Stadt akzeptiert Zensus-Ergebnis

St Ingbert · Der Zensus hat die seit Jahren negative Einwohnerentwicklung in St. Ingbert bestätigt. Im Gegensatz zu anderen Kommunen akzeptiert das Rathaus die negativen Zahlen. Der finanzielle Verlust sei nicht gravierend.

Das St. Ingberter Rathaus steht vor einer vordringlichen Aufgabe: Es gilt, die Bevölkerungszahl zu stabilisieren, um nicht in eine Abwärtsspirale von weniger Menschen, weniger Infrastruktur und weniger Geld in der Kasse zu geraten. Eine Herkules-Aufgabe vor dem Hintergrund der Entwicklung der vergangenen Jahre. Die jüngst veröffentlichten - und umstrittenen - Daten des Zensus haben in Sachen Demographie nämlich einen weiteren Dämpfer gegeben. Während das Rathaus noch zum Jahreswechsel 2012/2013 in seiner eigenen Statistik von knapp über 37 000 Einwohnern ausging, hat der Zensus die Zahl nach unten korrigiert: Schon zum Stichtag im Mai 2011 sollen in der Mittelstadt nur 36 645 Menschen gelebt haben. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es rund 40 000.

Oberbürgermeister Hans Wagner weiß, dass etwas geschehen muss. St. Ingbert brauche bezahlbaren Wohnraum für junge Familien und zugleich ein passendes Wohnangebot für Senioren, sagt er, um die Probleme einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft in den Griff zu bekommen. Ihm ist dabei trotz Negativtrend nicht bange: "Wenn die Infrastruktur in den kleinen Gemeinden weiter zusammenbricht, werden mehr Leute in die Städte ziehen. Ich sehe uns und die anderen Mittelstädte an dieser Stelle eher als Gewinner."

Während 23 Gemeinden und Städte im Saarland den Ergebnissen des Zensus wegen Zweifeln an der methodischen Korrektheit widersprechen (die SZ berichtete), "akzeptiert" St. Ingbert die statistische Neubewertung nach den Worten des Verwaltungschefs. Und das, obwohl die Zensus-Korrektur einen finanziellen Verlust bedeutet. Rund 12 000 Euro erhält die Stadt weniger vom Land über den Teil der Schlüsselzuweisungen, die sich nach der Kopfzahl richten. An dem Protest wolle man sich gleichwohl nicht beteiligen, da eine juristische Auseinandersetzung leicht teurer werden könne als das Defizit bei der Zuweisung, sagt Hauptamtsleiter Reinhard Bläs. Im Vergleich zu anderen Kommunen komme St. Ingbert relativ ungeschoren davon.

Immerhin bieten die statistischen Daten der Stadt einen zarten Hoffnungsschimmer. Der Abwanderungstrend scheint vorerst gestoppt. In den vergangenen beiden Jahren sind mehr Menschen nach St. Ingbert zugezogen als abgewandert (siehe Grafik). Während sich der Negativtrend bei Geburten und Sterbefällen nicht so leicht umkehren lasse, müsse die Stadt noch attraktiver werden für Zuzügler, betont Bläs. Dazu wolle auch das Rathaus seinen Beitrag leisten.

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