Schwerpunkt Bauwerks-Geschichte

Saarpfalz-Kreis. In der Milchviehzucht waren die Bauern von Altstadt und Limbach schon im 19. Jahrhundert fortschrittlich und führend, hielten sie doch nicht, wie in der Region üblich, die bodenständige Glanrasse. Vielmehr setzten sie, der besseren Milchleistung wegen, auf die "Berner Race"

Saarpfalz-Kreis. In der Milchviehzucht waren die Bauern von Altstadt und Limbach schon im 19. Jahrhundert fortschrittlich und führend, hielten sie doch nicht, wie in der Region üblich, die bodenständige Glanrasse. Vielmehr setzten sie, der besseren Milchleistung wegen, auf die "Berner Race". Aber obwohl um 1865 in den damals noch recht übersichtlichen Dörfern über 300 Kühe gehalten wurden, gab es für die Vermarktung der Milch und ihrer Produkte kein Konzept. Und es sollte noch über 60 Jahre dauern, bis sich die ortsansässigen Bauern zu einer Genossenschaft zusammenschlossen, um die Verarbeitung ihrer Erzeugnisse und deren Absatz zu organisieren.

Der Geschichte dieser Molkerei, die Ende 1933 ihren Betrieb aufnahm, ist eines der Kapitel in der neuen "Saarpfalz" gewidmet. In der zweiten Ausgabe dieser "Blätter für Geschichte und Volkskunde" für 2012 lässt Gerd Imbsweiler den Werdegang dieser einst prägenden Einrichtung Revue passieren. An der Einmündung der Bahnhofsstraße in die Hauptstraße war die zunächst im Bauhaus-Stil errichtete Produktionsstätte modernistischer Blickfang im gewachsenen Ortsbild; freilich wurde dieser ursprüngliche Bau 1953 abgerissen und durch einen neuen Zweckbau ersetzt. Milch lose und in Flaschen, Buttermilch, Schichtkäse, Quark und Joghurt gab es über Jahrzehnte hinweg "made in Limbach".

Neben der Geschichte der 1968 endgültig geschlossenen Molkerei setzt die neue "Saarpfalz" ihre Schwerpunkte auf die Historie von Bauwerken. So skizziert Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker die Entstehung des Wallfahrtsklosters in Blieskastel. Demnach sei schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Wunsch aufgekommen, "im westlichen Winkel der Diözese Speyer ein neues Kloster zu bauen". Als Standort war zunächst das Gelände bei der Orangerie am Schlossberg in Blieskastel vorgesehen, und auch Spenden für das Projekt eines Kapuzinerklosters wurden bereits gesammelt. Freilich wurde das Vorhaben sogar von König Ludwig II, dem bayerischen Landesherrn, abgelehnt - wegen der "confessionell gemischten Bevölkerung im Interesse des Friedens und der Eintracht". Während das Kapuzinerkloster dann in St. Ingbert realisiert wurde, begannen die Vorbereitungen für die Wallfahrtsstätte auf dem Han in Blieskastel erst 1924, als der Stuttgarter Architekt Hans Herkommer einen ersten Planentwurf präsentierte. Bis zur Vollendung des Ensembles dauerte es dann bis 1933/34.

Der Infrastruktur aus anderer Perspektive widmet sich Friedrich Müller aus Rohrbach, der den Straßenbau in St. Ingbert in der Zeit Napoleons nachzeichnet. Während um 1810 mit der Kaiserstraße eine überregionale Verkehrsverbindung in bester Qualität entstand, befanden sich die auf sie zulaufenden Gemeindewege in teilweise desolatem Zustand und waren allenfalls bessere Feldwege: Jenem von Schnappach über Sechseichen zur "route impériale" und weiter zur Blieskastelerstraße, die Strecke durch Hassel nach St. Ingbert sowie die Ortstraverse von Oberwürzbach werden beleuchtet. Dabei geht Müller auch auf die Brückenbaukunst vor zwei Jahrhunderten ein, die beispielsweise bei der Querung des Rohrbachs - früher "Großbach" genannt - Einsatz fand. Die schon lange fehlende Turmuhr der Medelsheimer Pfarrkirche ist schließlich das Thema von Karl Lillig.

Auf einen Blick

Die Saarpfalz 2/2012: 64 Seiten, vier Beiträge, 23 Abbildungen, Kalendarium "historischer" Vorträge im dritten Quartal 2012. Schriftleiter: Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker unter Mitwirkung einer fünfköpfigen Fachredaktion. Bezug: Amt für Heimat- und Denkmalpflege des Saarpfalz-Kreises, Zimmer 417, Landratsamt Homburg, Telefon (0 68 41) 1 04 84 09, E-Mail: marianne.hepp@saarpfalz-kreis.de sowie im Buchhandel und bei den Kultur- und Verkehrsämtern der Kommunen. Preis: 3,25 Euro. bam

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