Bliesgau" fordert. Material für potentielle Scheuchen-Künstler gibt es in der Kunstschule "BiosphärenArt" in der St. Ingberter Ludwigstraße. Nach dem Motto "Ist das Kunst, oder kann das weg?" wurde sogar Abfall an den Vogelscheuchen verbaut. Foto: Cornelia Jung

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