Stadtrundgang Wo die St. Ingberter Bergleute wohnten

St. Ingbert · Rundgang mit Hans-Werner Krick zeigt im Stadtgebiet oft unbekannte Siedlungsbauten aus der Bergbauzeit.

 Steigerhäuser in der Rischbachstraße (links): Eine ganz frühe Aufnahme aus der Zeit als die Steinkohle noch mit der Pferdebahn vom Schacht zum Kohlenversand (heute Kaufland-Gelände) transportiert wurde. Das Zechenhaus auf der Rischbach-Anlage (rechts) wurde direkt neben dem Stollenmundloch erbaut

Steigerhäuser in der Rischbachstraße (links): Eine ganz frühe Aufnahme aus der Zeit als die Steinkohle noch mit der Pferdebahn vom Schacht zum Kohlenversand (heute Kaufland-Gelände) transportiert wurde. Das Zechenhaus auf der Rischbach-Anlage (rechts) wurde direkt neben dem Stollenmundloch erbaut

Foto: Geschichtswerkstatt im VFG

Das saarländische Prämienhaus, die Bergmanns-Kolonien und Schlafhäuser gehören zu den überregional bekannten Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten des Saarlandes. Die Mustersiedlungen wie etwa Maybach, Von der Heydt oder aus französischer Zeit der Madenfelderhof beim ehemaligen Bergwerk Reden haben das Bild vom „saarländischen Bergmannshaus“ weitgehend geprägt.

Doch das alles sind Beispiele aus dem (ehemals) preußischen Teil des Saar-Revieres. Weit weniger bekannt ist, dass es auch im Bayerischen Staatsbergbau Entsprechungen gab. So ist es auch für viele St. Ingberter sicherlich überraschend zu erfahren, dass diese Stadt über einen großen Bestand an „Bergmannshäusern“ und „Siedlungszeilen“ verfügt, die die gesamte Ära des Steinkohlenbergbaus repräsentieren. Diese werden an diesem Samstag, 17. August, bei einem Rundgang unter dem Titel „Wo die St. Ingberter Bergleute wohnten“ vorgestellt. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr das Kaufland in St. Ingbert (Pfandannahme), Grubenweg 7. Die Veranstaltung des VFG-Verein zur Förderung der Geschichtsarbeit im Saar-Lor-Lux Raum wird geführt von Hans-Werner Krick.

Wer die industrielle Vergangenheit St. Ingberts kennt, weiß, dass hier die modernste und lukrativste Steinkohlengrube des Königreichs Bayern betrieben wurde, deren Wert auch die französische Grubenverwaltung Mines Domaniales noch zu schätzen wusste. Sie modernisierte und erneuerte die Anlage in den 1920er Jahren grundlegend und fügte dem Baubestand auch eine ganze Reihe von Wohnhäusern hinzu. Ab diesem Zeitpunkt gab es ein einheitliches Saarrevier. Die Grenzen zwischen Preußen und Bayern waren Vergangenheit und auch hinsichtlich der „Arbeiterwohlfahrt“ gab es nun bis in die Gegenwart eine einheitliche Vorgehensweise.

Ganz anders im 19. Jahrhundert. Die Preußen initiierten ein vorbildliches Wohnungsbauprogramm für Mitarbeiter, basierend auf einer Denkschrift des ersten Bergamtsleiters im Saarrevier, Leopold von Sello. Bei den Stichworten Prämienhaus und Grubenkolonien tauchen vor dem geistigen Auge sofort entsprechende Bilder auf. Dass es im Bayerischen Saarrevier eine ähnliche Entwicklung gab, wird meist übersehen. Der Bestand an Wohnungen ist allerdings deutlich geringer, das Programm hatte eine etwas andere Zielsetzung und ist bis heute von der Forschung kaum aufgearbeitet und ist dementsprechend unbekannt. In St. Ingbert finden sich auf engstem Raum aus allen Phasen des Staatsbergbaus Beispiele für diese Facette der Sozialpolitik. Den Anfang machte das (inzwischen abgerissene) Beamtenhaus in St. Ingbert Grube, heute Schnappach, gefolgt von den sogenannten „Steigerhäusern“ in der Rischbachstraße. Die Mines Domaniales haben ihre Spuren in der Karl- und Marienstraße ebenso hinterlassen wie auf der oberen und der unteren Anlage. Unmittelbar im Stadtbild vertreten sind Häuser aus der Phase Regie des Mines und der Saarbergwerke.

Deren Mitarbeiter organisierten sich noch bis in die 60er-Jahre, als die St. Ingberter Grube schon längst geschlossen war, als Bergmanns-Bauvereine und errichteten mithilfe des Arbeitgebers zahlreiche Wohnungen, teilweise auf ehemaligem Grubengelände. Sie prägen noch heute das Stadtbild, wenngleich sie kaum als „Grubensiedlung“ bekannt sind oder erkannt werden.

Dieser knapp zweieinhalbstündige und kostenlose Spaziergang mit Hans-Werner Krick macht auf einen bislang kaum wahrgenommen Aspekt des bergbaulichen Erbes in St. Ingbert aufmerksam und führt zu den interessanten „Bergmannshäusern“ in der Stadt, die sich (fast) alle im unmittelbaren Umfeld der ehemaligen Bergwerksanlage befinden.

 Das Zechenhaus auf der Rischbach-Anlage, direkt neben dem Stollenmundloch erbaut, diente zumindest in Teilen zeitweise auch als Wohnunterkunft. Foto: Geschichtswerkstatt im VFG

Das Zechenhaus auf der Rischbach-Anlage, direkt neben dem Stollenmundloch erbaut, diente zumindest in Teilen zeitweise auch als Wohnunterkunft. Foto: Geschichtswerkstatt im VFG

Foto: Geschichtswerkstatt im VFG

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Infos bei Hans-Werner Krick, Telefon (0160) 91 55 91 74 oder E-Mail: hans-werner-krick@t-online.de

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