Suppe für Mädchen in Angola

Hassel · Von der Teilnahme an einem der vielen Fastenessen in diesen vorösterlichen Wochen in der Region nimmt niemand wirklich ab. Aber man schärft sein Bewusstsein für Überfluss und fördert einen guten Zweck. Ein Besuch in der Unterkirche von Herz Jesu in Hassel.

 Walburga Halmes (links) und Margreth Osthof geben die Fastensuppe in Herz Jesu aus. Foto: Jasmin Zinßmeister

Walburga Halmes (links) und Margreth Osthof geben die Fastensuppe in Herz Jesu aus. Foto: Jasmin Zinßmeister

Foto: Jasmin Zinßmeister

Ein Duft von frischen Gewürzen lockt an diesem Fastensonntag in die sonnige Allee, die zur katholischen Pfarrkirche Herz Jesu im St. Ingberter Stadtteil Hassel führt. Aus der Unterkirche klingt lautes Lachen. Schon seit dem frühen Morgen bereiten die Frauen der Kirchengemeinde eine deftige Gemüsesuppe zu: das Fastenessen. Seit 25 Jahren hat sich hier die Tradition entwickelt, aus Solidarität zu fasten. "Deswegen gibt es heute eine einfache Suppe, um auch einmal bewusst mit halb leerem Magen nach Hause zu gehen. Es gibt nämlich Menschen, die täglich unfreiwillig fasten", erklärt Pfarrer Marcin Brylka, der neben Hassel auch die Gemeinden Rohrbach und Oberwürzbach betreut.

Aus der Bibel ist normalerweise das Fasten als Buße, zur Bereinigung der eigenen Seele und aus Mitgefühl für das Leid Jesu bekannt. Aber auch die solidarische Art des Verzichtens ist durch die Bibel belegt (nach Jesaja 58, 6-7): "Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn." Das Wort Gottes könnte man modern als Verzicht auf Konsum verstehen, um den Menschen etwas abzugeben, denen es an der Grundsicherung fehlt. Das ist auch die Philosophie von Herz Jesu.

Für eine Spende in freiwilliger Höhe gibt es heute die Gemüsesuppe. Der Gedanke dahinter sei, für ein üppige Speise zu zahlen, aber ein mageres Mahl zu sich zu nehmen, um Anderen mit dem übrigen Geld zu helfen, erläutert der Pfarrer.

Die Stimmung an den Tischen ist ausgelassen, schnell sind die Suppenschälchen leer und es wird rege diskutiert. "Das Fasten ist nicht mehr wie früher. Kaum jemand weiß noch, was Aschermittwoch oder Karfreitag traditionell bedeuten", stellt Margreth Osthof fest, die sich seit 15 Jahren in der Gemeinde engagiert. Pfarrer Brylka fügt hinzu: "Heutzutage wird auch allgemein weniger aus religiösen Gründen gefastet. Vielmehr geht es um persönliche Ziele." Das seien zum Beispiel der Verzicht auf das Rauchen, Alkohol oder Süßigkeiten.

Insgesamt aber geht der Trend zum Fasten zurück. Das schlägt sich in der Teilnehmerzahl beim Fastenessen nieder. Anfang de 1990er Jahre waren es noch über 100 Besucher, heute sind es etwa die Hälfte. Das Problem sei vor allem, dass nicht mehr genug junge Leute nachkämen, so Brylka.

Ilse Weinmann, Vorsitzende des Caritas- und Missionsausschusses, zieht trotzdem ein positives Fazit: 760 Euro Spendengelder wurden durch das Fastenessen eingenommen. "Wir unterstützen damit die Missionsschwester Hildegard Weisbrot, die in Angola ein Mädcheninternat betreut." In der Schule seien etwa 75 Mädchen untergebracht, weiß Weinmann. Sie ernährten sich größtenteils durch die Bewirtung der umliegenden Äcker. Denn Nahrungsmittel seien knapp in dem Dorf, das etwa 500 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt liege. "Letztes Jahr konnten wir aus dem Spendenerlös ein Ochsengespann für die Mädchen kaufen", erzählt Weinmann stolz. Der Jahresbeitrag für das Internat betrage 35 Euro, eine kleine Summe im Verhältnis zu dem Überfluss, in dem man in Deutschland lebe.

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