Unechte Einbahnstraße hat Tücken

St Ingbert · Die Verkehrsregelung in der Straße Im Schmelzerwald ist durchaus speziell. Das weiß man auch im Rathaus. Doch dort ist man überzeugt, dass nicht eine neue Beschilderung, sondern nur Rücksichtnahme gefährliche Situationen verhindert.

 Von der Ensheimer Straße in St. Ingbert darf man nicht in die Straße Im Schmelzerwald einfahren. Doch hinter diesem Verkehrsschild ist das Befahren der Strecke Richtung Hans-Schöneberger-Straße in zwei Richtungen erlaubt, was laut Anwohnern zu gefährlichen Situationen führt. Foto: Cornelia Jung

Von der Ensheimer Straße in St. Ingbert darf man nicht in die Straße Im Schmelzerwald einfahren. Doch hinter diesem Verkehrsschild ist das Befahren der Strecke Richtung Hans-Schöneberger-Straße in zwei Richtungen erlaubt, was laut Anwohnern zu gefährlichen Situationen führt. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Georg Bohnerth wohnt Im Schmelzerwald und beklagt sich über "Wildwest-Manieren" in dieser Straße in St. Ingbert-Mitte. So beschreibt er die Zustände vor seiner Haustür: "Im Bereich der Hausnummern 1 bis 49 ist die Straße als sogenannte unechte Einbahnstraße im Sinne der Straßenverkehrsordnung ausgeführt. Das heißt, die Einfahrt ist aus der Ensheimer Straße durch Zeichen 267 verboten. Anwohner dürfen jedoch die Straße in diesem Bereich in beiden Richtungen befahren." Das führe immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn die Anwohner Richtung Hans-Schöneberger-Straße unterwegs seien. Wüste Beschimpfungen, Belehrungen und Abdrängen der Fahrzeuge durch die vermeintlichen Richtigfahrer seien an der Tagesordnung.

Im morgendlichen Berufsverkehr mit Schulbussen sei die Ausfahrt in Richtung Hans-Schöneberger-Straße gänzlich unmöglich, wie Anwohner berichten. Von der Hans-Schöneberger-Straße in Richtung Ensheimer Straße gesehen stünden Im Schmelzerwald die am rechten Fahrbahnrand ordnungsgemäß geparkten Fahrzeuge der Anlieger. Da diese Straße dort jedoch eine langgezogene Linkskurve beschreibt, wichen die Fahrzeugführer im fließenden Verkehr den geparkten Autos aus und hielten sich links - genau in jenem Bereich, den Anwohner in die entgegengesetzte Richtung befahren.

"Frontalzusammenstöße sind vorprogrammiert", so Bohnerth. Um Unfällen präventiv zu begegnen, wandte er sich mehrmals an die Stadtverwaltung mit der Bitte, ein Schild mit dem Zusatz "Anwohner im Gegenverkehr" anzubringen. Doch der Bescheid aus dem Rathaus war negativ und befriedigte die Autofahrer aus diesem Bereich der Straße im Schmelzerwald nicht.

In der Antwort hieß es, dass man dem Wunsch nicht entsprechen könne, da dies nicht Straßenverkehrsordnung (StVO)-konform sei und die Straße nirgends als Einbahnstraße ausgewiesen sei, weshalb es einer solchen Beschilderung auch nicht bedürfe. Auf den Vorschlag seitens der Anlieger, die Straßenmarkierung so zu ändern, dass ein Mittelstrich gezogen wird oder aufgemalte Pfeile beide möglichen Richtungen anzeigen, antwortete ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, dass dies geprüft werde. Nachdem über dieses Versprechen aber drei Jahre ins Land gegangen sind, fragen sich die Anwohner, ob erst etwas passieren müsse, bevor die Verantwortlichen reagieren.

Thomas Diederichs von der Abteilung Verkehr der Stadt St. Ingbert sagt dazu: "Es ist nicht nötig, zusätzliche Schilder oder Markierungen anzubringen - für eine Situation, die klar geregelt ist." Er bezieht sich auch auf jenes Vorschriftzeichen 267 "Einfahrt verboten". Dies gelte lediglich als Verbot der Einfahrt und gebe keinerlei Auskunft über die Verkehrsrichtung im betroffenen Streckenabschnitt, wie der Bundesgerichtshof auch in einem Urteil beschieden habe. Im Bereich zwischen Ensheimer und Hans-Schöneberger-Straße kann also durchaus in beide Richtungen gefahren werden.

"Das trägt auch dem Verkehr am Leibniz-Gymnasium Rechnung", so Diederichs, "gerade bei der Parkplatzsuche ist eine Einbahnstraßenregelung dort nicht sinnvoll." Hier helfe nur, sich im Sinne des Paragrafen 1 der StVO zu bewegen. Also Augen auf und "Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme" in der Straße Im Schmelzerwald.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von unserem Leser-Reporter Georg Bohnerth aus St. Ingbert . Wenn Sie Interessantes zu erzählen haben, können Sie für Sprachnachrichten aufs Band die Telefonnummer (06 81) 5 95 98 00 nutzen oder schicken Sie Ihren Hinweis an unsere E-Mail-Adresse: leser-reporter@sol.de.

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