Comedy Was ein Stadtführer in Berlin an Pointen erleben kann

St. Ingbert · „Pfannen“-Gewinner Stefan Danziger war zu Gast in der Stadthalle St. Ingbert.

 Der Stand-up-Comedian und „Pfannen“-Gewinner Stefan Danziger trat nach zwei Jahren wieder in der St. Ingberter Stadthalle auf.

Der Stand-up-Comedian und „Pfannen“-Gewinner Stefan Danziger trat nach zwei Jahren wieder in der St. Ingberter Stadthalle auf.

Foto: Jörg Martin

Eigentlich hatte Stefan Danziger die Lacher am Freitagabend in der St. Ingberter Stadthalle schon gleich zu Beginn des „A la Minute“, der Kleinkunstreihe des städtischen Kulturamtes, hinter sich. „Ich finde es schön, mal irgendwo aufzutreten, wo nicht direkt nebenan ein Puff ist“, meinte er frech. Damit kehrte Danziger nach fast zwei Jahren wieder an die Stelle zurück, wo er den Publikums- und den ersten Jury-Preis der „St. Ingberter Pfanne“ gewann. Berlin ist das zentrale Thema des Mannes, der dort eigentlich Stadtführer ist. Irgendwann fiel ihm auf, dass die Leute seine Sprüche und Geschichten gar nicht mal so unwitzig fanden und startete nachts auf Bühnen seine Stand up-Comedian-Karriere. „Was machen Sie eigentlich tagsüber?“, so der Name seines aktuellen Programms, kommt also nicht von ungefähr. „Die Berliner sind nicht tolerant. Es geht ihnen einfach nur am Arsch vorbei“, stellte er gleich mal ein Klischee klar. Und er muss es wissen, kommt er doch aus der Ex-DDR und sein Neffe lebt hinter „laktosefreien Fenstern“. Bei der sozialen und wirtschaftlichen Lage habe man es als Mann einfach. Der Satz „Hey, ich hab‘ ‚nen Job“, sorge für Eindruck bei den Mädels. In Hamburg etwa würde das nur Gleichgültigkeit oder bestenfalls Schulterzucken hervorrufen. Irritationen sind das, womit der Mann mit Schiebermütze, Brille und Holzfällerhemd sehr gerne spielt. Oft genug ist es auch umgekehrt. Da fragen ihn die Amis, wieso die Ost-Berliner früher nicht einfach um die Mauer herumgelaufen sind. Oder, ob es nicht für Hitler gefährlich gewesen wäre, seinen Bunker so nah an die Mauer zu bauen. Auch aktuell gibt es neue Erkenntnisse aus dem deutschen Zentrum: Die Maschinen, die am Brandenburger Tor stehen, sind die, die man eigentlich braucht, um den Flughafen fertig zu stellen. Ach so ist das also. Geschichte ist bei Stefan Danziger spannend und lustig bis zum Gehtnichtmehr. Er schafft es 500 Seiten Buch in drei Minuten zu erklären. Die Syphilis des alten Fritz beispielsweise. Er findet Geschichte einfach toll und hat gar mal Archäologie studiert. Zum Schreien komisch, wenn er die Entstehungsgeschichte Berlins erklärt. Dabei gibt er recht zügig Details zum Besten, ohne den Zuhörer dabei zu stressen und ohne, dass es langweilig und lehrerhaft wird.

Zwischendrin weitere Erklärungen zum Leben: „Pinguine sehen immer aus, als wenn sie das Handy vergessen hätten“, so die Anspielung auf die starre Körperhaltung der Tiere. Zurück an die Spree. Da, wo man sich als Besucher eines Abends mit Danziger fast schon als Teil einer bunten Gruppe aus Amerikanern, Asiaten und Kanadier fühlen kann. Vorneweg ein Mann, der das Leben als Spiel zu sehen scheint. „Warum gibt es keinen deutschen Bond?“, eine Frage, die Danziger immer wieder gestellt wird. Seit Roger Moore 1983 „Octopussy“ spielte, ist es in Sachen 007 an der Spree ruhig geworden. Danziger kann sich die Ossi-Variante gut vorstellen. Dann mit Ronny Bond. Einen Dialekt, den der Comedian echt gut drauf hat. Zwischendrin schimmert auch kurz was Kritisches durch. Das Thema Zwangsadoptionen von Margot Honecker etwa. Zurück zu den Handys der damaligen Zeit. Die waren zwei Meter groß und man konnte hineingehen. Ach, guck.

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