Tod im Bombenhagel während des Krieges

St Ingbert · Heute auf den Tag genau vor 70 Jahren starben 13 St. Ingberter, darunter mehrere Kinder, im Bombenhagel. Amerikanische Bomber, so genannte „Fliegende Festungen“, hatten ihre tödliche Fracht über der Mittelstadt abgeworfen.

 „Fliegende Festungen“ wurden die amerikanischen Bomber genannt. Foto: Bechtermünz-Verlag/privat

„Fliegende Festungen“ wurden die amerikanischen Bomber genannt. Foto: Bechtermünz-Verlag/privat

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 Der Grabstein von Mathilde und Peter Lichtenfels auf dem Alten Friedhof. Foto: Schmelzer

Der Grabstein von Mathilde und Peter Lichtenfels auf dem Alten Friedhof. Foto: Schmelzer

Foto: Schmelzer

Am Sonntag, 16. Juli 1944, einem nach Angaben von Zeitzeugen warmen und sonnigen Tag, heulten morgens die Sirenen und riefen die St. Ingberter in die Bunker, Luftschutzräume und Keller. Gegen 8 Uhr gab es Luftalarm, zwei Stunden später allerdings auch schon wieder Entwarnung. Zunächst war nichts passiert. Doch dann kamen doch Bomberverbände. Sie waren auf dem Rückflug. Eigentlich kein Grund zur Sorge, denn auf dem Rückflug hatten die Flugzeuge in der Regel keine Munition mehr dabei. Einige St. Ingberter waren wohl auch mit dieser Einschätzung im "Himbeer-Wald" zum Früchte sammeln unterwegs: an den Hängen von Schafkopf, Betzentaler Kopf und Rotenkopf. Das ist heute das Gebiet südlich der Autobahn, etwa zwischen den Auffahrten St. Ingbert Mitte und West. Doch plötzlich wurde das Brummen der Flugzeugmotoren von einem Beben und Heulen übertönt. Es hagelte Bomben, wie man es in St. Ingbert noch nicht erlebt hatte. Die fliegenden Festungen waren zwar auf dem Rückweg, doch waren sie keinesfalls leer, wie man geglaubt hatte. Sie hatten noch rund drei Tonnen Bomben an Bord, die sie jetzt auf einen Schlag und auf engstem Raum abwarfen. Zwischen 500 und 600 Fünfzentner-Bomben prasselten innerhalb von wenigen Minuten vom Himmel. Noch heute sind die Bombentrichter im Gelände zu erkennen. Mehr als mannstief, stellenweise so dicht beieinander, dass sie ineinander greifen. Auch bewohntes Gebiet wurde getroffen. 35 Wohnungen wurden an diesem Tag durch die Bomben zerstört. Die Bombenschäden im Winnweg, der Wiesenstraße, dem Hahnacker und einem Abschnitt der Blieskasteler Straße sind allerdings längst beseitigt.

Das eigentliche Kriegs-Drama spielte sich aber weiter draußen ab. im "Himbeerwald" gab es Tote. 13 St. Ingberter verloren an diesem Tag im amerikanischen Bombenhagel ihr Leben. Auf dem Alten Friedhof ganz oben im rechten "Ehrenfeld" stehen zehn Grabsteine, die alle das gleiche Sterbedatum zeigen: 16. Juli 1944. Sieben Einzelgräber und drei Doppelgräber. Vier Tage nach dem Bombardement wurden sie beigesetzt. In der "Geschichte St. Ingberts" zählte der einheimische Historiker Wolfgang Krämer die Namen auf: Es starben Emilie Schwarz und ihre beiden Kinder Willi (7) und Otto (drei Monate), Mathilde Lichtenfels (30) und ihr Sohn Peter (12), Adolf Nickäs (48), Fritz (31) und Ruth Kohl (26), Wilhelm Noll (62) und sein Sohn Matthias (11), Wilhelm Bayer (66). Cilli Kaufmann (29) und Willi Kaufmann (acht).

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