Über Schlaglöcher und Kanaldeckel

St Ingbert · Um die Probleme von Fahrradfahrern in St. Ingbert zu verdeutlichen, lud die Ortsgruppe St. Ingbert des ADFC zur Radtour ein. Knapp 20 St. Ingberter beteiligten sich daran und gewannen so ganz neue Einsichten aus einer für Autofahrer ungewohnten Perspektive.

 Die Vorsitzende vom ADFC St. Ingbert, Ursula Hubertus (links), erläutert den Teilnehmern der Radtour in der Saarbrücker Straße, wo hier das Problem für Fahrradfahrer liegt. Foto: Jung

Die Vorsitzende vom ADFC St. Ingbert, Ursula Hubertus (links), erläutert den Teilnehmern der Radtour in der Saarbrücker Straße, wo hier das Problem für Fahrradfahrer liegt. Foto: Jung

Foto: Jung

. Liest man die "Vorrangigen Forderungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs für die Verbesserungen des Radverkehrs" in der Mittelstadt, dann fragt sich der gewohnheitsmäßige Autofahrer , ob die alle einen Sinn ergeben. Anders stellte es sich dar, wenn man sich vorgestern einer Radtour anschloss, zu der die St. Ingberter Gruppe des ADFC die Stadtverwaltung, alle Fraktionen der Stadt- und Ortsräte sowie interessierte Bürger einlud. Auch Oberbürgermeister Hans Wagner war mit seinem E-Bike fast zwei Stunden mit von der Partie und erfuhr am eigenen Leib, was es derzeit in St. Ingbert heißt, Radfahrer zu sein. Tiefergelegte Kanaldeckel, Schlaglöcher und fehlende Bordsteinabsenkungen machten teilweise einen flüssigen Fahrstil unmöglich.

Ein Teilnehmer stellte fest, dass viele der Baustellen ihre Beschilderung auf Fahrradwegen haben, die deshalb von den eigentlichen Nutzern nicht mehr befahren werden können.

Ursula Hubertus freute sich beim Treffpunkt am St. Ingberter Rathaus, dass die Einladung ihres Vereins auf so große Resonanz gestoßen ist. "Wir gehen heute mal von realen Bedingungen aus", so die Vorsitzende des St. Ingberter ADFC. Der Plan sah folgendes Szenario vor: Eine Tante hat ihren Todestag, weshalb man vor dem Besuch auf dem Waldfriedhof noch Blumen besorgen müsse, eine Oma in Rentrisch braucht etwas aus dem Edeka, so wie eine Kollegin etwas aus dem Kaufland , bevor es am Abend zum Bahnhof geht, um zu einer Theateraufführung in Saarbrücken zu fahren. Anhand dieser Geschichte war die Route schnell festgemacht. Erstes Problem Rickertstraße - eine Radspur fehlt, der Radweg ist gesperrt oder eine Umleitung ist ausgeschildert. In der Poststraße gibt es keinen Übergang zum Radweg im Stadtpark, wo schon die "Engstelle Tunnel" auf die Radfahrer wartet. Die Stelle ist unübersichtlich und es gibt eine widersprüchliche Beschilderung, die im Verlaufe der Tour noch oft "gesichtet" wird.

Wo von einer Seite das Radfahren erlaubt ist, ist es von der anderen Seite ohne ersichtlichen Grund verboten. Auf der Haupt-Ost-West-Querung der Stadt durch die Gustav-Clauss-Anlage wird der Fahrer durch ein sogenanntes Drängelgitter an einer Unterführung am Sportheim ausgebremst. "Gewurschtel" nennt es Fahrrad-Guide Hubertus. In der Spieser Landstraße fehlen wiederum Radspur oder Schutzstreifen, eine Zuführung zum Radweg fehlt. Wer nicht ortskundig ist, fährt Umwege.

Es würde zu weit führen, alle angefahrenen Problemstellen aufzuzählen, doch eines wird klar, "es gibt einfach viele überflüssige Schilder", wie Adam Schmitt feststellte. Manche widersprechen sich gar oder sind an der falschen Stelle angebracht. Hier wurde in Richtung OB eine schnelle Lösung durch einfaches Versetzen angeregt. So mancher "Schilderstreich" bedarf der Klärung. Nun wird nach einer Liste die Beschilderung geprüft und bei Bedarf geändert. "Radverkehr ist zukunftsträchtig", so ein radfahrender Tour-Teilnehmer, "deshalb sollte man den Radverkehr ausbauen." Das stünde einer Biosphärenregion gut zu Gesicht. Deshalb lautet eine Forderung des ADFC auch, einen Radverkehrsbeauftragten bei der Stadt zu beschäftigen. Bei dieser sind die Bitten angekommen. "Beim persönlichen Abfahren waren die vom Radclub aufgestellten Forderungen vollkommen nachvollziehbar", so Markus Monzel.

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