Volleyball Stützpunkte liegen immer noch auf Eis

Saarbrücken · Die Lage im Saar-Volleyball: Die Männer des TV Bliesen sowie die Frauen des TV Holz und des TV Lebach stehen in ihren Ligen weit oben. Moritz Reichert spielt in der Bundesliga. Doch beim Nachwuchs und den Förderstützpunkten hapert es.

Auf der Volleyball-School-Tour touren derzeit saarländische Volleyball-Vereine quer durchs Land. An insgesamt acht Stationen macht die School-Tour halt. Volleyball-Vereine motivieren und aktivieren Grundschulen und -schüler, bereiten ein buntes Programm vor und bringen ihnen im Rahmen eines Tages die Sportart Volleyball näher (siehe Text unten).

In Zeiten, in denen es um den Volleyball-Nachwuchs – besonders im männlichen Bereich – schlecht bestellt ist, hat der Saarländische Volleyball-Verband (SVV) die Tour als eine von verschiedenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Nachwuchs-Problems ins Leben gerufen.

Schon im Januar 2018 stellte der SVV ein Förderkonzept vor. Er ernannte vier Talentstützpunkte und wählte zwei Leistungsstützpunkte aus. Talentstützpunkte sollten der TV Düppenweiler, die DJK Saarbrücken-Rastpfuhl, der SSC Freisen und der TV Wiesbach werden. Im männlichen Bereich war der TV Bliesen als Leistungsstützpunkt, im weiblichen Bereich der TV Holz.

Das alles ist nun rund ein Jahr her. Was ist daraus geworden? Hat das Konzept den gewünschten Erfolg gebracht? Die Saarbrücker Zeitung hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht. Und – so viel vorab – musste lange suchen.

Problem Nummer eins: Das Präsidium, das dieses Konzept auf den Weg brachte, ist seit Juni 2018 gar nicht mehr im Amt. SVV-Präsident ist inzwischen Horst Bartsch, der das Amt von Erhard Rubert übernommen hat. Als Vize-Präsident Finanzen ist Harald Petry im Amt. Er löste Norbert Spurk ab. Auf Udo Genetsch, Vizepräsident Presse und Marketing, folgte Dieter Hack.

Problem Nummer zwei: Die Verträge zwischen Verband und Stützpunkt-Vereinen gibt es auch nach über einem Jahr noch nicht. „Wegen der Finanzkrise beim Landessportverband und der damit einhergehenden Unsicherheit der Finanzmittel hatte das damalige Präsidium eine Haushaltssperre erlassen. In deren Folge wurden die Verträge mit den Stützpunkten auf Eis gelegt“, teilte der Verband der SZ in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Die Haushaltssperre ist nun seit Anfang des Jahres wieder aufgehoben, mit den Vereinen sollten in absehbarer Zeit Fortschritte erzielt werden. „Alle Stützpunktverträge sollen bis 31. März 2019 unter Dach und Fach sein“, heißt es in der Erklärung weiter. Nicht konkret geregelt ist, welche Art der Leistung diese Verträge umfassen können, welche Vorteile die Stützpunkte also gemäß Vertrag haben sollen. Im Gespräch seien vielfältige Möglichkeiten, die individuell gestaltbar sein sollen.

„Das kann finanziell sein. Für den Verein kann es auch Vergünstigungen bei Lehrgängen geben. Es kann sein, dass die Kadertrainer mal den Verein in ihrer Arbeit unterstützen“, deutet Gerd Rauch an. Er ist unter anderem Ansprechpartner für Jugendteams, Talentaufbau und Talentfördergruppen beim besten Männer-Verein, dem TV Bliesen. Mit André Koch (TV Wiesbach), Matthias Pons (TV Bliesen), Patrick Fielker und Nicole Surkovic (beide TV Holz) gibt es derzeit vier Kadertrainer beim SVV.

Von den vor einem Jahr vollmundig verkündeten Talentstützpunkten ist also kaum etwas umgesetzt worden. Ein verlorenes Jahr? Nicht unbedingt. Sieht man sich an den Stützpunkt-Orten im Wartestand um, bemerkt man dennoch eine Aufbruch-Stimmung. Trotz der Probleme. „Es gibt eine neue Motivation bei uns und dem gesamten Trainerteam, die Jugendarbeit nochmal zu intensivieren. Die Zusammenarbeit zwischen Verein und neuem Präsidium sehe ich als positiv“, sagt beispielsweise Eva Klein. Sie ist Jugendwartin bei der DJK Saarbrücken-Rastpfuhl und Beisitzerin im Jugendausschuss des SVV. „Die einzelnen Gremien haben seit den Neuwahlen eine gute Zusammenarbeit. Die Glieder harmonieren besser.“

Auch Franziskus Diwo vom TV Düppenweiler kann diesen Eindruck bestätigen. „Der Vorstand ist gewillt, etwas zu verändern. Im männlichen Bereich brennt es. Da muss jetzt einfach etwas versucht werden“, sagt er. Schnellstens. Zwar brachte der SVV mit Moritz Reichert erst vor wenigen Jahren einen Nationalspieler hervor, wie gravierend die Situation aber mittlerweile ist, lässt sich mit einem Blick in die männlichen Jugend-Ligen verdeutlichen: In der U18 treten mit dem TV Wiesbach, dem TV Bliesen I und dem TV Bliesen II nur drei Mannschaften an. In der U16 sind es mit dem TV Wiesbach und dem TV Bliesen gar nur zwei.

Die Ernennung der Stützpunkte hält Rauch nach wie vor für den richtigen Weg. André Koch vom TV Wiesbach sieht das ähnlich. „Schon die Zertifizierung im Vorfeld war wichtig. Sie zeigt die Qualität der Vereine. Man sieht, dass das, was wir machen, gut ist.“ Noch wichtiger sei: „Es gelingt uns dadurch, ein größeres Netzwerk zu bilden. Es sind Austausch-Plattformen entstanden. Es entstehen Treffen, bei denen die Ta­lentstützpunkte in Kontakt kommen. Das nutzt allen.“

Nicht in der Liste der Talent- und Leistungsstützpunkte taucht der TV Lebach auf. Der hatte sich damals ausschließlich als Leistungsstützpunkt beworben, die Zusage ging an den TV Holz. Hat sich an dem Stand der Dinge inzwischen etwas geändert? „Der neue Präsident hat uns angedeutet, er wolle sich zu einem intensiven Gespräch mit uns an einen Tisch setzen. Das ist aber bislang nicht passiert“, erzählt Thomas Schwinn, Volleyball-Abteilungsleiter beim TV Lebach. „Der TV Lebach macht seine Arbeit weiter wie bisher. Wenn wir gut für uns arbeiten, kommt auch etwas für den Verband dabei heraus.“

Wie es nun weitergeht? Bis zum 31. März sollen laut Verband die Verträge der Stützpunkte unter Dach und Fach sein. Und unter Federführung von Brigitte Schumacher, Sportwartin des SVV und Trainerin beim SSC Freisen, entsteht derzeit ein weiterführendes Konzept. Die Talent- und Leistungsstützpunkte sind dabei nur ein Baustein dieses Konzepts, ebenso wie die aktuelle School-Tour. Schumachers Maxime lautet: „Es muss geschafft werden, Kinder für Sport und Volleyball zu begeistern und in die Vereine zu bringen. Das Erleben im Verein, gemeinsam etwas zu erreichen, muss wieder im Vordergrund stehen.“

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