Teure Spezialgeräte im Regenwald

St Ingbert · Die Regenmengen der vergangenen Tage und Wochen machen auch dem Saarforst bei der Holzernte zu schaffen. Da das Wetter nicht zu ändern ist, versuchen sich Förster, Waldarbeiter und Unternehmen durch Organisation, Geräte und Kleidung dieser Situation anzupassen.

 Der Forstbetrieb von Raimund Herzog hat sich teure „Schläppchen“ für sein Rückegerät gekauft. Die Kunststoffbänder über den hinteren Rädern kosten 20 000 Euro pro Paar und verringern den Bodendruck gegenüber Stahlketten deutlich. Foto: Cornelia Jung

Der Forstbetrieb von Raimund Herzog hat sich teure „Schläppchen“ für sein Rückegerät gekauft. Die Kunststoffbänder über den hinteren Rädern kosten 20 000 Euro pro Paar und verringern den Bodendruck gegenüber Stahlketten deutlich. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Arbeitsschwerpunkt im Wald-Revier St. Ingbert-Nord ist derzeit mit einer Einschlagmenge von rund 3000 Kubikmeter Holz das Gebiet um den Wombacher Weiher. Spielt das Wetter mit, ist in zwei Wochen das Holzrücken abgeschlossen, danach erfolgt der Abtransport der Stämme. Erst dann wird mit den Wegeinstandsetzungsmaßnahmen begonnen.

Schon im Vorfeld kann man Überschwemmungen vorbeugen, indem seitlich der Waldwege Versickerungsmulden angelegt und deren Querschnitt konvex gestaltet wird. Trotz Dauerregens trocknen die Wege um St. Ingbert wegen des unterlagernden Sandsteins schnell ab, die Spuren der Rückemaschinen lassen sich jedoch nicht vermeiden.

Doch auch, wenn es kurz nach der Ernte manchmal ziemlich unaufgeräumt und aufgewühlt im Wald aussieht, machen sich Förster und Unternehmer Gedanken, wie sie die Schäden, gerade bei dieser extremen Wetterlage, gering halten können. Regnet es zu viel, versinken die Maschinen im Wald. "Da muss man Unterschiede zwischen ökologischen und Wegeschäden machen", so Förster Bodo Marschall, für den der Waldboden klare Priorität hat, weil die Wege ohne große Mühe wieder in Stand gesetzt werden können, das Ökosystem Wald aber nicht. Ist ein Bewuchs erstmal zerstört, der Boden ausgespült oder durch Fahrzeuge zu sehr verdichtet, kann das irreparabel sein oder lange dauern, bis sich wieder ein Gleichgewicht einstellt.

In nassen Bereichen setzen einige Forstarbeiter auf Rückepferde, weil bei aufgeweichtem Untergrund die Lkw einsacken, abrutschen oder deren Räder durchdrehen. Das verschleißt nicht nur das Fahrzeug, sondern schädigt auch die Natur unter Umständen nachhaltig.

Schweres Gerät

Dies kann minimiert werden, indem sich schweres Gerät nur auf Rückegassen bewegt, die 40 Meter Abstand zueinander haben. Wird so verfahren, bleiben 90 Prozent der Waldfläche unberührt. Normalerweise sollte der Kieferneinschlag bis März wegen des drohenden Pilzbefalls, der die Holzoptik beeinrächtigt, abgeschlossen sein. Fichten mit Borkenkäferbefall sollten ebenfalls sehr zügig eingeschlagen, gerückt und abgefahren werden, um Gefahr der weiteren Massenvermehrung zu vermeiden.

Diese Planungen kommen bei Wetterunbilden ins Wanken. Bei anhaltender Nässe und wenn die Maschinen zu sehr einsinken, muss der Forstunternehmer die Arbeit einstellen. Holzverträge und Liefertermine mit Sägewerken müssen durch ihn aber trotzdem erfüllt werden. Für die Firma kann das eine wirtschaftliche Katastrophe bedeuten, da leistungsbezogen entlohnt wird und die gefällte und gerückte Holzmenge erst nach Abschluss der Arbeit auf dem Weg ermittelt wird. Bei Arbeitsunterbrechung kann die Maßnahme nicht abgeschlossen werden und der Unternehmer muss lange auf sein Geld warten, während die Kosten für Löhne und Maschinen weiterhin monatlich fällig werden. Um Ausfallzeiten und Schäden am Untergrund zu minimieren, schaffen sich die Unternehmen teure Spezialgeräte an.

Reifen auf drei Achsen

Breitreifen auf drei Achsen der Rückemaschine verteilt und Ketten sorgen für eine Verringerung des Bodendrucks. So arrangieren sich alle im Forst Beschäftigten mit dem (Regen-)Wald. Förster Marschalls Dank geht aber auch an die Bevölkerung, die großes Verständnis für die zu erledigenden Arbeiten zeige.

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