Ordensschwester Die gute Seele von Herz Mariae geht

St. Ingbert · Schwester Birgit Stibig war 40 Jahre im Kindergarten der Gemeinde tätig. Bei ihr liefen aber auch nach der Pensionierung alle Fäden zusammen. Nun kehrt sie auf eigenen Wunsch ins Mutterhaus nach Speyer zurück.

 Schwester Birgit verabschiedet sich nach 60 Jahren Gemeindetätigkeit aus St. Ingbert. Sie geht zurück ins Mutterhaus nach Speyer.

Schwester Birgit verabschiedet sich nach 60 Jahren Gemeindetätigkeit aus St. Ingbert. Sie geht zurück ins Mutterhaus nach Speyer.

Foto: Cornelia Jung

Schwester Birgit gehört schon fast zum Inventar der ehemaligen Pfarrei Herz Mariae, wohin sie vor 60 Jahren kam. Obwohl sie mit 83 Jahren schon lange nicht mehr im Kindergarten nebenan tätig ist, kennt sie viele der kleinen Kita-Besucher mit Namen. Kein Wunder, denn zum Teil erlebte sie noch deren Eltern als Kinder in der Einrichtung, in der sie selbst von 1961 bis 2001 arbeitete und die Leitung innehatte. Nun ist es für Schwester Birgit an der Zeit, Abschied von dem Ort zu nehmen, der ihr ans Herz gewachsen ist, wo sie im Schwesternheim wohnte, trotz ihres Alters noch viele Aufgaben wahrnahm und sich sehr wohlfühlte. „Ich habe gemerkt, dass ich für die Büro- und Schreibarbeiten immer länger brauche. Außerdem bin ich erstmals am Tisch eingeschlafen“, begründet Schwester Birgit ihre Entscheidung.

Eigene Selbstständigkeit nimmt bei ihr einen hohen Stellenwert ein, deshalb wolle sie selbstbestimmt in das Mutterhaus des Instituts St. Dominikus in Speyer zurückkehren, solange sie noch relativ gesund und rege ist. Ihr wird einiges fehlen, was sie in St. Ingbert schätzen gelernt hat. Aber sie zieht nicht in die Fremde, ihr neues „altes“ Zuhause kennt sie bereits sehr gut, weil sie ihr Postulat und Noviziat dort absolvierte. Einige ihrer Mitbewohnerinnen in spe sind ihr seit vielen Jahrzehnten treue Weggefährtinnen. Von den 30 Frauen im Konvent kenne sie zwei Drittel.

 „Das ist der richtige Schritt“, sagt Marcella Hien, die im April trotzdem von der Nachricht des Weggangs überrascht wurde, „das Kloster in Speyer ist auch dankbar, wenn eine kommt, die aktiv ist, mitdenkt und noch das ein oder andere für die Gemeinschaft tut.“ Sie und viele andere werden Schwester Birgit vermissen. „Ich glaube, der Blick ins Grüne wird Ihnen fehlen“, sagt die Gemeindeausschussvorsitzende, die die künftige Aussicht aus dem Zimmer der Schwester in Speyer kennt. Diese schaut in der Domstadt auf ein Gebäudeensemble mit einem Gymnasium. Fehlen werden auch Rituale, die Schwester Birgit mit Waltraud Schwarz teilte. „Jeden Sonntag haben wir die Laudes gebetet und danach Frühstück gemacht. Wir sind auch jede Woche zwei Mal auf den Wochenmarkt einkaufen gegangen“, erzählt die stellvertretende Gemeindeausschussvorsitzende.

Gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten, fairer Handel und ein umweltbewusstes Leben sind Schwester Birgit sehr wichtig. Das „Bauernmädel aus der Pfalz“ hat sich die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Arbeit bewahrt. Außerdem habe man miteinander „Frühschoppengespräche“ geführt über „Gott und die Welt“, Politik, darüber, was in der Gemeinde los war, aber auch über Filme und über Musik. Klassische Musik und der Gesang von Kinder- und Jugendchören, das sei ihr Ding. „Zu den Aufführungen der Musenbolde gehe ich auch gern oder ins Staatstheater“, sagt die Schwester. „Sie liebt vor allem alles, was mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Das ist ihr Herzstück“, spricht Waltraud Schwarz Schwester Birgits besondere Emphatie für den Nachwuchs an, „sie hat die Fähigkeit, zu Kindern Kontakt aufzunehmen, das ist unwahrscheinlich.“

Dies sei laut Schwester Birgit ein „Erbstück“ von ihren Eltern und Geschwistern. Auch die Bauernschläue und laut Hien und Schwarz die „Fähigkeit, niemand zu verurteilen, Verständnis aufzubringen und jeden so zu lassen, wie er ist“. Sie sei auch „keine Faulenzerin“, stellen die Mitstreiterinnen ihr ein gutes „Arbeitszeugnis“ aus. Für ihren unermüdlichen Einsatz bekam sie 2018 sogar die Pirminius-Plakette. Umzugstermin ist Mitte Oktober. Mitnehmen wird sie lediglich einen Koffer, ein Schuhschränkchen und eine hölzerne Truhe mit persönlichen Gegenständen, die sie schon ewig begleitet. Ihre Gefühlslage in der Zeit des Übergangs sei nicht schön: „Man ist nicht mehr ganz hier, aber auch noch nicht dort. Es ist nicht angenehm, aber es geht vorbei.“ Und auch für ihre engsten Gefährtinnen in St. Ingbert wird es traurig, denn „sie ist hier die Mitte der Gemeinde. Bei ihr läuft alles zusammen.“ Schwester Birgits Aufgaben werden nun neu verteilt. Die Bereitschaft zu deren Übernahme sei groß gewesen. Was aber aus dem Schwesternhaus werde, das der Gemeinde gehört, sei noch nicht klar.

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