Slampoet mit Hang zur Selbstironie

St Ingbert · Der 34-jährige Slampoet Sebastian 23 stand am Sonntagabend schon zum dritten Mal im St. Ingberter Kulturbistro SoHo auf der Bühne. Dabei präsentierte er Auszüge aus seinem Programm „Popcorn im Kopfkino“, das eigentlich erst im April diesen Jahres Premiere feiern wird.

 „Sebastian 23“ bei seinem Auftritt am Sonntagabend im St. Ingberter Kulturbistro Soho. Foto: Jörg Martin

„Sebastian 23“ bei seinem Auftritt am Sonntagabend im St. Ingberter Kulturbistro Soho. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

"Wenn Worte meine Sprache wären", singt Tim Bendzko in seinem aktuellen Titel. Wenn man sich diesen Satz leise vor sich hinsagt, dann merkt man erst, was man mit Buchstaben alles so anstellen kann. Total banal, denkt man. Und doch: Je nach Betonung und Tempo - und manchmal gar durch eine doppeldeutige Wortwahl - kann da was ganz anderes dabei herauskommen. Jemand, der diese Kunst gut beherrscht und dies sogar noch auf verschiedene Art und Weise reimen kann, ist Sebastian 23. Der war am Sonntagabend zum dritten Mal im St. Ingberter Kulturbistro SoHo zu Gast. Dieses Mal im Gepäck: Mehrheitlich Auszüge aus seinem Programm "Popcorn im Kopfkino", welches eigentlich erst im April Premiere haben wird.

St. Ingbert war sozusagen der Ort der Welt- und Vorpremiere. Nebenbei bemerkt: Der 34-jährige Slampoet mit Geburtsort Duisburg mag Tim Bendzko gar nicht. Dafür bezieht er von Anfang an gekonnt einzelne Personen aus dem Publikum mit in sein Gastspiel ein und kommt immer wieder auf sie, den Running Gag ausspielend, zurück. Dumm nur, wenn man wie er eingangs offen bekennt, dass er ein "Wordnerd" sei, der eine Vorliebe für die drei Buchstaben "pst" habe. Das merken sich die Zuschauer und steuern allenthalben Kommentare dazu bei. Da muss man als Künstler aufpassen, dass man den Faden des Programms in der Hand behält. Denn Sebastian 23 ist nach eigenem Bekunden "sehr kopflastig mit viel Gefühl". Das spürt man auch, wenn der Mann, der eigentlich Sebastian Rabstahl heißt, zur Gitarre greift. Das traut man dem ehemaligen Studenten der Philosophie gar nicht zu. "Meine Geige, sie wurde nur im falschen Körper geboren", stellt er sie vor. Da kommen auch Lebensrückblicke mit Schlagworten in fünf Sekunden dabei heraus. Doch der Gewinner der St. Ingberter Pfanne von 2008 hat eine Wesensart, die er einsetzt: Er lacht gerne über sich selbst. Das jedoch so wohl dosiert, dass es spaßig ist. Sebastian 23 spielt gerne mit diesen Grenzen, tastet sich dezent vor - minimal überschreitet er sie - und dann geht es wieder zurück auf sicheres Terrain. Da kann ein makabrer Vierzeiler übers Erben genauso auf der Bühne präsentiert werden, wie Auszüge seines neuen Romans, welcher erst im März erscheint.

Dieser handelt von Erlebnissen eines Taxifahrers. Das klingt stocklangweilig, ist es aber nicht. Denn der Comedian, der wegen seines Studiums für den Taxi-Job nach eigenen Aussagen prädestiniert ist, steigert sich gagmäßig selbst bei banalen Alltagsgeschichten. Das schafft er auch bei einer Fotopräsentation über Schilder und Texte, die aus seinem Buch "Purer Unfug" stammt. "Pst", meinte da doch glatt ein Besucher. Sebastian 23 lachte mit.

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