St.Ingbert nach dem Corona-Lockdown Es ist alles fast schon wie früher

St Ingbert · Viele St. Ingberter genießen bei strahlendem Sonnenschein den Weg zurück zur Normalität. Das zeigt ein Bummel durch die Innenstadt.

 Werner Schneider (links) und Klaus Peter Rothbart kamen auch zum Frühstück in ihr Lieblings-Eiscafé, als man noch vorher zum Test musste. „Jetzt geht das einfacher“, freuen sie sich, genau wie Wirtin Marika Olivotti.

Werner Schneider (links) und Klaus Peter Rothbart kamen auch zum Frühstück in ihr Lieblings-Eiscafé, als man noch vorher zum Test musste. „Jetzt geht das einfacher“, freuen sie sich, genau wie Wirtin Marika Olivotti.

Foto: Peter Gaschott

„Wir leben wieder!“ Man merkt Susanne Haupert ihre Begeisterung an. Begeisterung über Normalität. „Ich sitze hier vorm Eisler und frühstücke. Ich rieche, ich taste, ich sehe wieder ganz normales Leben, rausgehen, etwas trinken, frische Luft in der Fußgängerzone. So toll kann das ganz normale Leben sein!“ Die St. Ingberterin blüht regelrecht auf, denn testen ließ sie sich nicht, um die Gastronomie zu besuchen. Damit hatte die lange Zeit, in der man ohne Test viele Geschäfte und alle Gaststätten nicht aufsuchen durfte, für sie den Charakter des Eingesperrtseins.

Werner Schneider und Klaus Peter Rothbart dagegen hatten kein Problem mit der Testpflicht. „Jeden Morgen zum Testzentrum, ein paar Minuten später war das Ergebnis auf dem Handy, und dann ins Eiscafé zum Frühstück“, erzählt uns Werner Schneider. Er sitzt gerne vor dem „Fantasy“, genießt die Gastfreundschaft von Marika und Mario Olivotti. „Jetzt ist das natürlich einfacher, und es kommen eine Menge Menschen mehr hierher“, ergänzt Klaus Peter Rothbart. Mario Olivotti spricht davon, dass sich der Ansturm auf sein Eiscafé massiv gesteigert hat. „Das Einzige, was uns zu schaffen macht, ist die Registrierungspflicht. Viele Menschen empfinden es als Schikane, wenn wir auf einem Kontaktformular bestehen, obwohl sie nur eine Tasse Kaffee trinken oder ein Eis essen wollen.“ Trotzdem, die Olivottis sind zufrieden mit dem Wetter und dem Ende der Testpflicht, und sie sind zufrieden, dass sie sich mit ihrer Außenbestuhlung etwas „breit machen“ dürfen. Die Stadt hat nichts dagegen, solange sich keine Nachbarn beschweren. Und der Außengastronomie ist nach einer langen Durststrecke geholfen.

Nach draußen drängt es auch Vanessa Alotto-Nicotra. Ihr neues italienisches Feinkostgeschäft „Il Gattopardo“ in der Rickertstraße konnte als Lebensmittelgeschäft schon die ganze Zeit Kunden ohne Test empfangen, aber „die Erleichterung der Menschen, ohne Formalitäten in ein Geschäft gehen zu können“ ist bei der Kundschaft spürbar. Jetzt steht sie am Start mit einem großen, pinkfarbenen Eiswagen, der in den nächsten Tagen raus ins Freie soll. „Die Straßen sind wieder voller Menschen, es ist eine gute Stimmung“, und da will sie mit ihren italienischen Eisspezialitäten dabei sein.

Oliver Muskalla spricht eine klare Sprache: „Die Menschen hatten richtig Bock, wieder draußen zu sitzen. Wir waren regelrecht leergesoffen in der Glasbiermetzgerei.“ Durst brauchte dennoch niemand zu leiden, denn sechs selbst gebraute Biersorten, die er am Hahn hat, kann er ganz schnell nachordern aus der eigenen Hausbrauerei auf dem Gelände des Innovationsparks Becker Brauerei. Sein neues Geschäft in der Ludwigstraße hat voll ins Schwarze getroffen, kaum ein Platz war noch am Wochenende vor dem Lokal zu bekommen. Zur Verzweiflung bringt ihn und seine Gäste dennoch die Testpflicht, die innerhalb der Gaststätten gilt. „Um 23 Uhr muss die Außenbestuhlung abgebaut sein, kein Ausschank mehr im Freien. Da würden viele noch gerne einen Absacker im Innenraum trinken, aber ohne Test geht das nicht.“ Er würde sich wünschen, dass die Flexibilität mit sinkenden Infektionszahlen weiter Einzug hält. Und perspektivisch hat er einen ganz großen Wunsch an die Stadt: „dass wir die Außenbestuhlung bis Null Uhr bewirtschaften dürfen.“

Glücklich mit dem Ende der Testpflicht im Einzelhandel ist auch Sabine Mehlem. Buchhändlerin ist sie in der Buchhandlung Friedrich. „Endlich kann man wieder ausgiebig stöbern, ohne vorher zum Test zu müssen. Wir merken es sehr deutlich an vielen Kunden, die jetzt wieder kommen.“ So wie Sylvia Schymura. Sie liest sehr viel, und sie hat gelitten, als sie nicht nach spannenden Neuerscheinungen suchen konnte, und einfach mal durch interessante Bücher zu blättern. „Was mich kolossal stört, ist die Maske, die ich tragen muss. Aber man kann nicht alles haben. Ist schon toll, dass wir wieder stöbern können“, freut sie sich.

Isabel Smolka ist ebenfalls fasziniert vom Ansturm auf ihr Geschäft. Das Tui-Reisebüro in der Fußgängerzone ist bestens besucht. „Einzelne Ziele sind schon ausgebucht, für andere wird es ganz schnell eng“, erzählt sie. Die Verkaufsbüroleiterin weiter: „Kaum, dass die Menschen ohne Test raus durften, wollen sie weg. Momentan sind europäische Reiseziele der Renner, wie zum Beispiel Mallorca, die Kanaren und die griechischen Inseln. Auch die Türkei, nachdem die Reisewarnung aufgehoben wurde. Es gibt aber auch schon Nachfrage für Fernreisen in der Wintersaison.“

 Ein Gastro-Volltreffer ist Oliver Muskallas „Glasbiermetzgerei“. Im Außenbereich wurde das Ende der Testpflicht regelrecht gefeiert.

Ein Gastro-Volltreffer ist Oliver Muskallas „Glasbiermetzgerei“. Im Außenbereich wurde das Ende der Testpflicht regelrecht gefeiert.

Foto: Peter Gaschott

Alles momentan kein Thema für Susanne Haupert gegenüber vor dem „Eisler“: „Ich brauche nicht weg, um Urlaub zu genießen.“

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