Verstärkung aus Syrien für Hassels Feuerwehr

Hassel · Neun Jahre war Ahmad Sulaiman Profi-Feuerwehrmann im syrischen Aleppo, bevor er mit seiner Familie die Flucht nach Deutschland antrat. Jetzt büffelt er vor allem die deutsche Sprache, um wenigstens als ehrenamtlicher Retter Dienst tun zu können.

 In Syrien war Ahmad Sulaiman bereits Berufs-Feuerwehrmann. Mittlerweile lebt er in Hassel, wo er beim dortigen Löschbezirk die Grundausbildung durchläuft. Foto: Cornelia Jung

In Syrien war Ahmad Sulaiman bereits Berufs-Feuerwehrmann. Mittlerweile lebt er in Hassel, wo er beim dortigen Löschbezirk die Grundausbildung durchläuft. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Mittlerweile gehören die Geflüchteten, die in St. Ingbert untergekommen sind, zum städtischen Alltag. Noch nicht alltäglich ist es, dass sie sich bei der Feuerwehr engagieren, so wie Ahmad Sulaiman aus Syrien. Noch darf der junge Mann aus Aleppo, der dort neun Jahre hauptberuflicher Feuerwehrmann war, beim Löschbezirk Hassel keine Einsätze fahren. Aus versicherungsrechtlichen Gründen, aber auch aus sprachlichen. Denn der 33-Jährige versteht zwar Deutsch, es fehlen aber noch die Sprachpraxis und einige Vokabeln. Die sichere, eindeutige Kommunikation jedoch ist Bedingung für solch einen Dienst. Derzeit befindet er sich in der Grundausbildung, wartet aber schon sehnsüchtig auf den Beginn seines Sprachkurses im Januar, dessen erfolgreicher Abschluss die Voraussetzung für die Prüfung zum Truppmann I bei der Feuerwehr ist. Ahmad ist zufrieden in Deutschland, wohin er im Oktober 2015 mit seiner Familie flüchtete. Zuerst war er in München, kurze Zeit in Sachsen, bevor er über Lebach Anfang November des vergangenen Jahres nach St. Ingbert kam. Mit seiner Frau, seinen beiden Kindern, seiner Schwester und seinem Schwager fühlt er sich nun in Hassel heimisch. Vom Fenster seiner Wohnung schaut er aufs Feuerwehrgerätehaus. Es war aber Zufall, wie er sagt. Der Ortsvorsteher habe ihn vor einem Jahr als Neubürger begrüßt und gefragt, ob man Hilfe gebrauchen und etwas für die Familie tun könne. Einen Job und einen Kurs für Deutsch, habe er geantwortet, sagt Ahmad. Mit einer Arbeit konnte Markus Hauck zwar nicht dienen, aber als er hörte, dass der Syrer in seiner Heimat bei der Feuerwehr war, fragte er bei den Kameraden in Hassel nach, ob sie ihn unter ihre Fittiche nehmen. "Das war eigentlich gleich klar, dass er mitmachen kann. Da waren wir sogar ziemlich heiß drauf", sagt Löschbezirksführer Rudolf Hess heute. Dessen Stellvertreter und Jugendwart Tim Blank bestätigt das und schätzt an Ahmad, dass er lernbegierig ist und Wert darauf legt, dass man mit ihm Deutsch spricht. Er bringe das Grundverständnis mit, was man in praktischen Übungen gesehen habe. "So exakt wie er mit der Rettungsschere gearbeitet hat, das habe ich selten gesehen", lobt Tim Blank. "Man muss bei ihm nicht bei Null anfangen. Er hat sich viel durch Zuschauen beigebracht. Das war für ihn bestimmt schwer, schon wegen der fehlenden Sprachkenntnisse", ergänzt Hess. Hier sei alles koordinierter, sagt Sulaiman, für alles gebe es Vorschriften und Gesetze, jeder habe seine Aufgabe. In Syrien fahre man nur schnell los. Hat sich durch den Umgang mit dem neuen Kameraden bei den Hasseler Feuerwehrleuten etwas geändert? Eigentlich nur, dass man bei Feiern nun darauf achte, dass auch etwas anderes als Schweinefleisch auf dem Schwenker liege. Ahmad Sulaiman sei einer von ihnen und "voll integriert", sind sich Hess und Blank einig. Er habe auch Mike White von der Stabsstelle Integration gesagt, dass er in Hassel bleiben wolle, weil er dort bei der Feuerwehr und im Fußballverein Freunde habe. "Und schreiben Sie bitte, dass ich Danke sagen will, dass sie alle mit mir Deutsch sprechen und mit mir lachen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort