Sigmar Gabriel und Josef Ackermann durch den Kakao gezogen

St. Ingbert. "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", lautet eine bekannte Redensart. "Humor ist, wenn man trotzdem wählt" heißt hingegen das aktuelle Programm der Kabarettistin Anny Hartmann. Trotz Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit gehen die Menschen noch zu den Urnen und machen ihr Kreuz. Doch das "trotzdem" kommt bei Hartmann nicht von ungefähr

 Anny Hartmann bei ihrem Gastspiel in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Anny Hartmann bei ihrem Gastspiel in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", lautet eine bekannte Redensart. "Humor ist, wenn man trotzdem wählt" heißt hingegen das aktuelle Programm der Kabarettistin Anny Hartmann. Trotz Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit gehen die Menschen noch zu den Urnen und machen ihr Kreuz. Doch das "trotzdem" kommt bei Hartmann nicht von ungefähr.Die Gewinnerin des Jurypreises der St. Ingberter Pfanne 2011 erklärte am Donnerstagabend in der Stadthalle, wieso es sich lohnt, seiner Bürgerpflicht nachzukommen. Dabei machte es sich die studierte Volkswirtschaftlerin nicht einfach. Sich nur über die Frisur der Kanzlerin auszulassen lag der Frau, die vom Comedyfach zum politischen Kabarett wechselte, nicht. Nein, die Kölnerin ist stets tagesaktuell. Dabei half ihr das Blatt mit den vier großen Buchstaben. Nicht, ohne dabei zu verdeutlichen, dass alle Macht beim Volke liegt - man müsse nur damit drohen, es zu befragen. Deshalb war es bei ihr auch durch Antworten am Programm beteiligt und erhielt Schokoriegel von der Rothaarigen. Anny spannte dabei den Bogen von der aktuellen Situation in der Ukraine über Griechenland bis zu Hartz IV. Im Ton bissig, bisweilen makaber und mahnend - jedoch nie mit dem Zeigefinger belehrend. Zumindest nicht immer: Wenn sie Politiker auf deren Vergesslichkeit hinweist, dann beugte sie sich wie die Mutti zum imaginären Kleinkind herunter und sprach in Babysprache "den kleinen Racker" an. Etwa Sigmar Gabriel, wenn dieser "vergessen" hat, dass die SPD die Arbeitsmarktreformen einführte und nun sich über deren Auswirkungen beklage. Dann kam immer wieder ein Aspekt deutlich zum Vorschein: Diese Frau hat ein enormes Detailwissen. Oder wussten Sie, dass der Bundeswehreinsatz teurer ist, als die Summe staatlicher Transferleistungen? Es reiche nicht, gegen die Rente mit 67 zu sein, da nur zehn Prozent aller Erwerbstätigen über 63 überhaupt einen Job haben. Die Rheinländerin zeigte auch Verständnis. Etwa für den mickrigen Lohn, den die Ex-Schlecker-Leute erhielten. Die 6,50 Euro waren nur deshalb so "hoch", da sie den Kamerazuschlag enthielten. Noch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann könnte Griechenland alleine, quasi privat, retten. Nun, er könnte sein immenses Salär sparen und damit die Schulden allein ausgleichen. Tabu? Für Hartmann ein Fremdwort. Auch nicht die Bordellausflüge deutscher Versicherungsmitarbeiter. Das wiederum wunderte die Ex-Bankangestellte. Geschäftsmänner kauften nichts von der Stange. Doch bei Striptease sei das anders. Doch es wird nicht nur gemotzt, sondern auch gelobt: Angela Merkel etwa für den Beinahemindestlohn. Für den "Lohn-unter-der-Grenze". Und die Herdprämie werde ein Erfolg. Sie sei billiger als der Ausbau der Kindertagesstätten. Günstiger wären da nur noch die Entschädigung für Missbrauchsopfer der Kirche: 5000 Euro. Teurer sei nur der Papstbesuch in Deutschland mit 35 Millionen gewesen. jma

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