Sieben Stunden langer Film in schwarz-weißen Bildern

St. Ingbert. Am Samstag, 16. Juni, um 17 Uhr zeigt die Kinowerkstatt einen weiteren Film von Béla Tarr: "Satanstango" (1991) mit Mihaly Vig, Putyi István Horváth und Erika Bók

St. Ingbert. Am Samstag, 16. Juni, um 17 Uhr zeigt die Kinowerkstatt einen weiteren Film von Béla Tarr: "Satanstango" (1991) mit Mihaly Vig, Putyi István Horváth und Erika Bók. So erinnert sich ein Zuschauer: "Jahre, nachdem ich ihn zuerst gesehen hatte, hing mir der Film immer noch im Gedächtnis, und plötzlich wurde mir klar, dass er eines der grandiosesten Kinoerlebnisse meines Lebens war: über sieben Stunden, schwarz-weiß, und aus kaum mehr als 100 Einstellungen zusammengesetzt."Die Geschichte? Die letzten Bewohner eines verlassenen und verarmten Dorfes warten auf die Chance, ein neues Leben zu beginnen; als ein falscher Prophet erscheint, folgen sie ihm willig und gedankenlos. Das zeigt Tarr in vorzüglich gemachten und zugleich realistischen Bildern, und mit einigem schwarzen Humor. Seine ungewöhnliche Filmsprache ist einzigartig, doch geht es ihm nicht um Originalität, vielmehr um Wahrhaftigkeit und formale Reinheit. Das macht ihn zu einem der wichtigsten lebenden Filmemacher. Mit gletscherhafter Langsamkeit wird hier eine reichlich dunkle Geschichte um verschlagene Charaktere, Lebenslügen und Betrug gesponnen. Nun sind lange Einstellungen im Kunstkino nichts ungewöhnliches, sie sensibilisieren für Nuancen und schwelgen in exquisiten Bildern. Bela Tarrs enorm lange Einstellungen jedoch sind anders; in ihnen wird die Zeit selbst präsent, nimmt einen hypnotischen, monolithischen Charakter an, der die Figuren zu zermalmen scheint. Tarr ermöglicht einen neuen, so noch nie dagewesenen Blick auf den Film. Der Film wird mit zwei Pausen aufgeführt.

Auf vielfachen Wunsch zeigt die Kinowerkstatt noch einmal den ersten Spielfilm von Béla Tarr: In bestechend scharfen Schwarz-Weiß-Bildern ist "Verdammnis" (Ungarn 1988) mit Miklós B. Székely und zwar am Sonntag, 17. Juni, um 18 Uhr, sowie am Montag, 18. Juni, um 20 Uhr. Karrer, ein langjähriger Outsider, verbringt seine Zeit mit ziellosen Streifzügen durch ewig verregnete Straßen, um dann allabendlich in seiner Stammkneipe zu landen. Dort begegnet er einer Diseuse, die sein Leben völlig durcheinander bringt. Um ihr näher zu kommen, überredet er mit Hilfe des Kneipenwirts Willarsky ihren Mann zu einer mehrtägigen Schmuggelfahrt. Zwischen diesen vier Menschen entsteht eine komplizierte Verflechtung unterschiedlicher Interessen. Es kommt zu einem Kampf, in dem Karrer letztlich unterliegt: Ihm bleibt nur der Sturz in die 'Verdammnis'. Mit diesem Film begann der Regisseur Tarr einen neuen Stil: Der düstere Film ist in schwarz-weiß gedreht und enthält viele lange Einstellungen ohne Schnitt, mit denen vor allem die Atmosphäre des Ortes und die allumfassende Ausweglosigkeit beschrieben werden. Er ist auch die erste Zusammenarbeit Tarrs mit dem Autor László Krasznahorkai, der am Drehbuch, welches auf einer seiner Erzählungen basiert, mitwirkte. red

kinowerkstatt.de

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