Überraschung durch Rühmanns „Clown“

Gräfinthal · Wer glaubt, alles von ihm zu kennen, wurde mal wieder eines Besseren belehrt: Marcel Adam und seine beiden Mitstreiter Christian Conrad und Christian Di Fantauzzi hatten mal wieder Überraschungen im Repertoire-Koffer, aber natürlich auch Altbewährtes.

 Christian Conrad, Marcel Adam und Christian Di Fantauzzi (von links) als Trio „La fine équipe“ im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff . Foto: jma

Christian Conrad, Marcel Adam und Christian Di Fantauzzi (von links) als Trio „La fine équipe“ im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff . Foto: jma

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Mit dem Chansonnier Marcel Adam ist es wie mit einem Urlaubsland, in welches man seit Jahren reist: Wenn man glaubt, bereits alles von ihm zu kennen, ist man immer wieder überrascht, etwas Neues zu erleben. So geschehen am Freitagabend, als der Barde mit seinem Trio "La fine équipe" im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff auftrat. Dort gastierte der Lothringer im Rahmen der Kleinkunstreihe "Gräfinthaler Vierjahreszeiten" des Verkehrsvereins Mandelbachtal bereits im 15. Jahr. "Sommer" war also angesagt. Das Wetter spielte nur bedingt mit: Schwül und regnerisch draußen. Lieder, die von Wärme nur so strotzten, drinnen. Tradition ist im Hause Adam ein wichtiges Thema. Dazu gehört auch, immer zuerst ein französisches Chanson zu spielen. Amalia Rodrigues und "La maison sur le Port" kam diese Ehre zu. "Schön, irgendwie fast sogar alpenländisch", meinte die Frau in Reihe zwei. Da war was dran. Zur Tradition zählt natürlich auch "Es Onna uff de Bonk", was bei dem Trio für das Lothringische steht. Der Text, der an das Dorfleben und an längst vergessene Zeiten erinnerte, beinhaltete die perfekte Mischung aus Sozialromantik und Sentimentalität. Dann überraschten der Sänger und seine beiden Mitmusiker, Christian Conrad (Gitarre, Mandoline und Ukulele) und Christian Di Fantauzzi (Knopfakkordeon und Saxofon ) zum ersten Mal: "Der Clown" von Heinz Rühmann . "Ahhs" und "Ohhs" waren allenthalben im Saal zu vernehmen. Das Publikum ließ sich leicht zum mitsingen motivieren. Etwa bei "Le Meteque" von Georges Moustaki . Den Gänsehautfaktor erreichte man zügig. Nämlich bei "The Rose- Liebe ist wie wildes Wasser". Hier war es vor allem Christian Di Fantauzzi, der mit seinem Saxofon die Atmosphäre zum Schwingen brachte. Auch bei Nenas "Wunder geschehen" blieben die Konzertbesucher, selbst die Männer, singend dem Trio treu. Wohl auch wegen des zarten Mandolinenklanges von Christian Conrads Instrument. Und Überraschung Nr. 2: Marcel Adam kann berlinern. Kein Scherz. "Ich bin der einzige Franzose, der berlinert", versicherte der Liedermacher. "Das Lied von der Krummen Lanke" sei ein Schicksalslied, meinte er und spielte auf den typischen Verlauf einer Liaison an. Bleiben wir bei der Tradition des humorvollen Komponisten, der in den 33 Jahren seines Bühnendaseins die Passagen zwischen den Liedern indirekt als weitere Programmteile beisteuert. "La Maladie d'amour" von Michael Sardou muss an einem solchen Abend sein. Genau wie "Ich habe diese Frau geliebt" von Pete Wyoming Bender. Zum Abschluss dann keine Überraschung. Dafür Tradition: "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Und her mit den Zugaben.

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