Schüler machen Rollstuhlführerschein

St Ingbert · In Theorie und Praxis machten Schüler des Leibniz-Gymnasiums den Selbstversuch: Wie ist es, im Rollstuhl zu sitzen? Dazu besuchten sie das Caritas-Seniorenwohnheim St. Barbara. Abwechselnd kamen sie mit den Bewohnern ins Gespräch oder machten Rollstuhltraining.

 Leibniz-Schüler beim gemeinsamen Rollstuhl-Training. Foto: Sabine Grimm

Leibniz-Schüler beim gemeinsamen Rollstuhl-Training. Foto: Sabine Grimm

Foto: Sabine Grimm

"Schau hin! Misch dich ein!" war die Überschrift bei den Unesco-Projekttagen des Leibniz-Gymnasiums in St. Ingbert . 22 Schüler der Klassen fünf bis neun haben in diesem Rahmen unter dem Motto "Im Dialog mit Senioren " ihren Rollstuhl-Führerschein erworben. Zwei Tage lang war Malteser Ausbildungsreferent Heinz-Peter Sauer vor Ort und erklärte den Kindern und Jugendlichen, was im Umgang mit Menschen im Rollstuhl wichtig ist und worauf man Rücksicht nehmen muss.

Und auch der Selbstversuch wurde gestartet: Wie klappt man einen Rollstuhl auf und zu, wie überwindet man alleine im Rollstuhl Kopfsteinpflaster und mit welchen Hindernissen ist man im Alltag konfrontiert? All das erfuhren die Schüler in der Theorie, aber vor allem auch in der Praxis. Betreut wurde das Projekt von den beiden engagierten Lehrerinnen Anette Hildebrand und Monika Scherer. Für die theoretische Vorbereitung konnte die Gruppe einen großen Raum im Caritas-Seniorenwohnheim St. Barbara nutzen. Die Leiterin des dortigen Sozialdienstes, Rita Schmitt, sorgte mit ihrem Team für ausreichend Rollstühle und Rollatoren für die späteren Praxisübungen - alles war bestens vorbereitet. Am ersten Tag trafen sich alle dort und nach den ersten theoretischen Grundlagen besuchte die eine Hälfte der Gruppe gemeinsam mit dem Team des dortigen Sozialdienstes die Bewohner. Die Kinder spielten mit einigen von ihnen Mensch-Ärgere-Dich-nicht, kamen so ins Gespräch und konnten Fragen stellen. Die Senioren berichteten aus ihrem Leben, aus Kriegszeiten, von ihrer Familie. Einige Schüler kamen hier das erste Mal in Kontakt mit demenziell veränderten Menschen oder waren überhaupt das erste Mal in einer Senioreneinrichtung. Die zweite Gruppe nutzte in der Zeit die Rollstühle, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der Umgang damit funktioniert. Später tauschten die Gruppen ihre Aktivitäten.

"Die jungen Leute haben viele Erfahrungen gesammelt in dieser Zeit", erklärt Sabine Grimm, Stadtbeauftragte der Malteser in St. Ingbert . "Es hat den Kindern und Jugendlichen Spaß gemacht und es war sehr interessant für sie. Auch wenn das eine oder andere fremd für sie war, wie das laute Sprechen mit den Senioren ." Am zweiten Tag wurde abwechselnd in Gruppen das Parcours-Fahren und das Herausheben einer Person aus dem Rollstuhl auf einen Stuhl geübt.

Danach ging es in kleinen Gruppen in die Innenstadt: Rolli-Training an der Bordsteinkante und das Befahren von Geschäften stand auf dem Plan. Wie barrierefrei sind diese? Wie sieht es damit bei öffentlichen Toiletten aus? Wird Hilfe angeboten, wenn man ein Regal nicht erreicht? Beispielsweise eine Apotheke, eine Bücherei, aber auch die Polizeidienststelle wurde unter die Lupe genommen. Hier fanden die Schüler , dass es sinnvoll sei, ein Hinweisschild anzubringen, dass der barrierefreie Eingang auf der Rückseite zu finden ist - was sie dort an die Beamten auch so direkt weitergaben. "Die Schüler haben von diesem Training sehr viel für sich mitgenommen", berichtet Heinz-Peter Sauer. "Es ist ihnen nun möglich, die Alltagsschwierigkeiten von Menschen im Rollstuhl nachzuvollziehen. Sie sind sensibilisiert im Umgang und können bei Bedarf auch Hilfestellung geben." Am Ende des Projektes überreichte Sauer den engagierten Schülern jeweils eine Urkunde, die ihnen den Erwerb des Rollstuhlführerscheins bescheinigt.

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