. Im März dieses Jahres entschieden sich Bettina Diesing und Martin Zeiger zu heiraten. Das wollten die aus Marl stammende Braut und ihr Lebensgefährte gern in dessen Heimatstadt St. Ingbert tun, zumal beide seit 1996 gemeinsam in Hassel wohnen. Bettina Diesings Zwillinge Philipp und Jakob sind jedoch wegen einer einer Muskelkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen. Für die beiden Dreizehnjährigen stellen die fünf Stufen zum Standesamt eine Hürde dar. Den Elektrorollstuhl anzuheben, ist fast unmöglich, da ein solches Gerät 130 Kilogramm wiegt.

Im April wurden die beiden Heiratswilligen im Rathaus vorstellig, um bei der Bestellung des Aufgebots das Problem anzusprechen . Nach Rücksprache mit dem Oberbürgermeister wurde nach einer Lösung gesucht, die relativ schnell gefunden war. Sie hieß Hub-Lift, kostet etwas mehr als 10 000 Euro und wurde drei Tage vor der Hochzeit, die am Freitag stattfand, seitlich an den Treppen zum Trauzimmer angebaut. Dafür musste ein Durchbruch in der dortigen Mauer geschaffen werden. An dieser ist das Baujahr mit 1971 angegeben, eine Zeit, in der behindertengerechtes Bauen noch nicht Standard war. "Heute sind diese Dinge vorgeschrieben", gibt Roland Pieper von der ausführenden St. Ingberter Firma ATC Baecker Auskunft, die den Einbau an einem Tag bewerkstelligte. Der Lift ist um den Hebemechanismus mit einem Faltbalg gegen Verletzungen verkleidet. Der Lift fährt gemächlich, doch das Hochzeitspaar als dessen Initiator ist glücklich: "Wir finden das richtig toll."