Viele Ideen für die Kirche

St. Ingbert · Was erwarten Menschen von Kirche? Wie können junge Leute angesprochen werden? Derzeit stellen sich in den Pfarreien viele Fragen. Dekan Pirmin Weber und sein Amts-Nachfolger Andreas Sturm stellen sich jede Menge Aufgaben. Sie sehen im Wandel der Kirche aber auch eine große Chance.

 Ein Moment, der Dekan Pirmin Weber (vorne rechts), sicher in Erinnerung geblieben ist: Im Rahmen des 50. Weihefestes wurde in der katholischen Kirche Maria Geburt in Schwarzenacker im September 2012 ein Pontifikalamt mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann gefeiert, auch Pfarrer Markus Hary (vorne links) war mit dabei. Foto: Bernhard Reichhart

Ein Moment, der Dekan Pirmin Weber (vorne rechts), sicher in Erinnerung geblieben ist: Im Rahmen des 50. Weihefestes wurde in der katholischen Kirche Maria Geburt in Schwarzenacker im September 2012 ein Pontifikalamt mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann gefeiert, auch Pfarrer Markus Hary (vorne links) war mit dabei. Foto: Bernhard Reichhart

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 Der St. Ingberter Pfarrer Andreas Sturm (links) wird ab 1. Juni Nachfolger von Pirmin Weber als Dekan. Beide waren jetzt in der Redaktion zu Gast. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Der St. Ingberter Pfarrer Andreas Sturm (links) wird ab 1. Juni Nachfolger von Pirmin Weber als Dekan. Beide waren jetzt in der Redaktion zu Gast. Foto: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

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Es ist ein Amtswechsel zwischen zweien, die sich richtig gut verstehen. Das wird schnell klar beim Besuch von Pirmin Weber, 58, und Andreas Sturm, 41, in der Redaktion unserer Zeitung. Weber ist derzeit noch Dekan im Dekanat Saarpfalz, ab 1. Juni wird Sturm dieses Amt übernehmen. "Mir war klar, dass ich nicht mehr weiter machen werde, wenn die Wahl ansteht", betont Weber. Es sei eine schöne Arbeit, aber auch eine sehr zeitintensive. Man sitze als Dekan mit an den Schalthebeln, könne mitbestimmen, mit planen, erklärt er den Reiz. Die Dekane-Konferenz sei zudem ein Beratungsgremium für den Bischof. Und dieser nehme das sehr ernst. Es gebe allerdings viele Sitzungen, Konferenzen, auch übers Wochenende. Die Leute sagten dann: "Der Pfarrer ist nie da." Das soll sich ändern, denn Pfarrer in Erbach wird Pirmin Weber auch dann bleiben, wenn er nicht mehr Dekan ist. Er will sich auf die Arbeit dort konzentrieren.

"Ich hätte nicht kandidiert, wenn er weiter gemacht hätte", betont Andreas Sturm, gebürtig aus Frankenthal. Er war einige Jahre im bischöflichen Jugendamt in Speyer tätig und in der Kinder- und Jugendarbeit der Diözese, heute ist er Pfarrer in St. Ingbert - quasi der gesamten Innenstadt, die nach dem Zusammenschluss mehrerer Gemeinden nun als Pfarrei Heiliger St. Ingobertus firmiert. Durch den Wechsel werde es keinen Umbruch im Dekanat Saarpfalz geben.

Die Kirche, das sehen die beiden, steht vor vielen Aufgaben. Wie man diese angehen soll, darin liegen sie auf einer Linie. Da ist zum einen die Gemeindepastoral, deren Konzept in großen Foren von vielen gemeinsam erarbeitet wurde. Es war eines der spannenden Themen in Pirmin Webers Zeit als Dekan. Neben der damit verbundenen inhaltlichen Erneuerung ist diese auch mit neuen Strukturen verbunden: Am 1. Januar wurden aus bisher 346 Pfarrgemeinden 70 neue Pfarreien gebildet, schreibt dazu das Bistum. Diese Zusammenlegung der Gemeinden sei bei weitem noch nicht abgeschlossen - die Arbeit beginne jetzt erst, erläutern Sturm und Weber. Es müsse sich zunächst einmal ein neues Pfarreibewusstsein entwickeln, schließlich seien hier zum Teil selbstständige Pfarreien zusammengelegt worden - das Zusammenwachsen beginne erst. Sturm sieht darin auch eine Chance: Es gelte nun eine Pfarreien-Analyse zu machen unter Aspekten wie: Was gibt es jeweils vor Ort? Was läuft gut, was läuft schlecht? Wo soll Energie hineingesteckt werden? Der Hintergrund: Im Moment werde versucht, in jeder Gemeinde das gleiche Programm anzubieten, "alle machen alles". Es sei sinnvoll, wenn Kirchen sich profilieren, Schwerpunkte setzen: die einen zum Beispiel auf sehr hochwertige Kirchenmusik, eine andere auf Kinder- und Familienangebote. Und er geht noch weiter: Generell müsse man sich die Frage stellen, was die Menschen von Kirche überhaupt brauchten?

Die Pfarreien seien überaltert, dafür ließen sich Zeichen ausmachen. Es gebe eine Riesenzahl ungetaufter Kinder und Jugendlicher. "Wir müssen schauen, wie wir an die Eltern rankommen, Kirche auch in deren Leben präsent machen." Das alles habe eine positive Seite: Wer heute in die Kirche gehe, tue dies bewusst, nicht weil man es muss. Es werde jedoch schwer, manche volkskirchliche Strukturen am Leben zu erhalten, beispielsweise seien Fronleichnamsprozessionen in jedem Ort auf Dauer personell nicht mehr zu stemmen.

Zugleich müsse man Mittel finden, damit sich auch junge Menschen angesprochen fühlen. Das gehe bei einfachen Dingen los: Zum Beispiel widersprächen Kirchenräume dem Ästhetikgefühl junger Menschen. "Ich glaube wir haben viele hochkirchliche, liturgische Angebote." Es brauche aber mehr Niederschwelliges, betont Sturm. Die junge Generation sei durch Gemeinschaft zu erreichen. Trotz aller Anstrengungen : Volle Kirche werde man dadurch nicht bekommen, aber diejenigen, die da sind, sollten sich wohlfühlen.

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