St. Ingberter Nikolaus Betz rückt ins Rampenlicht

St Ingbert · Wenn an die großen Macher auf der Schmelz erinnert wird, dann stehen häufig die Frauen im Blickpunkt - Katharina Loth oder auch Sophie Krämer. Am kommenden Sonntag ist jedoch der Tüftler Nikolaus Betz an der Reihe.

. Die Alte Schmelz feiert in diesem Jahr ihr 280-jähriges Bestehen. Ein Grund mehr, sich dieses bedeutsamen Unternehmens, seiner Geschichte und Geschichten zu erinnern. Viele St. Ingberter haben dort gearbeitet und gewohnt, die Schmelz hat ihr Leben oft über Generationen geprägt. Sie selbst haben mit ihrer Arbeit, ihrem Fleiß und ihren Ideen zum Gedeihen des Eisenwerks beigetragen.

Einer von ihnen war Nikolaus Betz, der am 23. Februar 1835 in St. Ingbert geboren wurde. Bereits im Alter von 13 Jahren kam er auf die Schmelz und trat damit in die Fußstapfen seiner Vorfahren. Im Puddelwerk auf dem Gebiet des heutigen Drahtwerks Nord fand er seinen ersten Arbeitsplatz. Mithilfe des innovativen Puddelverfahrens gelang es im 19. Jahrhundert, einen widerstandsfähigen Schweißstahl herzustellen, der sich etwa für Eisenbahnschienen eignete. Vom Puddelwerk wechselte Betz zum Walzwerk und landete schließlich im Drahtzug, wo er 1867 zum Werkmeister ernannt wurde.

Betz war ein fleißiger Mann, der sich mit seiner Arbeit identifizierte und - wie viele andere seiner Kollegen - darüber nachdachte, wie er die Abläufe verbessern könnte. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und seinem Erfindergeist, gelang es ihm schließlich, eine Maschine zum mechanischen Reinigen des Walzdrahts zu entwickeln. Diese wurde auf dem Eisenwerk in Betrieb genommen und funktionierte so überzeugend, dass schließlich auch der preußische Handelsminister darauf aufmerksam wurde und die Maschine vor Ort in Augenschein nahm. Gleich zu Anfang hatte Betz ein Patent auf seine Erfindung angemeldet, ein weiser Schritt, denn aufgrund des Erfolges konnte er dieses für eine ansehnliche Summe an die preußische Regierung verkaufen.

Nikolaus Betz, der aus einfachen Verhältnissen stammte, war nun ein gemachter Mann. Vom Erlös seines Patents ließ er sich in der Blieskasteler Straße ein stattliches Wohnhaus bauen. Ein großes Engagement legt er nicht nur bei der Arbeit an den Tag, sondern war um einen Ausgleich der Interessen zwischen Arbeitern und Unternehmern bemüht. Aktiv unterstützte er die Bemühungen der Firmenleitung, einen werkseigenen Hüttenverein ins Leben zu rufen. Als dieser schließlich 1888 zum Zweck eines "engeren Zusammenschlusses sämtlicher Werksangestellten" gegründet wurde, kam Betz in den Ausschuss und wurde zum Vorstand gewählt.

Nicht genug: Bei der Gründung der Volksheilstätte in der Pfalz vertrat er dort das St. Ingberter Eisenwerk und war als solcher bei der 70. Geburtstagsfeier des Prinzregenten Luitpold in München zu Gast. Außerdem war Betz politisch aktiv und saß im Stadtrat an der Seite des Firmenleiters Heinrich Kraemer.

Als der Prinzregent 1899 das Eisenwerk besuchte, durfte Betz aufgrund seiner hohen Verdienste in der königlichen Kutsche mitfahren. Als Krönung seines Lebenswerks wurde ihm bei dieser Gelegenheit von seiner Königlichen Hoheit höchstpersönlich die bronzene Medaille des Verdienstordens vom Heiligen Michael verliehen. Die Musikkapelle der Schmelz ließ es sich dabei nicht nehmen, den Jubilar mit einem Ständchen zu gratulieren.

Am Sonntag, 8. September, dem Tag des offenen Denkmals, wird von 11 bis 17 Uhr auf der Alten Schmelz ein großes Jubiläumsfest gefeiert mit vielen attraktiven Angeboten.

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