Umfrage zum Krieg in der Ukraine Was St. Ingberter über den Krieg in der Ukraine denken

St Ingbert · Seit am 24. Februar der Krieg in der Ukraine begann, ist das Thema allgegenwärtig. Mit den Angriffen nahe der polnischen Grenze rückt der Krieg immer näher an Deutschland. Wie gehen die Menschen hierzulande damit um?

 Die Menschen aus der Region hoffen, dass sich die Lage in der Ukraine bald entspannt und fühlen mit den Menschen aus dem Kriegsgebiet. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Menschen aus der Region hoffen, dass sich die Lage in der Ukraine bald entspannt und fühlen mit den Menschen aus dem Kriegsgebiet. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Robert Michael

Wir haben uns in der St. Ingberter Fußgängerzone umgehört.

In der Innenstadt ist am Morgen noch recht wenig los. Der Alltag scheint bei vielen normal zu sein, obwohl das Thema Krieg schlechte Gefühle und Gedanken auslöst. „Es ist ein komisches Gefühl, dass gerade mitten in Europa Krieg herrscht“, erzählt die 20-jährige Kellnerin Chiara Gucciardo sichtlich bedrückt, während sie auf die nächsten Kunden im Café wartet. Man denke so viel darüber nach, gerade weil die Ukraine doch so nah an Deutschland ist. Einen Krieg so dicht und so präsent, habe sie vorher noch nicht miterlebt. Sie schaue sich deswegen viele Nachrichten und Videos zu den neuesten Entwicklungen an, um informiert zu bleiben. „Wir reden auch viel in der Familie über den Krieg und können uns wirklich glücklich schätzen, dass es uns hier so gut geht“, berichtet die Kellnerin. Deswegen versuche sie durch Spenden den Menschen aus und in der Ukraine zu helfen. Obwohl sie viel Mitgefühl für die ukrainischen Bürger aufbringt, sei ihr Alltag weiterhin normal.

Kerstin Grell aus St. Ingbert arbeitet auch in der Gastronomie in St. Ingbert. „Wir haben privat Geld gesammelt und gespendet. Ein Freund hatte vor kurzem Geburtstag und hat auf die Geschenke verzichtet“, erzählt sie. So wurden in ihrem Freundeskreis rund 600 Euro gesammelt und für die Geflüchteten aus der Ukraine gespendet. Der Krieg in der Ukraine belaste die 43-Jährige im Alltag so sehr, dass „ich mir keine Nachrichten mehr anschauen kann“. „Am meisten belasten mich die Bilder von Kindern, die sich von ihrem Papa, ihrem Zuhause und dem gewohnten Umfeld verabschieden müssen“, erzählt die 20-jährige Mutter Lea Schmidt sichtlich gerührt. Mit ihren Freundinnen sitzt sie in einem Café in der Fußgängerzone. Sie habe die erste Zeit zwar die aktuellen Geschehnisse verfolgt, aber könne das nun nicht mehr in dem Ausmaß. Das Thema und die vielen schrecklichen Bilder in den Medien belasten die 20-Jährige psychisch zu sehr. Sie findet es aber bemerkenswert, dass „man jetzt nichts mehr über Corona hört“.

Ihre Freundin Michelle Deckert sitzt ebenfalls am Tisch. „Ich habe in der Situation am meisten Angst um meinen Bruder“, erzählt die 20-Jährige bedrückt. Ihr Bruder sei bis vor kurzem noch bei der Bundeswehr gewesen und könne wieder eingezogen werden, wenn der Krieg weiter ausartet. Darüber zerbreche sie sich zurzeit den Kopf.

Jan Rudolph ist Lehrer an einer Gemeinschaftsschule in Lebach. Dort unterrichtet der St. Ingberter unter anderem Gesellschaftswissenschaften. Der Krieg in der Ukraine bewegt seine Schüler sehr. „Manche Zehntklässler schauen jetzt zum ersten Mal Nachrichten“, erzählt der Lehrer. Da in Lebach die Landesaufnahmestelle für Geflüchtete ist, würden sich seine Schüler besonders intensiv mit dem Thema beschäftigen und viele Fragen zum Krieg stellen. „Momentan hab‘ ich die Schwerpunkte Vereinte Nationen und Friedenssicherung im Unterricht. Das passt zur jetzigen Situation sehr gut“, sagt er. Der Lehrer behandele dabei auch den Umgang mit Medien: „Was ist Propaganda, und wie stellen die Medien aus verschiedenen Ländern den Krieg dar“.

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