Das „Schnapsmännje“ war unterwegs Größtes „Stadtfest“ dieses Jahres stieg in Hassel

Exklusiv | Hassel · Das 40. Hasseler Dorffest, das am vergangenen Freitag begonnen hätte, fiel Corona zum Opfer. Kein Grund, sich die Feierlaune vermiesen zu lassen, fanden einige Hasseler. Mit einer ausgefallenen Idee brachte ein Kuckucks-Quintett per Oldtimer gute Laune und Getränke zu den Partygästen.

 Die Spendensammler mit ihrem „Schapsmännje“-Oldtimer sorgten in Hassel für einen ganz besonderen Dorffest-Ersatz und hatten sogar einen Kerwestrauß und einen (Deko-)Hammel dabei.

Die Spendensammler mit ihrem „Schapsmännje“-Oldtimer sorgten in Hassel für einen ganz besonderen Dorffest-Ersatz und hatten sogar einen Kerwestrauß und einen (Deko-)Hammel dabei.

Foto: Cornelia Jung

„Provisorien halten am längsten“, heißt es manchmal. Und ab und zu sind auch aus der Not geborene Ideen die coolsten. So kann man die Aktion beschreiben, die fünf Hasseler Jungs als Ersatz fürs ausgefallene Dorffest planten. In diesem Jahr sollte die 40. Veranstaltung dieser Art steigen, und in der Kuckucks-Truppe hatte auch jeder einen 40. Geburtstag zu feiern. Es war also keine Option, diese sechs Jubiläen Corona zum Fraß vorzuwerfen. Schnell war sich die Truppe einig, dass es trotz Maskenpflicht, Sicherheitsabstand und „Körperpflege“ mit Desinfektionsmitteln keinen Verzicht geben muss.

Hier kam das „Schnapsmännje“ ins Spiel, ein Oldtimer-Citroen-Lieferwagen mit einem Ausschankbereich im hinteren Teil. Ganz nach dem Vorbild des Eismännchens stampften die Organisatoren des alljährlichen „No­weih­nachts­bol­zens“ einen Heimservice mit Getränken aus dem Boden, der ganz viele kleine Dorffeste in die Gärten, Vorgärten, Höfe und Freiflächen der Hasseler bringen sollte. Steigen sollte die Tour nach einem festen Fahrplan am vergangenen Freitag ab 18 Uhr, also der Zeit, um die auf dem Markt der Fassbieranstich zum Dorffest stattgefunden hätte. Soweit die Idee.

Dass daraus ein Top-Event „im Kleinen“ wurde, ist dem Organisationstalent der Ideengeber und „Veranstalter“ und der ungebrochenen Feierfreude der Hasseler aller Generationen zu verdanken. Am Marktplatz wurden die Jungs von rund 150 Hasselern freudig begrüßt und auf den Weg geschickt, darunter auch der Ortsrat und der Erste Beigeordnete der Stadt St. Ingbert. Mit Ortsvorsteher Markus Hauck, der einen abgespeckten Kerwestrauß mit auf den Weg gab, war man sich schnell einig, dass das 40. Dorffest nicht ausfallen darf, weswegen die Ersatzveranstaltung als kleines Dorffest 39 ½ deklariert wurde. Denn die Hoffnung ist groß, das Jubiläum im kommenden Jahr nachholen zu können.

Hauck dankte den engagierten Hasselern für diese „tolle Idee“. Markus Schmitt bescheinigte den fünf jungen Männern, die sich dem besonderen Anlass entsprechend mit weißem Hemd, blauer Fliege (und Mund-Nasen-Schutz) ausgestattet hatten, dass sie im Begriff waren, das größte Fest in St. Ingbert in diesem Jahr durchzuführen. Und los gings mit Glockengeläut und Partymusik hin zur ersten Station in der Otto-Brauner-Straße. Da für jeden der zehn Zwischenstopps nur rund 20 Minuten zur Verfügung standen, um das Automobil zum Verkaufsstand umzurüsten, Stehtische zu drapieren, zu desinfizieren und eine coronakonforme Absperrung aufzubauen, wurde einen Tag zuvor sogar eine Generalprobe absolviert. Mit Erfolg.

Die Jungs waren ein eingespieltes Team mit mehreren Ansprüchen – Spaß verbreiten, Getränke für den guten Zweck an den Mann und die Frau bringen und während der Aktion selbst nüchtern zu bleiben. „Wir wollen den Hasselern auf Abstand Nähe und Zusammenhalt vermitteln“, so Mike White, einer aus dem Quintett. Schon beim ersten Halt, der von ihm mit dem Ruf „Wem ist die Kerb“ eingeläutet wurde, war er begeistert über den Zuspruch. Und auch diejenigen, die sich ein Likörchen oder einen Schnaps abholten, waren des Lobes voll über die Aktion ganz nach dem Motto „kann der Prophet nicht zum Berg kommen, kommt der Berg zum Propheten“. Hier einige O-Töne der Partygäste: „Schön, dass sich die Buben opfern und sowas machen“, „Ich hab‘ mich richtig drauf gefreut.“, „Super Aktion, vor allem, dass der Erlös gespendet wird.“.

Alle Altersgruppen waren hin und weg angesichts der tollen Atmosphäre. „Spendenaktionen sind immer gut, und wenn sie dann noch so kurzfristig organisiert werden und solch einen Rahmen bieten, kann man das nur gut finden“, sagte ein ortsansässiger Senior, „in Hassel ist für solche Aktionen immer Raum.“ An die „wunderbare Idee“, die eine „absolute Herzenssache“ war und nach einem „ausgeklügelten , seriösen Auf- und Abbau und Hygienekonzept“ über die Bühne ging, wird man sich noch lange erinnern. An jeder der Stationen ertönte zum Abschluss ein Pfiff. „Es war schön mit euch“, verabschiedeten sich die Schnapsmännjer von ihren Gästen. Und diese fanden es superschön mit ihrem Bringservice.

„Schöner wäre es zum Dorffest auch nicht gewesen. Da hätte man mit den gleichen Leuten gefeiert, die heute hierhergekommen sind“, meinte eine junge Frau und fügte hinzu, dass man die Jungs mit dem auffälligen Auto beim nächsten Hasseler Dorffest wieder dabei haben müsse. Selbst als die Runde mit dem Oldtimer bereits (ab-)gedreht war, meldeten sich bei den Initiatoren noch Hasseler, die aufgrund der tollen Aktion noch für die „Elterninitiative krebskranker Kinder“ spenden wollten. Und diese Beiträge sind bei den 3776 Euro, die die dreistündige Tour an Erlös brachte, noch nicht mal eingerechnet.

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