Segnen und singen für die Ärmsten der Ärmsten

St. Ingbert. Nico, Johannes und Moritz heißen sie im bürgerlichen Leben. Aber einmal im Jahr schlüpfen die drei Elf- und Zwölfjährigen in die Rollen von Kaspar, Balthasar und Melchior

 Johannes, Moritz und Nico (von links) kamen auf ihrer Tour durch die Stadtmitte auch im Atelier Galanthus vorbei. Foto: Oliver Bergmann

Johannes, Moritz und Nico (von links) kamen auf ihrer Tour durch die Stadtmitte auch im Atelier Galanthus vorbei. Foto: Oliver Bergmann

St. Ingbert. Nico, Johannes und Moritz heißen sie im bürgerlichen Leben. Aber einmal im Jahr schlüpfen die drei Elf- und Zwölfjährigen in die Rollen von Kaspar, Balthasar und Melchior. Als die Heiligen drei Könige oder Sternsinger zogen sie in Begleitung von Pfarrer Achim Dittrich durch die Kaiserstraße, segneten Wohnstuben und Geschäftshäuser, um Gaben für jene auf dieser Welt zu sammeln, die gar nichts haben. Und das gelang ihnen recht ordentlich. Schließlich sind die Drei trotz ihres jungen Alters schon Profis. Im vierten Jahr waren sie nun gemeinsam unterwegs, wobei Johannes sogar noch etwas häufiger dabei war. Bei ihm fällt der berühmte Apfel nämlich nicht weit ab vom Stamm. Er ist der Neffe von Dittrichs Vorgänger Arno Vogt.

Im Pfarrheim auf dem Hobels trafen sich die Sternsinger. Insgesamt schwärmten am Wochenende allein für die Pfarrei St. Josef 17 Gruppen mit 44 Kindern aus. "Wir versuchen alle Häuser zu besuchen", sagte Pfarrer Dittrich. Er trug Kreide bei sich, um an den Türrahmen das berühmte "20*C+M+B" mit der aktuellen Jahreszahl 13 zu ergänzen. Weil die Rahmen aber immer häufiger aus kreideunfreundlichem Kunststoff gefertigt sind, kam meistens der vorgedruckte Aufkleber zum Einsatz. Das Ziel, wirklich alle Häuser zu segnen, gelang allerdings nicht, denn nicht überall waren die Leute auch zu Hause - oder sie öffneten nicht die Tür. So viel Spaß die Drei auch haben - manchmal machen sie auch unangenehme Erfahrungen. Einmal hieß es in einem Geschäft: "Geht raus, wir haben mit der Kirche nichts zu tun", erinnert sich Moritz. Das war diesmal aber nirgendwo der Fall. Stattdessen wanderten zahlreiche Geldscheine und Münzen in die silberne Spardose und viele Süßigkeiten direkt in die Tasche der Jungs, die für die Gemeinde auch als Messdiener im Einsatz sind. Doch es kommt noch besser. Entlang der Kaiserstraße besuchten sie die Häuser mit den geraden Hausnummern - also jene Seite, auf der auch zwei Metzgereien sind. Dort gab's zusätzlich etwas Herzhaftes zwischen die Zähne. Um die andere Straßenseite kümmerten sich die Sternsinger der Pfarrei St. Hildegard.

Über solche Gesten freuen sie sich natürlich, doch im Vordergrund steht die Hilfe für die Ärmsten der Ärmsten. Mehr als 2000 Projekte betreuen die Sternsinger weltweit. Die Spenden aus St. Ingbert fließen diesmal verstärkt in das ostafrikanische Land Tansania. In der Diözese Mbinga wird von dem Geld ein Kindergarten gebaut, außerdem bekommt das Krankenhaus in Litembo im noch ärmeren Südwesten des Landes einen geländetauglichen Krankenwagen, der momentan noch in Deutschland unterwegs ist.

Wofür die Spenden im nächsten Jahr verwendet werden, steht noch nicht fest. Dass aber Nico, Johannes und Moritz dann auch wieder als Kaspar, Balthasar und Melchior dabei sein werden, ist sicher. Bis sie 16 sind, wollen sie selbst noch mit ihren Gesangskünsten den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und dann als Gruppenleiter die nächste Sternsinger-Generation von Haus zu Haus begleiten. obe

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