Thema Sterben kein Tabu mehr

Saarpfalz-Kreis · Die 7. Hospiztage im Saarpfalz-Kreis stehen unter dem Motto „Schmerzen lindern – Leben bis zuletzt“.Am Eröffnungsabend gab's Pantomime mit Jomi, der sein Spiel als Verbeugung vor Hospizhelferinnen und -helfern versteht, und Vorträge. Moderiert hat Klaus Aurnhammer.

 Pantomimisch verdeutlichte Jomi in mehreren Szenen die Arbeit von helfenden Kräften in der Palliativ- und Hospizhilfe. Hier die Darstellung „Schmerz“. Foto: Dieter Schmitt

Pantomimisch verdeutlichte Jomi in mehreren Szenen die Arbeit von helfenden Kräften in der Palliativ- und Hospizhilfe. Hier die Darstellung „Schmerz“. Foto: Dieter Schmitt

Foto: Dieter Schmitt

Die 7. Hospiztage im Saarpfalz-Kreis sind eröffnet. Am Montagabend fand im Homburger Forum die traditionelle Auftaktveranstaltung statt. Die Veranstaltung unter Schirmherrschaft von Landrat Theophil Gallo fand regen Zuspruch. Der Ökumenische Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Saarpfalz konnte rund 90 Gäste begrüßen. Besonders beeindruckend war das Pantomimenspiel von Jomi. Ein Mensch krümmt sich vor Schmerzen. Wortlos. Es ist ein alter Mann, der nur noch schwer allein gehen kann. Er braucht einen Krückstock. Szenenwechsel: Ein Mensch liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht im Bett. Er versucht aufzustehen. Doch er kann kaum noch den Oberkörper heben. In beiden Fällen kommt jemand zu dem alten, schwerkranken Mann und gibt eine helfende Hand, schiebt den Rollstuhl, hilft beim Waschen, beim Einkleiden, beim Essen. Die Szenen stehen unter der Überschrift "Barmherzigkeiten". Der Künstler Jomi, der den Kranken und gleich darauf den Helfer wortlos darstellt, bezeichnet sein Pantomimenspiel als eine Verbeugung vor der Arbeit von Hospizhelferinnen und -helfern. Im Homburger Forum hätte man am Montagabend eine Stecknadel fallen hören, so still war es während des meisterhaften Auftritts von Josef Michael Kreuzer alias Jomi, der die Zuschauer/innen begeisterte und sie emotional stark mit dem Anliegen der all zwei Jahre stattfindenden Hospiztage Saarpfalz verband. In diesem Jahr stehen sie unter dem Motto "Schmerzen lindern - Leben bis zuletzt".

Moderator Klaus Aurnhammer verknüpfte die Begrüßung von Ehrengästen wie Schirmherr Landrat Theophil Gallo , den Geschäftsführer des St. Jakobus Hospiz, Paul Herrlein, oder Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr geschickt mit der positiven Entwicklung der Hospiztage seit ihrem Anbeginn. "Das Thema Sterben ist nicht mehr das Tabu, das es einmal war", erklärte der Seelsorger und Theologe. "Sterbehilfe und Sterbebegleitung sind in der Region besprechbar geworden." Auch bundesweit werde jetzt über die Themen gesprochen und gestritten. Parallel zur Veranstaltung diskutierte am Montagabend Frank Plasberg zur besten Sendezeit im "Ersten" über Sterbehilfe . Und der Bundestag beschäftigt sich in dieser Woche gleich zwei Mal mit Fragen am Lebensende. Am Donnerstag berät das Parlament abschließend über ein Gesetz, das die Versorgung in Hospizen und auf Palliativstationen verbessern soll. Am Freitag ist die Abstimmung über eine mögliche Neuregelung der Hilfe zur Selbsttötung geplant.

Zurück nach Homburg: Auch die Koordinatorin des Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes Saarpfalz, Gabriele John-Neumann, sieht viel Bewegung. Neben die fest verankerten Partner wie der Saarpfalz-Kreis , das St. Jakobus Hospiz, der Hospizverein Saarpfalz oder die Katholische Erwachsenenbildung Saarpfalz seien etwa die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz oder das Unternehmen proseniore getreten. "Wir wollen mit den Hospiztagen Ängste nehmen und darüber informieren, dass ein weitgehend schmerzfreies Lebensende möglich ist. Außerdem geht es darum zu zeigen, dass die Wege kürzer geworden sind. Ärzte, hauptamtliche und ehrenamtliche Hospizhelfer/innen sowie Angehörige arbeiten heute viel enger zusammen als noch vor einigen Jahren." Das zeigte sich auch beim Vortrag von Dr. med. Franz Xaver Bayerl, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Schmerztherapie am Nardiniklinikum Zweibrücken.

Im Fokus standen zwar moderne Schmerzmedikamente, die den Schwerstkranken und Sterbenden mehr Wohlbefinden und Selbstbestimmung sichern. Neben den hochdosierten Morphinen und Opiaten wirkten sich aber auch Zuwendung und Nähe schmerzlindernd aus. Hier habe es, so der Praktiker, in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen im Umfeld der Patienten gegeben. "Die kommenden Veranstaltungen im Rahmen der Hospiztage sind für alle Interessierten und Angehörigen eine weitere Chance, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die am Ende des Lebens wichtig oder wichtiger werden", resümierte der Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz, Andreas Heinz. "Es geht bei den Workshops und Vorträgen in Blieskastel, Homburg und St. Ingbert etwa um die Bedeutung von Lachen sowie von Berührungen und Bewegung im Alter, um Märchenerzählen oder den richtigen Umgang mit Demenzkranken."

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Auf einen BlickDas Programm der Hospiztage: Am 6. und 7. November Homburger Frauenkabarett "Best of" um 19. 30 Uhr, Bliesgau-Festhalle Blieskastel, Einlass ab 19 Uhr. Am 10. November: 11. Märchen von Leben, Tod und Wandel, erzählt von Holde Stumm im Haus Pro Seniore Hohenburg von 17.30 bis 19.30 Uhr, Gerberstraße 18 in Homburg. Der Eintritt ist frei. Am 13. November: Kinowerkstatt St. Ingbert: "Der große Trip" um 19 Uhr in der Kinowerkstatt, Pfarrgasse 49, in St. Ingbert, mit Reese Witherspoon : Pilgern als Trauerbewältigung. Am 21. November: "Basalen Interaktion" Workshop mit Michael Meyer von 9 bis 16 Uhr, Caritas - Begegnungsstätte, Kaiserstraße 63, St. Ingbert. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Kosten übernimmt der Hospizverein, Anmeldung erforderlich unter (0 68 41) 9 72 86 13. Am 24. November: Allianz Demenz: Demenz in der letzten Lebensphase, von 18 bis 20 Uhr, Kreiskrankenhaus St. Ingbert, Vortrag mit Birgit Mai. Am 28. November: Großer Ökumenischer Abschlussgottesdienst um 17 Uhr in der Ommersheimer Kirche Mariä Heimsuchung mit Chor 98. red

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