Segeln „Man lernt früh, Verantwortung zu übernehmen“

Bostalsee · Der Bostalsee ist sein Revier, aber er ist auch gerne auf dem Meer unterwegs: Moritz Jakobs (12).

 Moritz Jakobs (Mitte) legt sich bei der Wende voll ins Zeug.  Foto: Michael Jakobs

Moritz Jakobs (Mitte) legt sich bei der Wende voll ins Zeug. Foto: Michael Jakobs

Foto: Michael Jakobs

Segeln ist jetzt nicht unbedingt ein Sport, der die Kids von heute hinter dem Ofen hervorlockt – oder vom Handy weg. Gerade im Saarland. Doch Moritz Jakobs, zwölf Jahre alt und Schüler des Leibniz-Gymnasiums in St. Ingbert, hat für die Hinter-dem-Ofen-Hocken-Bleiber nur ein Grinsen und Kopfschütteln übrig. Der Sohn von Michael und Stefanie Jakobs, ist eines der größten Talente des Yachtclubs Saarbrücken, in dem die Familie dem Segel-Sport nachgeht. Die Eltern von Moritz sind zudem auch im Vorstand des Vereins aktiv. Mama Stefanie kümmert sich im Club um die Jugendarbeit, Papa Michael ist Sportwart und selbst aktiver Segler. Doch dazu später mehr.

Lassen wir Moritz von seinem Hobby erzählen: „Seit ich segele, habe ich jede Menge neuer Freunde gewonnen – und ich bin viel selbständiger geworden“, sagt er. Kein Wunder. Denn: „Auf dem Wasser bin ich auf mich allein gestellt, Entscheidungen, die ich treffe, muss ich auch verantworten. Wenn du was falsch machst, gehst du baden – und im März ist das nicht gerade angenehm“, sagt Moritz und lacht. Denn auch diese Erfahrung hat er – natürlich – schon gemacht.

„Am meisten Spaß macht das Segeln auf dem Meer, da wird man voll gefordert und muss mit den Winden, die dort herrschen, klarkommen“, schwärmt er. Mit gerade mal sieben Jahren begann er im August 2015 in der Optimist-Klasse mit dem Segelsport. „Nach einer Woche Schulung durfte ich die Prüfung machen und war somit Besitzer des sogenannten Jüngsten-Segelscheines. Da mein Papa selbst segelt und anfangs aufgepasst hat, durfte ich gleich allein lossegeln. Wenig später ging es für mich schon auf die ersten Regatten“, berichtet Moritz über seine ersten Fahrten auf dem Bostalsee.

Die ersten Trainings-Fahrten und Wettkämpfe absolvierte Moritz in einem vereinseigenen Boot, ehe es im Herbst 2017 soweit war: Der Jungehatte seine Eltern weich geklopft, er bekam sein erstes eigenes Boot. Optimist-Klasse, 2,30 Meter lang und 1,13 Meter breit. „Das Boot war gebraucht, aber das war mir völlig egal. Es war meines!“ Moritz’ Augen strahlen, wenn er von seiner Jolle spricht.

Die ersten größeren Erfolge, die sich der Junge ersegelte, ließen nicht lange auf sich warten. So stand er im vergangenen Jahr bei internationalen Regatten mehrfach auf dem „Treppchen“ und belegte Platz 15 in der deutschen Rangliste seiner Bootsklasse. Dort sind immerhin mehr als 600 Segler gelistet.

Das letzte größere Event für die Segel-Familie Jakobs war der Herbstpokal in Schwerin mit mehr als 120 Startern, bei der Moritz ebenfalls auf den vorderen Plätzen zu finden war. Doch im Moment gilt bei den Seglern, wie in jeder anderen Sportart: „Still ruht der See.“ Covid-19 hat auch hier die Aktivitäten völlig zum Erliegen gebracht. Außer zwei Trainingseinheiten im holländischen Medemblik und in Duisburg konnte Moritz dieses Jahr noch nicht aufs Wasser.

Dennoch schmiedet das Talent schon Zukunftspläne. So möchte er, sobald er die Altersgrenze erreicht hat, in die nächsthöhere Bootsklasse wechseln. Da kann er sich bei seinem Vorbild jeden Tag viele Tipps holen, denn das ist sein Vater. Michael Jakobs, 44 Jahre alt und selbständiger Dachdecker-Meister aus St. Ingbert-Rentrisch, segelt schon seit gut zehn Jahren in der Klasse 2.4mR (Ein-Mann-Kielboot). Diese Boote sind 4,18 Meter lang, 81 Zentimeter breit und verfügen über eine Segelfläche von 7,5 Quadratmetern.

  Im Segelboot in Seenot: Moritz Jakobs ist baden gegangen – und klitschnass. Auch das gehört zum Lernprozess, ist aber je nach Jahreszeit unangenehm.

Im Segelboot in Seenot: Moritz Jakobs ist baden gegangen – und klitschnass. Auch das gehört zum Lernprozess, ist aber je nach Jahreszeit unangenehm.

Foto: Michael Jakobs

Auch Michael Jakobs ist im Segelsport kein unbeschriebenes Blatt, je zwei Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften stehen in seiner sportlichen Vita. Für ihn ist Segeln kein Sport für Besserverdiener oder Betuchte. Der Handwerker vertritt eine klare Meinung: „Für jedes Hobby und jeden Sport muss man finanzielle Mittel in die Hände nehmen. Das Boot, das Moritz segelt, bekommt man gebraucht ab 1500 Euro. Das ist machbar.“ Auch Ehefrau Stefanie Jakobs unterstützt das Hobby ihrer Männer: „Segeln macht eigenständiger und man lernt früh, Verantwortung zu übernehmen, denn auf dem Boot entscheidet jeder für sich.“

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