Schüler legen sich bei „ihrer“ Europawahl in Gersheim ins Zeug

Gersheim · Eine Partei gründen, ihre Ziele ausarbeiten und Wahlkampf betreiben - das waren die zentralen Aufgaben, denen sich Schüler aus mehreren Ländern in einem Workshop gewidmet haben. Dabei haben sie vor allem neue Freundschaften geschlossen.

 Schüler der Gesamt- und Gemeinschaftsschule Gersheim zogen eine positive Bilanz zu ihrer Europawoche in „Spohns Haus“. Foto: Schule

Schüler der Gesamt- und Gemeinschaftsschule Gersheim zogen eine positive Bilanz zu ihrer Europawoche in „Spohns Haus“. Foto: Schule

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"Ich habe viele neue Freunde auf Facebook", berichtet Anika stolz ihren Klassenkameraden im Deutschunterricht am Montag. Sie ist Schülerin der Klasse 7e1 der Gesamtschule Gersheim und verbrachte auf Einladung von Hans Bollinger eine Woche mit anderen Jugendlichen aus Polen, der Ukraine, Deutschland und Ungarn in "Spohns Haus", dem ökologischen Schullandheim in Gersheim. Jetzt sitzt sie wieder im Unterricht und berichtet, was sie alles erlebt hat. "Am Anfang war das schon komisch mit der Verständigung. Aber viele der Besucher sprachen prima deutsch, und den Rest haben wir mit Englisch oder einer Übersetzungsapp auf dem Smartphone schon hinbekommen", erklärt die Zwölfjährige ihren Mitschülern.

Und Kommunikation war wichtig, denn es standen einige herausfordernde internationale Workshops zur "Europa-Wahl" am 25. Mai auf dem Programm. Mit besonders viel Spaß gingen die Gruppen an die Arbeit, als sie Parteien entwickeln durften, deren Parteiprogramme ausarbeiten und dafür Wahlkampf betrieben. In einer vorgezogenen Europawahl der Schüler wurde dann unter tosendem Applaus "Die Marshall-Partei" zum Sieger gekürt. Europa hautnah erlebten die Jugendlichen bei der Besichtigung des Europarats in Straßburg und dem europäischen Museum in Schengen.

Für alle ein weiterer Höhepunkt der Europawoche war Besuch aus dem saarländischen Landtag. Dort wurde die Gruppe von Europaminister Stephan Toscani begrüßt und durfte sich mit Politikern und weiteren Vertretern saarländischer Schulen unter dem Motto "Europaklassen" austauschen. Doch vor allem außerhalb des offiziellen Programms wurde intensiv an Europa gearbeitet, sei es beim gemeinsamen Decken der Tische im Speisesaal oder dem Abwasch in der Küche. "Am meisten über die anderen Länder habe ich gelernt, wenn wir abends auf den Zimmern waren", resümiert Anika.

"Klar wollte ich wissen, welche Musik in Polen gehört wird, was ungarische Jugendliche in ihrer Freizeit machen, und auch, ob die Schüler in der Ukraine Angst haben vor dem, was an ihrer Ostgrenze passiert". Anika ist verändert nach dieser Woche. Offener und neugieriger ist sie geworden, meinen ihre Eltern. Und sie will eine Reise nach Polen machen, um ihre neu gewonnenen Freunde zu besuchen - das steht für sie jetzt schon fest.

Als die Deutschstunde endet, schaut Anika ein wenig verschämt ihre Klassenkameraden an. "Ich hatte am Anfang ein paar Bedenken, ob das mit uns allen so klappt", gesteht sie, um dann überzeugt hinzuzufügen, "aber das war wirklich Quatsch".

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