Kirmes in St. Ingbert Mit Karussells und Kirmessahne kehrt wieder ein Stück Normalität zurück

St Ingbert · Seit Freitag bis Dienstag ist Kirmes in Dengmert. Es ist nicht nur ein (Kirchweih-)Fest, sondern vor allem wieder ein ganz neues Gefühl. Mit der Kerb kehrt auch ein weiteres Stück Normalität ein.

 Die Fahrgeschäfte waren auf der Kerb immer gut besucht.

Die Fahrgeschäfte waren auf der Kerb immer gut besucht.

Foto: Cornelia Jung

Das Fest der Kirchweihe musste in 2021 ohne Kerweredd und Feuerwerk auskommen. Und so kam es auch nicht zum Zwiegespräch zwischen dem Kerweredner und Kirmesgängern, das von der Frage „Wem ist die Kerb?“ und der wie aus der Pistole geschossenen Antwort „Unser!“ geprägt ist. Doch noch nie wie nach dieser pandemiebedingten Auszeit wäre der Spruch angebrachter gewesen. Er wurde zwar nicht über den Kerweplatz gerufen, aber dafür von allen intensiv empfunden und gelebt. Bereits diese „geschrumpfte“ Kirmes, die am Freitag auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus und im Bereich der Ingobertushalle aufgebaut war, verhieß so etwa wie Aufbruchstimmung nach einer langen Talfahrt.

Und nicht nur im wörtlichen Sinne ging es nun endlich wieder bergauf und himmelwärts. Mit dem Beach-Polyp, in Seilen hängend oder dem Fahrgeschäft „Miami“ beispielsweise gab es das Bauchkribbeln kostenlos. Eigentlich wollte unsere Zeitung am zweiten Kirmestag, dem Samstag, vor allem die Schausteller befragen, wie es ihnen in der Coronazeit ergangen ist und wie sich das anfühlt, dass es nun nach einer längeren Durststrecke endlich noch einmal Veranstaltungen „in Präsenz“ gibt. Doch die Chipverkäufer in ihren Büdchen neben den Fahrgeschäften kamen kaum zur Ruhe und zum Atem holen, um Fragen zu beantworten. Zu sehr waren sie in ihrem Element, hatten nicht nur mit dem Verkauf alle Hände voll zu tun, sondern auch mit dem „Anheizen“ der Besucher. „Könnt Ihr noch?“, „Schafft Ihr noch eine Runde?“, tönte es beispielsweise vom Fahrgeschäft Beach-Polyp mit dem sich mitdrehenden Kraken. „Jaaaaa!“, kam es aus vielen Kehlen.

Und ob. Die Leute waren einfach gelöst, froh, nochmal feiern zu können, und vor allem überaus höflich. Ein Rempler? Kein Problem. Eine Entschuldigung folgte prompt und meist auch ein Lächeln. Lass mal, wir sind heute hier, um Spaß zu haben. Dem konnte auch die Einlasskontrolle nichts anhaben. Selbst als sich zu bestimmten Zeiten an den zwei Eingängen Schlangen bildeten. Die meisten nahmen es mit Gelassenheit. Dafür wussten sie ja auch, was sie als Belohnung erwartete. Es war trotz der Platzreduzierung ein bisschen wie früher. Es war fast alles da, was die große Kerb auch hat. Aber nur fast. „Ich finde, das Verhältnis von Buden zu Karussell geht zuungunsten der Karussells“, sagte beispielsweise ein Opa, der mit seinem vierjährigen Enkel gekommen war. Und damit war er nicht allein. Er und seine Frau waren sich aber in einem anderen Punkt einig: „Es ist gut, dass nochmal Kirmes ist. Wir hoffen vor allem, dass es gut läuft mit Corona.“ Ein anderer Opa ist mit seinem zweijährigen Enkel da. Beide lecken genüsslich am Kirmes-Eis, unter Insidern einfach nur Kirmessahne genannt: „Wir sind nicht unseretwegen gekommen, sondern wegen des Kleinen. Unser Enkel hat noch nie eine Kirmes gesehen und kriegt vor lauter Staunen die Augen und den Mund nicht mehr zu. Schön, dass nochmal soziale Kontakte möglich sind. Mit der Kirmes sind wir ja aufgewachsen, und es war immer ein Highlight für uns.“

Ein Spieser ist allein gekommen. Auch er findet es gut, dass endlich nochmal was stattfindet. „Das gehört doch am zweiten Oktoberwochenende einfach dazu, und man merkt, dass die Leute wieder rauswollen“, sagt der 65-Jährige. Kerwe-Eis und Rostwurst sind für ihn ein Muss. Überall liefen Kinder mit Meerjungfrauen, Winnie Puuhs oder Schmetterlingen durch die Menge. Selbst eine junge Frau konnte einem heliumgefüllten Ballon in Einhornform nicht widerstehen. „Wir sind ausgehungert nach sowas. Als wir gehört haben, dass Kirmes ist, stand direkt fest, dass wir hingehen“, so die 40-Jährige. Sie hat sich diese kindliche Freude bewahrt, während sie ihre Zuckerwatte genoss. Diese hatte ihr Nadine Heilmann verkauft, die am Samstag übers ganze Gesicht strahlte: „Gestern war ja ein Bonus für uns. Normalerweise geht ja die Kerb erst am Samstag los. Ich bin zufrieden mit dem Geschäft, heute ist richtig viel los. Man merkt, dass die Leute eingesperrt waren, und sie Freude an der Kerb haben. Ich glaube auch, dass die Leute die Kirmes wieder mehr wertschätzen, die früher so selbstverständlich war. Es ist einfach schön, wieder Leben um sich zu haben.“ Dieses Gefühl teilten wohl fast alle Besucher quer durch die Generationen mit ihr.

 Am Stand von Nadine Heilmann gab es Zuckerwatte, nicht nur für Kinder ein süßer Genuss.

Am Stand von Nadine Heilmann gab es Zuckerwatte, nicht nur für Kinder ein süßer Genuss.

Foto: Cornelia Jung

Dass Kerb auch ohne Kinder Spaß macht, bewies eine lustige Ü 50-Truppe neben einem Ausschank von Sartorio: „Es vermittelt ein Stück Normalität. Was soll man sonst bei diesem tollen Wetter machen, als hierher zu gehen?“

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