Wandern im Kreis Neunkirchen Wenn Kinder die Sonnenstrahlen einfangen

Steinbach · Der Steinbachpfad ist mit sieben Kilometern der kürzeste Premiumweg im Kreis Neunkirchen. Er bietet sowohl Fernblick als auch verträumte Tälchen und Bachläufe.

 Eine wunderschöne Aussicht bietet der Steinbachpfad übers Ottweiler Land bis zum Schaumberg. Diese beiden Wanderer genießen den sonnigen Samstagnachmittag.

Eine wunderschöne Aussicht bietet der Steinbachpfad übers Ottweiler Land bis zum Schaumberg. Diese beiden Wanderer genießen den sonnigen Samstagnachmittag.

Foto: Michael Beer

„Ich fang’ die Sonne, ich fang’ die Sonnenstrahlen.“ Zwei feine Kinderstimmen schallen uns entgegen. Nach dem ersten kurzen Anstieg durch den Wald bietet der Steinbachpfad an diesem schönen Samstagnachmittag die erste tolle Aussicht auf das Ottweiler Land und weit darüber hinaus bis zum Schaumberg. Mindestens genauso schön sind die beiden glücklichen Stimmchen. Das Mädchen und der Junge hüpfen mehr, als dass sie gehen. Sie halten sich an den Händen, haben große Kappen auf den Köpfen gegen die Sonne. Und singen und singen. Die Mutter stellt den Weg zur Wahl, wir aber halten uns streng an die Beschilderung des Pfades. Der Junge möchte auf die Wiese oberhalb des Betzelhübels. Ein Paar im besten Alter hat auf der Bank mit Blick in Richtung der Ottweiler Wohnsiedlung Platz genommen. Die beiden haben Walkingstöcke dabei, die Laufrouten, stellt sich heraus, kennen sie wie ihre Westentasche. Tolle Aussicht, toller Tag, wir sind uns einig.

Der Steinbachpfad ist mit sieben Kilometern der kürzeste unter den Premiumwegen im Kreis Neunkirchen. Sieben Kilometer? Wir frotzeln, welche Tour wir hinterherschieben, wenn uns die Runde nicht ausreichend fordert. Die Ausschilderung in Steinbach zum Startpunkt war gut, die Sonne scheint von einem wunderbar blauen Himmel herab, es ist angenehm warm. Die paar Meter bergan haben uns doch schon ordentlich in Schwung gebracht.

Die Route führt uns im 90-Grad-Winkel um den Waldrand. Und die erste kleine Verwirrung hängt am Nagel: Das Symbol des Pfades, Wasser und Stein, ist etwas zurückgesetzt an einem Kirschbaum befestigt, zu dem ein Trampelpfad hinführt. Hier rein? Der kundige Wanderer würde lieber weiter geradeaus am Saum des Waldes entlang. Aber das kleine Schildchen legt ein Abbiegen nahe. Okay, wir schauen uns das an. Also rein ins Gebüsch und ein paar Windungen entlang. Aha. Vielleicht 200 Meter später spuckt uns das Pfädchen wieder auf den großen Weg aus. Kleine Irritation. Macht ja nix.

Der Steinbachpfad ist hier oben breit und schottrig. So schön die Aussicht ist (insbesondere vom Panoramaturm), unter den Füßen ist das nicht das beste Stück der Strecke. Aber sobald wir wieder in den Mischwald abtauchen, wird es auch unter den Füßen deutlich attraktiver. Der Weg führt uns steil bergab und wieder an den Rand des Wäldchens in Richtung Hangard. In die Beschaulichkeit des Waldes mischt sich ein lauter Sound. AC/DC dröhnt uns entgegen, Jimmy Hendrix gleich hinterher. An der Hütte des Freizeitgeländes Kerbacher Loch bereiten sich die ersten Gäste auf eine Party vor. Ein Schild weist Parkplätze für Biker aus. Hier könnten wir auch bleiben. Aber das ist heute nicht unser Auftrag. Also weiter hinab ins Tal über breitere und schmalere Passagen, die deutlich machen, warum in den Führern immer so viel Wert auf „festes Schuhwerk“ gelegt wird. Links von uns jetzt der Kerbach. Die steinerne Eule auf der anderen Talseite zu finden, ist nicht ganz einfach (ohne die richtige Brille). Im Bächlein liegen dicke Felsbrocken, einer davon trägt den Namen „Steinerne Wildsau“. Eule und Sau hatte vor Jahrzehnten Albert Blinn in den Stein gehauen. Er ist tatsächlich malerisch auf dieser tieferen Passage, der Steinbachpfad. Wir kämpfen uns, wieder bergauf, durch ein Waldblumenfeld, mannshoch.

Der Landwirt kennt kein Wochenende. Auf der nächsten Anhöhe sind Bauer und Helfer bei der Kartoffelernte. Es staubt im goldenen Licht. Zwischen den hohen Bäumen fluten Sonnenstrahlen hie und da auf den Waldboden. Wer wollte sie nicht gerne fangen, wenigstens mit der Seele. Unten im Tal überqueren wir die Landstraße und behalten das Dröhnen der Autos eine Weile im Ohr. Wir passieren den Steinbacher Bach und kämpfen uns weiter den Berg hinauf. Hunger und Durst – wie es sich bei einer Wanderung gehört – melden sich. Die Bank mit den Klopapierfetzen ist es dann aber doch nicht. Also weiter hinauf, bis wir oben am Freizeitgelände Hiemes herauskommen. Auf dem Areal ist viel los. In der Hütte geben Eltern Kuchen und Getränke aus, die Kleinen spielen Fußball oder toben übers Gelände. Die ältere Generation hat es sich am anderen Ende des Grundstücks gemütlich gemacht. Dort gibt es Bier im Schatten und die Fußballbundesliga-Übertragung im Radio. Sie sind zu beneiden, die Hiemes-Leute.

 Die Spätsommersonne bricht durch die hohen Fichten auf dem Steinbachpfad.

Die Spätsommersonne bricht durch die hohen Fichten auf dem Steinbachpfad.

Foto: Michael Beer
 Der Steinbacher Bach ist ein Naturidyll.

Der Steinbacher Bach ist ein Naturidyll.

Foto: Michael Beer
 Jemand mit Sinn für Schönheit muss dieses kleine Naturwunder auf dem Geländer abgelegt haben.

Jemand mit Sinn für Schönheit muss dieses kleine Naturwunder auf dem Geländer abgelegt haben.

Foto: Michael Beer
 Blick durch Bäume hinaus aufs Feld, wo der Bauer mit seinen Helfern bei der Arbeit ist.

Blick durch Bäume hinaus aufs Feld, wo der Bauer mit seinen Helfern bei der Arbeit ist.

Foto: Michael Beer
 Mitten im Wald erwartet den Wanderer ein großes, schulterhohes Blumenfeld.

Mitten im Wald erwartet den Wanderer ein großes, schulterhohes Blumenfeld.

Foto: Michael Beer

Der Steinbachpfad führt am Ortseingangsschild über die Straße hinweg wieder in den Wald hinein. Jetzt geht es ganz schnell. Ein paar Meter bergab und dann letztes Herzwummern beim Anstieg, ehe das Schild Richtung Parkplatz auftaucht. Die Tour war mit dem vielen Hoch und Runter schon eine kleine Herausforderung für Oberschenkel und Waden, aber als wir am Auto stehen, hätten es sicher auch noch ein paar Meter mehr sein dürfen.

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