Die Winterlinde als Naturdenkmal erwartet man auf einem Dorfplatz. An der Oberwürzbachhalle oder vor der Kirche. Stattdessen steht sie an der Ecke von Hauptstraße und Schindtaler Straße auf einer kleinen Grünfläche. Um Naturdenkmal zu werden, müssen Bäume alt, selten oder ortsbildprägend sein. Auf die Linde treffen zwei Merkmale zu. Sie ist alt, in einem Buchaufsatz werden rund 200 Jahre angegeben, und sie ist mit ihrer prächtigen Krone durchaus prägend in ihrem Straßenzug. Am Stamm prangt neben der grünen Plakette ein Schild „plakatieren Verboten“, das heute kaum noch Adressaten findet. Plakatieren an Bäumen ist nicht mehr modern. Aber selbst zu Zeiten, als man Mitteilungen noch an Stämme nagelte, muss es der Gemeinde wichtig gewesen sein, die Winterlinde davor zu schützen.

Über den Baum selbst findet man nur wenige Informationen. Er steht halt da, weil er schon immer da stand. Als Straßenbaum gepflanzt, heute prächtig gewachsen und unter Naturschutz stehend. Deshalb wurde die Krone stark bearbeitet. Alle drei Hauptstämme wurden zurückgeschnitten und untereinander zur Sicherung mit Seilen verbunden. Diese Maßnahmen hat das Landesamt für Umweltschutz durchgeführt, das für den dauerhaften Erhalt des Baumes sorgt. Nimmt man die 200 Jahre als gegeben an, dann stand der Baum einst auf St. Ingberter Gebiet, dann in der selbständigen Gemeinde Ommersheim, in der Gemeinde Oberwürzbach und schließlich wieder in einem Ortsteil von St. Ingbert – so wechselvoll war diese Zeit. Die Winterlinde erlebte die Evakuierung des Dorfs im Zeiten Weltkrieg, als Oberwürzbach zum Geisterort am Westwall wurde. Die Linde hat all das schadlos überstanden. Winterlinden werden bis zu 40 Meter hoch, das wurde hier durch Rückschnitt verhindert. Sie können 1000 Jahre alt werden.