Stolze Schüler und ein Schuss Wehmut

St. Ingbert. Lächelnd steht Dalisa Adrovic von ihrem Platz auf, schüttelt die Hände von Volkshochschul-Leiterin Marika Flierl sowie von Hans Wagner und nimmt aus den Händen des Oberbürgermeisters das begehrte Zertifikat entgegen. Als sich die 32-Jährige wieder setzt, schreit sie ein kräftiges "Jawoll" in sich hinein und ballt zur Freude beide Fäuste

 Die Absolventen des VHS-Integrationskurses waren bei der Vergabe der Zertifikate gut gelaunt - natürlich auch Dalisa Adrovic (zweite von links) und Chaouki Saadaoui (vorne rechts). Foto: Oliver Bergmann

Die Absolventen des VHS-Integrationskurses waren bei der Vergabe der Zertifikate gut gelaunt - natürlich auch Dalisa Adrovic (zweite von links) und Chaouki Saadaoui (vorne rechts). Foto: Oliver Bergmann

St. Ingbert. Lächelnd steht Dalisa Adrovic von ihrem Platz auf, schüttelt die Hände von Volkshochschul-Leiterin Marika Flierl sowie von Hans Wagner und nimmt aus den Händen des Oberbürgermeisters das begehrte Zertifikat entgegen. Als sich die 32-Jährige wieder setzt, schreit sie ein kräftiges "Jawoll" in sich hinein und ballt zur Freude beide Fäuste.

Mit 13 Mitstreitern hat die Frau aus Montenegro den Integrationskurs der St. Ingberter Volkshochschule besucht - und die abschließende Prüfung bestanden. Nun steht für sie, die in den 90er Jahren aus ihrem Heimatland, das damals noch Jugoslawien hieß, einem unbefristeten Aufenthalt in Deutschland nichts mehr im Weg. Sogar die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ist jetzt möglich. Schwer sei ihr der Kurs nicht gefallen, erzählt sie fast akzentfrei. "Aber jetzt bin ich auch in Grammatik und Politik richtig fit."

Auch Chaouki Saadaoui (31) gehört zu den Glücklichen, die während einer kleinen Feierstunde im Rathaus das Zertifikat erhalten haben. Für den Tunesier war die Hürde trotz des selben Prüfungsinhalts um einiges höher als für Dalisa Adrovic, denn Saadaoui kam erst vor zehn Monaten in die Bundesrepublik. "Wir haben die deutsche Geschichte gelernt, die Gesetze, E-Mails, Diktate geschrieben und natürlich die Sprache trainiert."

Von Hans Wagner persönlich gab es neben dem Händedruck zur Begrüßung noch eine Kultur-Lektion oben drauf. "In Deutschland ist es üblich, zu solchen Anlässen erst einmal miteinander anzustoßen." Die meisten griffen zu Orangensaft oder Wasser. "Aber", ergänzte Wagner, "wir trinken auch viel Bier." Das wiederum war den Meisten wohl gar nicht so fremd.

In den Worten von Marika Fliers lag trotz aller Freude über den Erfolg der Kursteilnehmer etwas Wehmut. In den zurückliegenden zwei Monaten traf sich die Gruppe praktisch jeden Abend zum Unterricht in der Südschule. "Zusammen waren wir ein wunderbares Team." Dieses Team bricht nun zwar auseinander, aber es bleibt vieles in Erinnerung. Zum Beispiel, dass die 14 Teilnehmer aus zwölf Nationen stammten. Das war für VHS-Dozentin Monika Schmitt jedoch ein großer Vorteil. "Dadurch mussten sich die Teilnehmer in den Pausen zwangsläufig auf Deutsch unterhalten. Während des Unterrichts verzichtete Schmitt ganz bewusst auf Übersetzungen. Mit vielen Bildern und Gesten brachte sie ihre Schüler in die Spur.

Wie gut das funktionierte, bewies Chaouki Saadaoui mit diesen Worten in Richtung Marika Flierl und Monika Schmitt vor der zum letzten Mal versammelten Mannschaft. "Auch wir möchten uns bei Ihnen bedanken. Sie haben unglaublich viel für uns getan. Deutsch ist zwar eine richtig schwere Sprache, aber dank Ihnen geht es mit der Zeit immer besser."

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