Skepsis begegnet moderner Mobilität

St. Ingbert · Akkus mit wenig Reichweite, zu wenige Ladestationen und die höheren Anschaffungspreise als bei Autos mit Verbrennungsmotoren bemängeln Leser aus dem Saarpfalz-Kreis, die sich an unserer nicht repräsentativen Blitzumfrage zur Elektromobilität beteiligt haben. Daher zögern die meisten noch beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge.

 Bei Ladestationen für Elektroautos, hier mit (von links) Maria Müller-Lang, Oberbürgermeister Hans Wagner und Guillem Tänzer von Izes im Bild, geht St. Ingbert verstärkt voraus. Foto: Jörg Jacobi

Bei Ladestationen für Elektroautos, hier mit (von links) Maria Müller-Lang, Oberbürgermeister Hans Wagner und Guillem Tänzer von Izes im Bild, geht St. Ingbert verstärkt voraus. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Deutschland- und EU-weit werden Initiativen verstärkt, damit Elektro- oder sonstige Null-Emissions-Fahrzeuge möglichst bald die Autos ersetzen sollen, die heute noch mit Diesel oder Benzin fahren. Auch im Saarpfalz-Kreis wird die Elektromobilität als Zukunftsoption genannt, wenn es um Energieeffizienz geht. In St. Ingbert beispielsweise wird der Einsatz von Elektrofahrzeugen zunehmend thematisiert - und man ist stolz auf den hohen Anteil der St. Ingberter E-Autos unter den entsprechenden Fahrzeugen im Saarland. Daneben werden im Saarpfalz- Kreis Ladestationen für Fahrzeug-Akkus errichtet oder sind zumindest geplant.

Noch schlägt dem Thema verstärkter Elektromobilität allerdings einige Skepsis entgegen, wie eine nicht repräsentative Blitzumfrage ergab. Dabei sieht eine Mehrheit der 209 befragten Leserinnen und Leser aus dem gesamten Saarpfalz-Kreis Elektrofahrzeuge durchaus als Zukunftschance. Gut zwei Drittel der Befragten gesteht der Elektromobilität die Möglichkeit zu, den Umweltschutz zu verbessern und weltweite Klimaziele zu erreichen. Fragt nach dem eigenen Verhalten, schlägt die Stimmung aber deutlich um. So können sich 70 Prozent der Teilnehmer an unserer Umfrage selbst nicht vorstellen, in absehbarer Zeit ein Fahrzeug mit elektrischem Motor zu nutzen. Und gerade einmal 13 Prozent haben ein E-Fahrzeug ernsthaft ins Auge gefasst. Auch der kürzlich von den Grünen ins politische Spiel gebrachte Vorschlag findet nur wenig Gegenliebe. In der Idee, dass spätestens 2030 endgültig das Aus für neue Benzin- oder Dieselmotoren kommen muss, erkennen 68 Prozent der Befragten aus dem Saarpfalz-Kreis noch keinen Sinn.

Woher die überwiegenden Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität kommen, lässt sich erahnen, wenn man wissen will, was geschehen müsste, damit deren Attraktivität steigen würde. Auf die entsprechenden Fragen in der nicht repräsentativen Umfrage antworteten viele ähnlich wie Josef Hoffmann aus Habkirchen: "Ein billigerer Anschaffungspreis, eine weitere Fahrleistung bei den Akkus und flächende Ladestationen." Ähnliche Argumente hat Kurt Pontius aus St. Ingbert: "Die Standorte für Ladestationen müssten spürbar ausgedehnt werden. Auch müssten die Kosten für die Batterien in den E-Autos gesenkt werden oder sogar wegfallen." Die Akkus sind auch aus Sicht von Jens-Peter Tillmanns aus St. Ingbert derzeit noch die Schwachstelle beim Ausbau der Elektromobilität. Haltbarkeit und die Dauer des Wiederaufladens seien verbesserungswürdig. Daher fordert auch Bert Zilles aus Mandelbachtal "eine Intensivierung der Forschung für leichtere Akkus und eine flächendeckende Versorgung mit Aufladestationen."

Ganz zentral wichtig sind aber vielen der Befragten auch die Kosten der Elektromobilität - und zwar bezogen auf den eigenen Geldbeutel. "Die Elektromobilität müsste auch für Leute mit kleinerem Einkommen erschwinglich sein", meint etwa Ursula Schrook aus St. Ingbert. Und auch Helmut Bosen aus St. Ingbert schreibt: "Zuerst muss der Preis sehr stark gesenkt werden, damit auch derjenige ein E-Auto kaufen kann, der es etwa wegen des Berufs unbedingt benötigt." Dass die Anschaffungspreise für Elektrofahrzeuge deutlich sinken müssten, befindet auch Manfred Bauer aus St. Ingbert; "Fahren darf nicht teurer werden als jetzt mit einem Verbrennungsmotor."

Einige Leser stellten aber auch grundsätzliche Überlegungen zu den Energien an, die unsere Mobilität zukünftig in Fluss halten soll. "Was nützt es, wenn Elektroautos mit Strom fahren, der in umweltschädlichen Kraftwerken erzeugt wird?", fragt Eugen Lohr aus Blieskastel. Ähnlich fragt Jürgen Bost aus St. Ingbert: "Woher kommt eigentlich die Akkuleistung? Wird hier unter Umständen der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben?" Rainer Keller aus St. Ingbert fordert: "Strom müsste ausschließlich aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen werden." Und was könnte Bürgern den Umstieg auf die Elektromobilität schmackhaft machen? "Nötig sind finanzielle Anreize in jeder Form, etwa ein Zuschuss oder eine Steuerersparnis", antwortet Peter Dauster aus St. Ingbert. Kaufprämien wären auch aus Sicht von Dorothee Wolf und Gerhard Anstadt, beide aus St. Ingbert, ein Anreiz. Ergänzung: Die E-Autos bräuchten eine größere Reichweite und viel mehr Ladestationen, am besten europaweit. Unter diesen Voraussetzungen und bei Preisen, die den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren angepasst seien, sieht Thomas Staab aus Blieskastel aber Zukunftschancen: "Dann würden bestimmt die meisten auf Elektromobilität umsteigen", meint er.

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