Kultursommer in St. Ingbert „The Earls“ rockten den ehemaligen Knast

St Ingbert · Die Rock-Legenden der Region fanden bei ihrem Auftritt am Donnerstagabend in der Alten Bahnhofstraße ein dankbares Publikum.

 Die Niederwürzbacher Band „The Earls“ trat wieder bei der Reihe „Ab in den Knast!“ im Hof der ehemaligen JVA St. Ingbert auf.

Die Niederwürzbacher Band „The Earls“ trat wieder bei der Reihe „Ab in den Knast!“ im Hof der ehemaligen JVA St. Ingbert auf.

Foto: Jörg Martin

„Endlich nochmal raus und endlich Kultur“, meinte ein Mann aus Niederwürzbach am Donnerstagabend zu seinem Nachbarn, der gerade im Innenhof der ehemaligen Justizvollzugsanstalt St. Ingbert seinen Platz einnahm und ihm freudig zunickte. Auch 2021 heißt es wieder „Ab in den Knast!“ in der Alten Bahnhofstraße 11, da hier unter freiem Himmel die Corona-Einschränkungen besonders gut unter einen Hut zu bringen sind. Unter der selbigen Kopfbedeckung sind dieses Mal auch wieder das Stadtmarketing und das St. Ingberter Kulturamt, die hier von Lesung bis Pop/Rock und Kinderprogramm bis Ende August agieren.

Musste der Auftritt des Poetry Slammers „Quichotte“ vor einer Woche wetterbedingt in die Stadthalle verlegt werden, blieb das Gastspiel der Niederwürzbacher Band „The Earls“ davon verschont. Dennoch war es recht kühl und frisch, weshalb auch so manche Besucher sich nicht nur dicke Jacken, sondern auch Decken und Sitzkissen mitgebracht hatten. Blickte man in die Reihen, so war nicht gerade selten die Haarfarbe grau festzustellen. Ein Zeichen, das auch die Fans der Band in die Jahre gekommen und mit den Musikern reifer geworden sind. „Eine Band, die schon seit 55 Jahren unterwegs ist. Und das mit zwei Leuten in der Originalbesetzung. Das schaffen selbst die Stones nicht“; frohlockte Christoph Haberer in seiner Anmoderation. Eine mehr als auffällige Feststellung gleich zu Beginn:

Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, als hätte sich das Publikum geprobt. Denn direkt ab dem ersten Tag wurde mitgewippt, mitgesungen und mitgeklatscht. Vielleicht lag es aber auch an der Auswahl der Titel und mit dem Start mit „If i had a Hammer“ von Trini Lopez. Sicher trug auch die positiv-launische Moderation von Georg Latz (Gitarre/Gesang) und Roland Jene (Gesang/Schlagzeug) zur guten Stimmung bei. „Wir freuen uns, endlich nochmal vor normalen Leuten spielen zu können“, freute sich Georg Latz und forderte die Besucher auf, gleich bei „Knocking on heavens door“ (Bob Dylan) mitzusingen. Das ließen die sich nicht zweimal sagen. Als dann die Session mit den Beatles-Klassikern gestartet wurde, war vielen klar, dass man nicht nur das Ausgehen, Freunde treffen und die Auftritt der Bands in den letzten Monaten mehr als schmerzlich vermisst hatte. Nein, die nüchterne Feststellung, dass man die Musik aus den Sechzigern und Siebzigern kaum noch im Radio wahrnehmen kann und auch wenig Bands erleben darf, die sich diesem Genre verschrieben haben.

Das Publikum dankt es der Band, indem es die Arme mitwinken lässt. Und die? Da steuerte etwa Roland Jene Storys von Auftritten bei, die aus einem anderen Jahrtausend stammen: „Bei diesem Lied bin ich in Niederwürzbach im Saal Reitenauer mitsamt Schlagzeug vom Tisch gefallen“, blickte das Gründungsmitglied lachend zurück. Und die drei anderen Georg Latz, Hans-Werner Latz (Gitarre/Gesang) und René Müller (Bass) nicken grinsend und die Besucher lachen. Aber nur kurz. Denn sie haben eine Mission. Nicht gerade wenige stehen auf und tanzen am Rand des Zuschauerraums zur Musik. Ein Pärchen hatte gar sehr kunstvolle Figuren drauf. Und die anderen an den Plätzen haben wie bei „Pretty Woman“ (Roy Orbison) mehr als zufriedene Gesichter. „Das ist Lebensfreude pur. Einmal überhaupt und dann wegen dem ganzen Corona-Kram“, meinte Christiane Fromm aus Blieskastel gegenüber unserer Zeitung.

Und man kommt auch bei diesem Konzert nicht an den mehr als populären Gitarrenriffs von Hans-Werner Latz vorbei. Kaum ein Titel, wo er nicht in die Saiten greift und diese mehr als kunstvoll zum Schwingen bringt. Und das auch so, dass das Ganze sich mehr als rockig anhört. Wie bei „Cadillac“ (The Renegades), was schnell zu Bravo!-Rufen führte. Und dann sind doch noch die nicht gerade wenigen Titel, wo man um das Mitsingen gar nicht herum kommt. So auch beim Drafi Deutscher-Klassiker „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Oder „Monja“ (Ted Power), der „Nationalhymne“ der Band.

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