Kleinkunst Stars und Sternchen im Minutentakt

St. Ingbert · Der Verwandlungskünstler Ennio Marchetto begeisterte sein Publikum in der St. Ingberter Stadthalle.

Verwandlungskünstler Ennio Marchetto trat in der Stadthalle mit seinem Programm „The living paper Cartoon“ auf.

Verwandlungskünstler Ennio Marchetto trat in der Stadthalle mit seinem Programm „The living paper Cartoon“ auf.

Foto: Jörg Martin

Wer glaubte, der royale Besuch habe nur in Völklingen und Homburg stattgefunden, hat etwas in St. Ingbert verpasst. Während das niederländische Königspaar in den beiden anderen Kommunen zu Gast war, machte in der St. Ingberter Stadthalle die englische Königin Elisabeth II. eine Stippvisite. Doch die währte nur Sekunden. Denn auf einmal verwandelte sie sich zu einem Mann, der nicht mehr unter uns weilt: Zu Sänger Freddie Mercury. Also auch Queen.

Wie das geht? Der Verwandlungskünstler Ennio Marchetto trat im Rahmen der Reihe „A la Minute“ mit seinem Programm „The living paper Cartoon“ auf. Und der riss die Besucher im städtischen Kulturtempel sowas von mit. Dabei ist der Italiener eine Mischung aus Pantomime und Papier-Akrobat. Ihn treffend zu beschreiben ist nicht leicht. Man stelle sich einen mittelgroßen, zierlichen Mann mit Beinahe-Glatze vor, der Mimik und Gestik auf bekannte Musiktitel geradezu perfektioniert. Und vor, bzw. an ihm wird parallel der jeweilige Sänger oder Künstler aus Papier dargestellt. Sobald man merkt, wer es ist, wechselt Marchetto in Bruchteilen von Sekunden zum Nächsten.

Ein Lied geht ins andere über. Da kann es sein, das man sich gerade an den Rapper Eminem gewöhnt hat, kurz danach, einmal die Augen zu, Gloria Gaynor ihr „I will survive“ trällert. Kein Problem für den 58-Jährigen, der in der Welt ein Star und in Deutschland noch ein Geheimtipp ist. Mithin ein Grund für den Erfolg könnte seine Auffassungsgabe sein. Denn Marchetto schaut sich die Details des Künstlers genau an, den er imitiert. Da kommt es vor, dass er beim Bauchtanz die Oberweite kreisen und den Bauchnabel ebenso klingeln lässt, wie Udo Lindenberg in den „Sonderzug nach Pankow“ einsteigt. Aus dem Typen mit Hut wird dann die Biene Maja. Da schreit die Standhalle vor Begeisterung und spendet Applaus.

Papierkostüme bedeutet nicht, dass es einfach so dahin gebastelt ist. Nein, auch hier ist Aufwand erkennbar. Und ein wenig Travestie spielt auch eine Rolle. Genau wie Nana Mouskouri, die vorher Demis Roussos war und dann als Papst vor den Leuten stand. Fast hatte man das Gefühl, Ennio Marchetto singe selbst. Doch das täuscht. Aber als er eine hängende Platte verjuxt und so nachahmt, als sei es live, kann man ins Grübeln geraten. Dazu bleibt aber keine Zeit, denn jetzt steppt Bruce Springsteen über die Bühne, dessen Gitarre – keine Ahnung wie – kurz danach zum Pferd von Dolly Parton („Joleen“) wird.

Da passt die nächste Nummer „wie die Faust aufs Auge“: Erst Rammstein und dann Heino, die Letzterer selbst interpretiert hatte. Tränen in den Augen hatte fast jeder, als Angela Merkel, natürlich mit perfekter Raute-Hand-Bewegung, schelmisch-grinsend nach vorne kam. Damit nicht genug: Die Musik war „Angie“ von den Rolling Stones. Doch die Kanzlerin musste offensichtlich schnell weg und schickte deshalb völlig „Atemlos“ Helene Fischer vorbei. Und dann diese zuckenden Beine aus Pappe beim King of Rock – sprich Elvis. Da kann man verschmerzen, dass nach etwas mehr als einer Stunde und einer Zugabe schon alles vorbei war. Minutenlang, stehende Ovationen waren nur eine logische Konsequenz.

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