Viel mehr als "nur" eine biografische Analyse

St. Ingbert. Alfons Blug, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Alte Schmelz, und Historikerin Susanne Nimmesgern haben sich ihr Weihnachtsgeschenk quasi selbst gemacht. Erst eine Stunde vor der offiziellen Buchvorstellung bekamen sie die druckfrischen Exemplare "Die Schmelzerinnen" geliefert

 Autorin Susanne Nimmesgern und Alfons Blug mit dem druckfrischen Werk über die Schmelzerinnen. Foto: con

Autorin Susanne Nimmesgern und Alfons Blug mit dem druckfrischen Werk über die Schmelzerinnen. Foto: con

St. Ingbert. Alfons Blug, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Alte Schmelz, und Historikerin Susanne Nimmesgern haben sich ihr Weihnachtsgeschenk quasi selbst gemacht. Erst eine Stunde vor der offiziellen Buchvorstellung bekamen sie die druckfrischen Exemplare "Die Schmelzerinnen" geliefert. Damit halten sie das Ergebnis eines zweijährigen Projektes in Händen, das ursprünglich unter dem Arbeitstitel "Starke Witwen als Unternehmerinnen beim Aufbau des Eisenwerks St. Ingbert - eine biografisch-industriegeschichtliche Analyse" begonnen wurde. Auch wenn die Titel schon einiges über den Inhalt aussagen, lässt sich nur annähernd erahnen, welche interessanten Seiten Sophie Krämer oder Catharina Loth offenbaren, wenn man nur gezielt danach sucht. Susanne Nimmesgern wurde vom Verein Initiative Alte Schmelz mit der Bearbeitung dieses "Frauenthemas" beauftragt. "Es gibt tolle Quellen. Beispielsweise eine Chronik, wie es hier während der napoleonischen Kriege war oder auch St. Ingbert und das Werk im Zweiten Weltkrieg", so die Autorin.So "super" sich die Durchforstung der Bestände des 18. Jahrhunderts anließ, so knapp war das Material für das 20. Jahrhundert. "Da wird's mit dem Eisenwerk schwierig", erzählt Susanne Nimmesgern. Trotz der Widrigkeiten gibt es eine Fülle an Informationen. "Wir glauben", so Blug, "dass dieses Buch in anschaulicher Form die verschiedensten Aspekte widergibt. Es ist in allgemein verständlicher Form geschrieben und richtig spannend." Nach einem Jahr Beschäftigung mit dem Thema stellte man fest, dass eine biografische Analyse der Unternehmerinnen nicht ausreichend ist. Zu diesem Zeitpunkt entschieden die Beteiligten, das Projekt auch auf den industriegeschichtlichen Hintergrund auszuweiten.

Einfacher Hammerschmied

Catharina Loths Vater war ein einfacher Hammerschmied, der mit seiner Familie von Hütte zu Hütte reiste. Dahin, wo es Arbeit gab. Fachleute waren nicht nur im heutigen Saarland begehrt, sondern auch im Elsass und im Hunsrück. Catharina konnte weder lesen noch schreiben. Trotzdem lenkte sie geraume Zeit die Geschicke der "Schmelz". Aus einer "Erste-Sahne-Familie", so Nimmesgern, stammte dagegen Sophie Krämer. Sie kam aus begütertem Hause. Auch in ihrem Glauben unterschieden sich die zwei Frauen - katholisch die eine, evangelisch die andere. Diese zwei unterschiedlichen Unternehmerinnen- und Frauentypen machen das Buch so interessant. Bei Loths gab es schon so etwas wie Gleichberechtigung. Obwohl die Frauen in der so genannten frühen Neuzeit weniger Rechte hatten, höchstens als Stellvertreterin des Ehemannes, wurde bei der Familie Loth die weibliche Erbfolge beibehalten. 50 Jahre später übernahm Sophie Krämer dagegen das Werk für ihre Söhne.

Blug ist mit der Wahl der Autorin und dem Ergebnis mehr als zufrieden: "Wir haben hier eine spannende Längsschnittanalyse der Geschichte der Alten Schmelz aus der Sicht von Frauen, seien es die Ehefrauen von Hüttenarbeitern, die Unternehmerinnen oder aber auch die Zwangsarbeiterinnen."

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