Stadtwerke investieren in Wind und Sonne

St Ingbert · Die Stadtwerke St. Ingbert investieren erheblich in regenerative Energien. Ob Fotovoltaik oder Windkraft, mittlerweile hat das Unternehmen 4,2 Millionen Euro in Projekte gesteckt, mit denen es vom Lieferanten zum Erzeuger wird.

 Die Stadtwerke haben im Innovationspark Am Beckerturm eine große Fotovoltaik-Anlage in Betrieb. Foto: Becker&Bredel

Die Stadtwerke haben im Innovationspark Am Beckerturm eine große Fotovoltaik-Anlage in Betrieb. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Das vorwiegend triste Wetter der ersten Jahreshälfte hat nicht nur vielen Menschen aufs Gemüt geschlagen - es senkte auch die Erträge aus Fotovoltaik-Anlagen im Vergleich zum Vorjahr deutlich ab. Die Anlage der Stadtwerke St. Ingbert auf dem Dach der Tiefkühlkost-Zentrale in der Dudweilerstraße zum Beispiel - mit 495 Kilowatt Spitzenleistung die größte Anlage auf einem St. Ingberter Dach - macht es deutlich: Im Januar und Februar 2012 brachte sie insgesamt 41 401 Kilowattstunden (kWh), dieses Jahr waren es im gleichen Zeitraum mickerige 11 137 kWh. Wären mit der Strommenge der Vorjahresmonate etwa zwölf Vier-Personen-Modellhaushalte ein Jahr lang ausgekommen, reichte der Ertrag diesmal nur für drei. "Man muss solche Projekte über die Gesamtlaufzeit von 20 Jahren sehen", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Hubert Wagner.

Sein Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einiges Geld in den Ausbau regenerativer Energie investiert. Alles in allem rund 4,2 Millionen Euro. Dabei betreibt der kommunale Versorger nicht nur Projekte vor der eigenen Haustür. Neben den neun Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1396 Kilowatt Spitzenleistung in der Mittelstadt, beteiligen sich die Werke dieses Jahr an einer Großanlage in Barderup bei Flensburg. Eine halbe Million Euro ist das Engagement teuer. "Es gibt in der Stadt keine geeigneten Dachflächen mehr für uns. Eine Pacht zu zahlen ist nach den heutigen Modalitäten der Einspeisevergütung nicht mehr wirtschaftlich darstellbar", begründet Wagner den Schritt nach außen. Zudem sei die Kapazität des St. Ingberter Netzes bald erschöpft. Bevor weitere große Anlagen angeschlossen werden könnten, müsse die Infrastruktur ertüchtigt werden. Ein Problem, das seiner Meinung nach in der Energiewende nicht genügend berücksichtigt wird.

Neben dem Sonnenstrom ist das kommunale Unternehmen mittlerweile auch verstärkt in Windenergie-Projekte eingestiegen. Während auf dem Blieskasteler Teil der Biosphäre um den Bau von Windkraft-Anlagen heftig gerungen wird, fällt St. Ingbert wegen der Nähe zum Flughafen Ensheim fast komplett flach für hohe Windräder. Nach Auskunft von Biosphären-Klimaschutzmanager Hans-Hennig Krämer kommen nur kleine Flächen im Wald nahe Elversberg in Frage. Wirtschaftlich seien solche Projekte aber nur schwer zu betreiben. Die Stadtwerke sind aber sowohl an der Gesellschaft Windpark Saar beteiligt als auch an einem Windpark in der Eifel. Und noch in diesem Jahr soll eine halbe Million Euro in ein Projekt der VSE fließen. Die Windräder werden in Perl und Oberthal errichtet.

Das Aufgabengebiet der Stadtwerke wandele sich, bestätigt Geschäftsführer Wagner: "Wir müssen die Veränderungen mitmachen, sonst müssen wir uns irgendwann die Frage stellen, ob wir überlebensfähig sind." An der Energiewende führt seiner Meinung nach kein Weg vorbei. Und die finanziellen Vorteile, die die Stadtwerke aus ihren Beteiligungsgewinnen erwirtschafte, kämen wiederum dem Bürger zugute.

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