Pilotprojekt in St. Ingbert Modellversuch mit Pfandringen: „Es wird kontrovers darüber diskutiert“

St Ingbert · In vielen deutschen Städten gibt es sie bereits, nun zieht auch St. Ingbert nach: An zehn Stellen in der Stadt wurden sogenannte Pfandringe installiert. Doch es gib auch Kritiker.

 So sehen die aus Edelstahl gefertigten Pfandringe aus: Angebracht werden sie an Laternenmasten, sechs Flaschen finden darin Platz.

So sehen die aus Edelstahl gefertigten Pfandringe aus: Angebracht werden sie an Laternenmasten, sechs Flaschen finden darin Platz.

Foto: Vincent Bauer

Im Stadtrat aufgegriffen wurde die Idee im Anschluss auf Antrag der CDU-Fraktion. Nach Vorberatungen im Stadtentwicklungsausschuss stimmten die Stadträte der Verwaltungsvorlage zu. Für zunächst ein Jahr wurden Ende Juli Pfandringe an zehn Stellen in der Stadt installiert. Insgesamt hat die Stadtverwaltung für die Beschaffung der Ringe rund 2100 Euro in die Hand genommen. 500 Euro wurden zusätzlich für das Anbringen an den städtischen Betriebshof gezahlt.

Die sogenannten Pfandringe wurden 2012 von einem damaligen Designstudenten entworfen, um Bedürftigen das entwürdigende Wühlen im Müll nach Pfandflaschen zu ersparen. Noch im selben Jahr wurde er dafür mit dem Bundespreis „Ecodesign“ ausgezeichnet. „Mit dem Pfandring wird die sonst weggeworfene Flasche zum Geschenk – für die, die es wirklich brauchen“, hieß es damals in der Begründung der Jury. Passanten können ihre Pfandflaschen in dem Ring abstellen, Pfandsammler können sie ganz einfach wieder herausnehmen und abgeben.

Nach den ersten Wochen zog Christoph Anstadt, Leiter des städtischen Betriebshofs, nun eine erste Zwischenbilanz: „Es wird teilweise ganz gut angenommen. Allerdings wird auch kontrovers darüber diskutiert“, sagte Anstadt. Einer der Gründe dafür sei, dass nicht nur Pfandflaschen in den Halterungen abgestellt würden, sondern teilweise auch Müll dort lande. „Aber besser der Müll liegt dort, als auf dem Boden“, entschärfte Anstadt das Argument der Kritiker.

Insgesamt erhofft sich die Stadtverwaltung, „dass der Stoffkreislauf eingehalten wird und CO2 eingespart wird“, sagte Oberbürgermeister Ulli Meyer (CDU) zu den Beweggründen für das Anbringen der Pfandringe. Ein positiver Nebeneffekt sei natürlich auch weiterhin, dass Pfandsammler nicht mehr darauf angewiesen seien, unwürdig in die Mülleimer hineingreifen zu müssen.

 Zwischen dem Rendezvous-Platz und dem Rathaus ist einer der zehn Pfandringe angebracht. Oberbürgermeister Ulli Meyer (links), Ortsvorsteherin Irene Kaiser und Christoph Anstadt, Leiter des städtischen Betriebshofs, zogen eine erste Zwischenbilanz.

Zwischen dem Rendezvous-Platz und dem Rathaus ist einer der zehn Pfandringe angebracht. Oberbürgermeister Ulli Meyer (links), Ortsvorsteherin Irene Kaiser und Christoph Anstadt, Leiter des städtischen Betriebshofs, zogen eine erste Zwischenbilanz.

Foto: Thomas Bastuck

Die Standorte der Pfandringe seien nach Beratungen mit dem städtischen Betriebshof dort aufgestellt worden, wo erfahrungsgemäß viele Flaschen landen – aber vor allem auch dort, wo Flaschensammler unterwegs sind. Deswegen dominiert der Innenstadtbereich. Zwei Pfandringe sind im Bereich des Rendezvous-Platzes angebracht, weitere am Marktplatz und an der Ecke Rickertstraße/Poststraße. Allein vier Stück befinden sich in der Fußgängerzone. Die restlichen befinden sich an der Bushaltestelle in der Poststraße und in der Ludwigstraße.

Weitere könnten hinzukommen, „wenn wir feststellen, dass es Orte gibt, wo vermehrt Flaschen herumliegen“, sagte Meyer. Erst einmal soll die einjährige Testphase aber zeigen, ob sich das System etabliert, das seit diesem Jahr unter anderem auch in Saarbrücken und Saarlouis erprobt wird.

Schon in der Beschlussvorlage des Stadtrats waren nämlich im April auch einige negative Aspekte im Zusammenhang mit Pfandringen aufgeführt worden. Unter anderem könne nicht ausgeschlossen werden, dass Pfandsammler trotzdem noch in Mülleimern nach Flaschen suchten. Auch würden diejenigen, die ihre Flaschen im Abfalleimer entsorgen wollen, dies weiterhin tun. Zeigen soll der einjährige Testlauf deswegen unter anderem, wie viele Pfandflaschen tatsächlich über öffentliche Abfallbehälter entsorgt werden. Auch die Kosten für den Unterhalt seien erst nach einigen Monaten absehbar. Vandalismusschäden können trotz der robusten Bauweise aus Edelstahl nicht ausgeschlossen werden.

Dass die Ersten schon regen Gebrauch von den Pfandringen machen, zeigte sich am Rande des Ortstermins unmittelbar vor dem Rathaus. Just nachdem der Pfandring für ein Foto mit dem Oberbürgermeister gut bestückt worden war, tauchte ein Mann auf, ließ die Flaschen in seiner Jute-Tasche verschwinden, und ging zielstrebig weiter.

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