Konzert in der JVA St. Ingbert „The Earls“ rockten mit Oldies den Knast

Exklusiv | St. Ingbert · Die in der Region längst legendäre Band bot im Hof der ehemaligen St. Ingberter JVA ihrem Publikum eine musikalische Zeitreise.

 Die Band „The Earls“ trat am Freitagabend im Hof der ehemaligen JVA in St. Ingbert auf.

Die Band „The Earls“ trat am Freitagabend im Hof der ehemaligen JVA in St. Ingbert auf.

Foto: Jörg Martin

Als Wolfgang Blatt am Freitagabend die Besucher im Hof der ehemaligen St. Ingberter Justizvollzugsanstalt mit „Einen wunderschönen, guten Abend - herzlich willkommen im Knast“ begrüßte, hatte er gleich die Lacher auf seiner Seite. Dort trat im Rahmen der Reihe „Ab in den Knast!“ des Stadtmarketings St. Ingbert eine Band auf, die in unserer Region sozusagen doppelten Seltenheits-Charakter hat: Zum einen hat sich „The Earls“ der Musik aus den Sechzigern verschrieben. Zum andern gibt es die vierköpfige Band in diesem Jahr bereits seit 55 Jahren. Dementsprechend war das Publikum des ausverkauften Konzertes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eher der Generation 60plus angehörig. So dominierte bei den Herren auch vorwiegend graue Haarfarbe. Ein Bandmitglied bekam unmittelbar vor Konzertbeginn sogar noch ein Ständchen gesungen und den symbolischen Kuchen nebst brennender Kerze von Julia Haberer-Settele (Stadtmarketing) überreicht: Schlagzeuger Roland Jene. Er wurde zwei Tage zuvor 70 Jahre alt. Und René Müller vertrat beim Konzert den erkrankten Bassisten Manfred Becker.

Eigentlich war es für die Niederwürzbacher Band ein Heimspiel. Schnell war klar: Die Fans haben nicht nur die Musik, sondern auch die Band herbeigesehnt. Als „If i had a Hammer“ (Trini Lopez) erklang, war auch das „Uhhhuhuhu“ des Refrains, welchen das Publikum wie auf Kommando und völlig unabgesprochen sang, nicht weit. Es war nicht der einzige Song, bei dem das Publikum den Refrain beherrschte. „Wir sind ausgehungert, für euch zu spielen“, meinte denn auch Georg Latz (Gesang/Gitarre), der neben Roland Jene die Moderation übernahm. Das Salz in der Suppe sind aber immer wieder die Gitarrenriffs seines Vaters Hans-Werner (Gitarre/Gesang) wie bei „Knocking on Heavans Door (Bob Dylan). Doch auch die samtweiche Stimme von Latz junior, wie bei „All my Loving“, dem Beatles-Klassiker aus dem Jahr 1965, kommt mehr als gut zur Geltung. Und zwischendrin brandet immer wieder Jubel auf. Etwa, wenn Georg Latz den John Denver-Klassiker „Country Roads“ ankündigt.

„Es gab auch viele deutsche Titel. So schön schmalzig“, rief Roland Jene die Musikgeschichte mit „Rote Lippen“ (Gus Backus) in Erinnerung. Dabei handelte es sich um einen der ersten Titel, den die „Earls“ zu Beginn ihrer Bandkarriere spielten. „Endlich hört man die ganzen Lieder noch einmal. Ich komme mir vor wie in meiner Jugend“, meinte eine Frau aus Blieskastel in der Pause. So ganz eng sah man es seitens der Band mit den 60ern nicht. Als der 70er-Titel „Sweet Home Alabana“ (Lynyrd Skynyrd) ertönte, gab es für einige, ausschließlich weiblichen Konzertbesucher, kein Halten mehr. Sie tanzten am Rand der Stuhlreihen, um den Corona-Mindestabstand einzuhalten. Einen Wunsch musste Roland Jene leider ablehnen: „Ave Maria no morro“, ein Titel von der CD „Alle 7 Jahre“, könne er leider nicht spielen. Er sei zu sehr mit Dieter Glöckner verbunden. Der Gitarrist der Band verstarb vor neun Jahren. Dafür durften die Besucher quasi Rock’n’Roll im Sitzen zu „Johnny B. Goode“ tanzen zu dem Hans-Werner Latz wieder ein Solo beisteuerte. Und wieder ein „Ahhhh…“ vom Publikum, als „The House of the raising Sun“ angekündigt wurde. Und wieder war es Roland Jene, der den Nerv traf. Mit „It‘s only Words“ von den Bee Gees und kurz danach mit „Monja“. Bei Letzterem wurden gar die Feuerzeuge und Handys geschwenkt. Den Refrain dichtete Jene zwischendrin auch mal auf seine Frau Sandra um. Nach etlichen Zugaben ging ein sehr kurzweiliges Konzert zu Ende.

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