Musikschule St. Ingbert Neuer Chef soll Musikschule managen

St. Ingbert · Stadtrat beschließt Stellenausschreibung für hauptamtlichen Musikschulleiter sowie Neustrukturierung.

 Der Gitarrenkurs der Musikschule St. Ingbert bei einem Konzert in der Stadthalle vor knapp zwei Jahren.

Der Gitarrenkurs der Musikschule St. Ingbert bei einem Konzert in der Stadthalle vor knapp zwei Jahren.

Foto: Cornelia Jung

Der Stadtrat St. Ingbert hat bei seiner jüngsten Sondersitzung beschlossen, die Stelle der Musikschulleitung hauptamtlich auszuschreiben und bis zum 1. September diesen Jahres in Voll- oder Teilzeit zu besetzen. Die Stelle soll zunächst auf zwei Jahre befristet sein. Zuvor wurde der Beschluss der Ausschreibung einer ehrenamtlichen Leitung aufgehoben. Darüber hinaus wurden Grundsatzbeschlüsse zur Neustrukturierung der Musikschule auf den Weg gebracht: So wird eine Mitgliedschaft im Verband deutscher Musikschulen e. V. (VdM) angestrebt. Zudem soll die Musikschule mittelfristig als eigenständiger Betrieb geführt und aus der Kulturabteilung ausgegliedert werden. Auch an der Konzeption des variablen Unterrichts als Alleinstellungsmerkmal der Stadt St. Ingbert wurde festgehalten.

Die vorgeschlagenen Änderungen der Familienpartei und der Mehrheitskoalition gehen also noch etwas weiter als der Vorschlag der Stadtverwaltung, die eine hauptamtliche Teilzeitstelle vorsah. Doch auch, wenn die Stadt die Stelle aus Kostengründen in Teilzeit besetzen wollte, so kommt sie in ihrer Vorlage zu dem Schluss, dass die Herausforderungen an die Leitung einer modernen Musikschule weit über das hinausgehen würden, was ehrenamtlich leistbar ist. Zudem würden die Vorteile einer hauptamtlichen Leitung – nach Prüfung wichtiger Punkte wie Weisungsgebundenheit, rechtliche Aspekte – überwiegen. Schließlich ging es nicht nur um die Ausschreibung der Stelle für die Musikschulleitung, sondern auch um deren Neuausrichtung.

Ob nun neue Leiterin oder neuer Leiter, die Aufgaben – neben dem eigenen Unterricht – sind umfangreich: Unter anderem die wirtschaftliche und pädagogische Leitung der Musikschule, die Weiterentwicklung der Kooperationen mit örtlichen Schulen, Kindertagesstätten, Musikvereinen oder anderen Partnern, die erfolgreiche Akquisition von Drittmitteln durch Entwicklung eigener Projektansätze. Weitere Punkte sind die Öffentlichkeitsarbeit, der Internetauftritt, die Dokumentation sowie die Präsentation der Musikschule. Des Weiteren sollte die Leitung bei der Umstrukturierung zu einem eigenständigen „Betrieb Musikschule“ mitwirken und das innovative Pilotprojekt „Variabler Unterricht“ weiter entwickeln.

Gründe, die die Familienpartei und die Mehrheitskoalition veranlasst haben, die Ausschreibung auf eine Vollzeitstelle auszuweiten. Nicht nur, um „einen weiteren medialen Shitstorm“, wie Körner sagte, zu vermeiden, den die Ausschreibung für eine ehrenamtliche Leitung ausgelöst hatte. Denn „ob die Leitung bei dieser Aufgabenfülle in Teilzeit überhaupt möglich ist, wage ich zu hinterfragen“, sagte Roland Körner, Fraktionssprecher der Familienpartei: Zumal „die Umstrukturierung auf zeitintensive Arbeit hindeutet“. Auch muss die Person den Anforderungen des Landes für eine hauptamtliche Leitung erfüllen, um die Qualität der Musikschularbeit und die Zuschusszahlungen zu sichern. Diese sind ein erfolgreich abgeschlossenes musikpädagogisches Studium und  auch der erfolgreich abgeschlossene Lehrgang zur Führung einer Musikschule der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung. Dieser könne aber, so der Beschluss, berufsbegleitend nachgeholt werden.

Man wolle, so Körner, nicht alle drei oder vier Jahre über eine Neuausrichtung der Musikschule nachdenken. „Sondern jetzt, einmal, ernsthaft, seriös und der Musikschule angemessen“. Zwar sei mit einer hauptamtlichen Leitung der Musikschule höhere Kosten verbunden, diese könnten aber zum Teil eingespart werden, wenn der Leiter selbst unterrichte. Dies sei auch vom VdM so vorgesehen. Für die Stadt bedeute eine hauptamtliche Leitung gleichzeitig eine arbeitsrechtliche Weisungsgebundenheit, „die es geben müsse“, so Körner.

Frank Breinig (CDU) erklärte, dass die Musikschule ein wichtiger Punkt für die Attraktivität der Stadt sei. „Wir sollten so professionell wie möglich an die Umbruchphase herangehen.“

Michael Trittelvitz (UCD) stimmte überein, dass „die Musikschule ein wichtiger Bestandteil der Stadt ist, den wir uns leisten können und müssen“, hielt es aber für sinnvoll, die Stelle zwar hauptamtlich, aber zunächst in Teilzeit zu besetzen.

Sven Maier (SPD) hielt den Verwaltungsvorschlag für zielführender, als den mit den Ergänzungen. Auch plädierte er dafür, „Inhalte zur Neugestaltung noch offen zu halten, damit die neue Leitung selbst Akzente setzen kann“.

Dominik Schmoll (WfS) merkte an, dass die Musikschule ohnehin „ein Zuschussgeschäft ist“. Seine Fraktion wolle zusätzliche Ausgaben ohne Not nicht mittragen. Er sprach sich für den Vorschlag der Stadtverwaltung aus, die Stelle für die Musikschulleitung in Teilzeit auszuschreiben.

Andreas Gaa (FDP) sprach bezüglich der Musikschule von einer freiwilligen Leistung, „die sich kaum eine Stadt mehr leisten kann“.

Für Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Berthold zählt das Argument des Deckungsgrades nicht. Diesbezüglich gäbe es ganz viele andere Punkte und „wir sollten jetzt nicht bei den Kindern sparen“.

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